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Samstag, 4. Januar 2025

In Amden geht die Post ab!

Ein kleiner Bericht, um ein paar schöne Erlebnisse aus der Vorweihnachtszeit festzuhalten. Während dieser war es im Jahr 2024 weder so richtig winterlich noch so richtig sommerlich. Das ist aber nicht negativ zu werten, waren so doch sowohl Skitouren wie auch Sportklettersessions in der unmittelbaren Nähe von daheim möglich. Im Idealfall lässt sich dann auch noch beides kombinieren: vom Modus Ski + Bloc hatte ich ja erst kürzlich geschrieben, nun gibt's hier ein Ski + Climb. Oder man könnte auch wieder einmal das Après-Skitouring (eben das Sportklettern nach einer Skitour) zu Rate ziehen. Das passt prinzipiell auch, wobei der Fokus dieses Mal eher bei der Après-Aktivität lag.

Skitour Flügenspitz (1702m)

Ein bis in die Haarspitzen motivierter Kollege versuchte mich von einer Galerie-Session zu überzeugen. Die Prognose und noch viel weniger die Webcams verhiessen Gutes, dichter Nebel lag auch über dem sonst oft sonnigen Walensee. Es würde schon noch kommen, meinte er. Und sonst könnten wir ja trotzdem eine Session machen, Kälte-Resistenz würde ich als altgedienter Alpinist doch schon ein wenig mitbringen. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Weil mein Zeitbudget etwas grosszügiger als seines dimensioniert war, entschloss ich mich dazu, als Aufwärmer zuerst ein Skitüürli ab Arvenbühl zu geniessen. Und im schlimmsten Fall bliebe so am Ende nicht nur eine kalte Nebel-Klettersession als Resultat des Tages. Die von mir ausgewählte Route zum Flügenspitz umfasst nur knappe 500 Höhenmeter und ist als Schneeschuhtour ausgeschildert. Grosser Alpinismus findet da also definitiv keiner statt. Viel Sonne, viel Genuss und schöne Pulverschwünge gab es aber auf jeden Fall: small, but beautiful!

Wunderschön zu fahrender Schnee auf der Abfahrt vom Flügenspitz.

Galerie - Festland (7c)

Um 13.00 Uhr war Basti am Draht und teilte mir den Entscheid zum Go mit, weil an der Galerie die Sonne schiene. Mit dem Go hatte ich gerechnet, mit seinem Argument dafür hingegen weniger. Für mich, der oberhalb von Amden an der Sonne war, tönte es kaum glaubhaft - der Nebel war nämlich immer noch sichtbar präsent. Mit Hilfe der Webcambilder liess ich mich aber überzeugen, dass das wärmende Gestirn tatsächlich durch eine (von meiner Position nicht sichtbare) Lücke in der Talmitte auf die Felsen schien - erst noch mit Tendenz zur Besserung. Also los, ab 14 Uhr ging es ans Werk: als Projekt wurde die Route Festland (7c) erkoren. Steil, kurz und knackig sind die Attribute dafür. Was man auch sagen muss: sie verläuft in wenig ansprechendem Fels, der sich auch teil etwas bröcklig-lotterig zeigt. Abgesehen vom Visuellen ist die Route aber echt cool und vor allem war es für diesen Tag genau das richtige Projekt. Wir konnten abwechselnd rasch getaktete Versuche geben, so blieben wir trotz tiefer Temperatur immer warm. In gemeinsamer Arbeit konnten wir alle Moves entschlüsseln und zimmerten eine prima Beta. So wurde geriegelt, bis es dunkel war, es war eine richtig produktive Session. Zurück beim Auto zeigte die Temperaturanzeige dann 1 Grad...

So hiess es nun nur noch, den Durchstieg an Land zu ziehen. Fünf Tage später konnten Basti und ich für eine weitere Session losziehen. Dieses Mal bei deutlich milderen Bedingungen, ja auf der Galerie schon einer fast sommerlichen Wärme. Der Verlust an Grip wog die eingesparten Kleiderschichten nach meinem Gusto nicht ganz auf - trotzdem lief es ganz ordentlich. Dreimal scheiterte ich knapp am letzten harten Zug. Es war aber kein Grund für einen Frust, sondern es reichte halt einfach nicht ganz - hier der Link zum Video von jenem Tag. Leider sollte im Anschluss das Wetter drehen, Schneefall bis in tiefe Lagen war angekündigt. Doch es gab eine letzte Chance. Im Föhnfenster vor Eintreffen der Front konnte ich mit Kathrin noch einen Go geben. Der Föhn war zwar ein eher laues Lüftchen, ja es gingen sogar schon erste Regenschauer nieder. Die störten in der stark überhängenden Route jedoch nicht, und ohne Sonne und bei tieferen Temperaturen war auch der Grip wieder besser. Nachdem ich das Material in die Route gehängt hatte, gelang mit der Durchstieg solide im ersten scharfen Go des Tages. Gleich im Anschluss entledigte sich Kathrin mit dem Pizzabuch (7a) von einem längst vergessenen Uralt-Projekt ihrerseits. Froh darüber, "Weihnachten nicht auf hoher See verbringen zu müssen", konnten wir uns in die warme Stube zurückziehen und uns ob der nun tanzenden Schneeflocken erfreuen. Für eine Reflektion über den Schwierigkeitsgrad von Festland sollte es auch reichen: in den Guidebooks steht 7c, aber meines Erachtens könnte es auch eine 7c+ sein. Die harte Einstiegspassage bis zum guten Seitgriff, von wo man den fünften BH klippt, würde ich als (mindestens) 7A bloc einschätzen. Und da kommt dann noch der taffe Klipp vom vierten BH mit hinzu. Das Finish vom erwähnten Seitgriff zum Top ist dann gutgriffig und braucht nur noch etwas Athletik (ca. 6B bloc). Das Verdikt von Darth Grader zu diesem Breakdown: 7c+.

Skitour Gulmen (1788m)

Der erwähnte Schneefall bildete die Grundlage, dass wir weitere zwei Tage später ein nächstes kleines Zeit- und Wetterfenster für die Skitour vom Restaurant Schäfli in Amden zum Gulmen nutzen konnten. Eine einfache Standardtour mit nur 850hm. Bei schöner Wetterstimmung und einer idealen Schneedecke (solide Unterlage mit fluffig-leichtem Pulver) gab das aber trotzdem ein super Erlebnis her. Und mit ein wenig Linien-Engineering war es dann auch ein leichtes, auf komplett unverfahrenen Flächen in die Tiefe zu rauschen. Zum Ende der Tour hatte sich der Himmel schon wieder überzogen. Wir fuhren talwärts, bis wir am Parkplatz der Galerie ein bekanntes Gefährt sichteten. Welcher Desperado nun das wohl war?!? Der Dettling ja offensichtlich nicht - aber natürlich sein Kollege, der sich auch noch einen Weihnachtsplatz auf dem Festland sichern wollte... die Details dazu lassen wir mal aussen vor 😜

Amden, the place to be! Sicht über den (nicht sichtbaren) Walensee hinweg zu Mürtschen und Co.

Skitour Redertengrat (ca. 2170m)

Item, die Wolken brachten auf Weihnachten nochmals eine gute Ladung Schnee. Zwar nicht in Amden, aber im nahen Wägital konnte ich diesen am Weihnachtstag dann gebührend nutzen. In tief verschneitem Gelände ging es direkt via Schwantli und durch den Schlunenwald hinauf zur Rinderweid. Anstatt dem schon gut ausgetretenen Trassee zu folgen lockte mich eine weiter links verlaufende Spur in Richtung Lauibüel. Dies in vollem Bewusstsein, dass ich so möglicherweise komplett ins Offside geriete. So war es dann auch: der Track führte nicht weiter in Richtung Redertengrat. Natürlich hätte ich wieder hinüber zur Normalroute wechseln können. Aber die verlief im Schatten des Muttrirückens und als etwas später aufgebrochenem kamen einem da schon wieder die ersten Tourengänger entgegen. Beides behagt mir wenig. So war ich bald mit mir im Reinen, stattdessen eine eigene Spur gerade-voraus-direkt-hinauf im sonnigen Gelände zu legen. Eine bessere Entscheidung hätte ich nicht treffen können: bei perfektem Ambiente und wunderschönem Powder schritt ich durch das leicht baumbestockte Gelände und landete schliesslich auf 2170m am Grat. Das war nun Soul-Touring vom Feinsten gewesen! Und selbstverständlich war auch die Abfahrt mit First-Line-Garantie bis zur Rinderweid ein Hochgenuss. Selbst von da bis hinunter ins Tal liessen sich noch unbefahrene Sektoren finden, so gut habe ich diesen Abschnitt tatsächlich noch nie erwischt. Skitourenmässig war das Jahr 2024 mit dieser Tour beendet. Nun folgte das Fest Packen der Koffer, dann ging's in den Süden zum Sportklettern - doch das ist eine andere Geschichte für einen (vielleicht) folgenden Blog.

Diese Spur lockte mich in Richtung Lauibüel, wo dann aber finito war...

...es wartete nur noch jungfräulicher Schnee, aber absolut winderschöner...

...in diesem sonnigen Winter-Wonderland war die Spurarbeit ein Riesengenuss!

Freitag, 5. Januar 2024

Silvester-Skitour zum Speer (1951m)

Nach Weihnachten gab's eine weitere Kletterperiode mit Outdoor- und Indoor-Sessions, ja sogar ein Ausflug zum MSL-Einrichten lag drin (worüber zu gegebener Zeit dann sicher auch berichtet wird). Doch nun war es wieder einmal angesagt, den Griffeln einen einen Tag der Erholung zu gönnen. Die Tourenbedingungen hatten sich seit meinem letzten Ausflug kaum verändert. Vor der nachmittags eintreffenden Front war in den östlichen Voralpen ein Föhnfenster angekündigt. Das war ganz nach meinem Gusto, so würde ich in der Nähe von daheim auf gute Bedingungen treffen. Meine Quintessenz aus der Menge aller Tourenberichte der vergangenen Tage war es, dass man die besten Bedingungen an steilen, unverspurten und sonnenexponierten Südhängen finden würde. Auf zum markanten Gipfel vom Speer, war also die Devise.

Blick aus dem Gebiet von Underchäseren zum Glärnisch, enorm viel Schnee auf 1300m hier!

Auch hier war ich mir erneut nicht restlos im Klaren darüber, auf welcher Höhe genau auf die Ski gewechselt werden könnte. Weil sich die Bike & Ski-Kombination das letzte Mal bestens bewährt hatte und man nach Minimal-Impact-Diktat ja sowieso nicht überall mit dem Auto in den letzten Chrachen hochfahren muss (wenn es auch gut anders geht), startete ich in Weesen mit dem Bike. So würde ich sicher bis zum Punkt mit einer geschlossenen Schneedecke pedalieren und dann ohne lange Übergangszone mit den Ski weitergehen können. Es zeigte sich schliesslich, dass die Strasse gerade bis zur Alp Matt P.1072 aper war. Wie erhofft und gewünscht konnte da auf die Ski gewechselt werden und diese konnten dann bis zum Gipfel und zurück an den Füssen bleiben.

Blick nach Westen Richtung Zürichsee vom Gipfel, die Kaltfront rückt im Eiltempo heran.

Einmal im Gebiet von Underchäseren angelangt, schien es mir günstiger, nicht die offizielle Route durch den Saumchengel zu wählen, sondern direkt über die Terrasse am Fuss der Gipfelflanke aufzusteigen. Das ist sicherlich etwas kürzer und direkter, erheischt jedoch sichere Verhältnisse - diese waren gegeben, denn Rutsche aus der steilen SE-Flanke waren an jenem Tag definitiv keine zu befürchten. Der kompakte Schnee mit seiner glatten Oberfläche war etwas aufgesulzt, daher griffig und angenehm zum Fellen. So ging sogar die Gipfelflanke gut mit Ski und ohne die Harscheisen zu montieren. Dass solches aber nur eine Momentaufnahme ist, zeigte sich schon am nächsten Tag, wo es andere Tourengänger es mir nach meinem Eintrag auf gipfelbuch.ch gleichtun wollten, jedoch nur eine (zum Glück glimpflich ausgegangene) Rutschpartie ernteten

Zu wenige (gute) Fotos gemacht auf der Tour. So muss dieses vom Vortag herhalten - passt doch perfekt zum Jahresabschluss!

Während ich im Aufstieg meinen Blick nach SE gerichtet hatte und noch nichts von der heranrückenden Front sehen konnte, so nahm ich auf dem Gipfel wahr, dass sich der Himmel im Westen doch schon merklich verdunkelt hatte. Urplötzlich, ca. 10 Minuten nach meiner Gipfelankunft, kam ein starker Wind auf und es bildeten sich erste Wolkenfetzen tief an den Westhängen. Nun blieb keine Zeit mehr zum Trödeln, das war mir subito klar. Also ritsch-ratsch die Felle weg, in die Bindung steigen und ab ging's. Für die Abfahrt genoss ich wirklich perfekte Verhältnisse. Die Sicht war noch gut und die superkompakte Schneedecke war gerade so aufgefirnt, dass man den Brettern nach Belieben die Sporen geben konnte.  Nach der echt tollen Abfahrt mit mutmasslicher Bestzeit vom Gipfel bis nach Matt gab's noch einen ebenso rasanten Downhill mit dem Bike. In Weesen unten musste ich mich dann gegen einen heftigen Seitenwind lehnen, die Gipfel waren ab 1400m bereits komplett in die Wolken gehüllt und die ersten Regentropfen fielen wenig später 😲 Ja, dieser Plan war gerade noch perfekt aufgegangen, besser hätte ich das Timing für die Tour nicht treffen können!

Facts

Speer (1951m) ab Bahnhof Weesen (424m)
1000hm mit Ski plus 650hm Bike-Strecke
Ski-Schwierigkeit ZS, die 40 Grad steile Gipfelflanke kann Harsch- oder sogar Steigeisen erfordern!

Dienstag, 21. März 2023

Galerie - Zwetschgenwegli (7a+)

NEWS aus dem Galerie Waldsektor! Zwischen den beiden bestehenden Routen 'Claudio Serenade' (6a) und 'Les vices et versa' (7b) konnte ich eine Neutour einrichten. Es ist sicherlich nicht die grandioseste Route der nördlichen Hemisphäre, ja nicht einmal im Einzugsbereich vom Walensee. Nichtsdestotrotz ein interessanter Zeitvertrieb - erst recht für all jene, die darauf gewartet haben, dass in diesem Sektor "wieder einmal neu geschraubt wird".

Athletischer Sitzstart-Boulder als möglicher Auftakt.

Man kann - und das ist doch ziemlich speziell - die Route mit einem Sitzstart beginnen. Spinnt der jetzt komplett?!? Nein, die kleine Grotte am Fuss der 3m hohen Einstiegswand bietet sich perfekt für diese Spielerei an. Das hatte seinerzeit auch schon ein unbekannter Felsspecht gemerkt und die besten Griffe leider mit dem Bohrer aufgedonnert. Immerhin, die Sache klettert sich auch an diesen "Kunstwerken" spassig, das Video unten zeigt die Moves. Der Boulder spielt sich ungefähr im Bereich von Fb 6A+ ab. Er gehört nicht zwingend zur Route, man darf also gerne auch stehend starten. Da der Sitzstart nicht die Crux darstellt und man auf der nachfolgenden Terrasse beliebig lange ausruhen kann, ändert er auch die Bewertung nicht. Braucht also keiner seine Hose schmutzig zu machen!

Der Hauptteil der Route startet vom Plateau in 3m Höhe. Das nun folgende, überhängende Wändchen wartet mit einer kniffligen Kletterstelle auf, die einerseits Entschlossenheit und andererseits etwas Kraft verlangt. Hat man sie geschafft, so folgt anhaltend vertikale, fingerlastig-ausdauernde Wandkletterei mit technischem Zuschnitt. Es war für mich gar nicht so einfach, die optimale Lösung zu finden. Vielleicht helfen ja in Zukunft die Kletterspuren bei deren Identifikation. Wirklich direkt über die Haken ohne Umwege in die benachbarten Routen lässt es sich zum Umlenker auf ca. 18m Höhe klettern.

In ziemlich direkter Linie einen Hauch links vom Seil verläuft die Route.

Zuletzt stellt sich noch die Frage, was denn die Begehung von diesem Zwetschgenwegli bewertungstechnisch wert ist. Da fällt es mir auch eher schwierig, eine klare Aussage zu machen. Zum Postulieren eines Vorschlags bin ich ja aber verpflichtet und der fällt auf 7a+. Mit dem genauen Wissen was zu tun ist, fällt mir die Route nicht allzu schwer. Ob ich es hingegen im noch fast neuen Zustand ohne Spuren und Markierungen onsight geschafft hätte?!? Längst nicht sicher, ich hätte sicher durchaus scheitern können. Es sei aber auch erwähnt, dass ich die Route (nach einer früheren, kurzen Inspektion zum Abklären der Machbarkeit) alleine und in einer einzigen Session eingerichtet habe. Und mit n=1 lässt es sich nur schlecht Statistik machen, meint der Experte. Kurzum, Ausprobieren ist herzlich willkommen!

Montag, 19. Dezember 2022

Galerie - Thai Village (8a)

Ziemlich genau 8 Jahre ist es her, seit es dereinst Thai-ai-ai geheissen hat! In aller Regel steige ich in Routen, welche ich einst nach Projektieraufwand am Limit durchsteigen konnte, nicht mehr ein. Denn es geht ja dann sowieso nicht mehr einfach so wieder und hinterlässt nur das schale Gefühl von "unsend" und "ich bin schlechter geworden". Bei der Thai City war dann aber im Winter 21/22 ein starker Mann zur Installation eines Topropes gefragt, so dass Frau (Dettling) in dieses mögliche Projekt schnuppern konnte 😁 Und genau bei diesem Anlass kam mir die Idee, einen Rechtsausstieg einzurichten. Ein erster Augenschein zeigte manch nutzbare Struktur an und verhiess, dass es machbar sein sollte. 

Ob Stadt oder Land, jetzt kann jeder nach seinen Präferenzen leben 😎

Jedenfalls kam kurz darauf der Sommer, in welchem ich den Galerie Waldsektor nicht frequentiere. Viele Monate später sanken die Temperaturen dann endlich wieder auf Werte, welche das Klettern im kleingriffig-scharfen Kalk möglich machen. Natürlich erinnerte ich mich sogleich an die Idee vom letzten Winter - nur nicht mehr an die Sequenz der Moves, welche ich damals erkannt hatte. Die Sache entpuppte sich nämlich aus äusserst knifflig und ich war schon kurz davor, das Handtuch zu werfen, da sich das Projekt als oberhalb von meiner Kragenweite zu befinden schien. Dem geduldigen Neni und meiner Hartnäckigkeit sei Dank hatte ich aber nach 2 vollen Sessions dann doch eine Beta draussen, welche für mich aufging.

Galerie Waldsektor, eine coole Wand. Der Akteur ist allerdings in der Craigh na Dun (8a).

Somit bestand die Aufgabe "nur" noch darin, die Linie auch Rotpunkt zu klettern. Schon bei der ersten Gelegenheit gab es einen ziemlichen Setback. Der Grip war super, meine Kraft auch gut beeinander. In der Cruxzone riegelte ich den Gegebenheiten entsprechend an den Sloperleisten. Und schnipp, schon war ein tiefer Cut in der Hautfalte am ersten Fingerglied. Meine Fingerkraft ist ja alles andere als legendär. Aber offenbar ist die Reissfestigkeit meiner Fingerhaut noch tiefer - denn das war keine mechanisch induzierte Verletzung, sondern die Haut wurde auf Zug einfach auseinander gerissen. Logischerweise war dann Geduld gefragt. Dick eingetapt war zwar Trainieren bald wieder möglich, auch das Bouldern in der Halle ging nach ein paar Tagen wieder. Doch wieder auf genau dieselbe Art und Weise an den Leisten im Projekt zu zerren erforderte mehr Zurückhaltung.

Winterliche Stimmung am Walensee. 

Immerhin war mir klar, welcher Griff der Bösewicht war. Ich nahm mir vor, an einem Tag maximal 3x im Rahmen von fokussierten Versuchen daran zu ziehen und nicht im (eigentlich sowieso sinnlosen, aber beim Projektieren so verlockenden...) Serienfeuer-Style verzweifelt daran herumzuzerren. Sowieso war ich eigentlich soweit, dass ich mit ernsthaften Rotpunkt-Versuchen anfangen konnte. Doch so einfach war die Linie nicht zu haben. An ziemlich jedem der schwierigen Moves scheiterte ich ein- oder mehrmals. Aber immerhin waren meine Fortschritte konsistent, d.h. ich kam jedes Mal bis zu meinem bisherigen Highpoint oder einen Move höher. Nach 4 weiteren Sessions hatte ich dann plötzlich den Griff in der Hand, wo ich dachte, dass man dann ganz bestimmt nicht mehr fallen kann. Doch wie es doch so oft kommt: "completely powered out" war ein Weitersteigen zum Top dann doch nicht nur Formsache. Doch ich konnte die Nerven und die Ruhe behalten, kurz schütteln und dann entschlossen die verbleibenden Moves anpacken - genau so ging es, der Erfolg war Tatsache und ein interessantes Projekt zur Realität geworden!

Facts

Galerie Waldsektor - Thai Village (8a)

Die Linie verläuft bis zum 6. BH (d.h. der zweiten Fixexe) mit der Thai City gemeinsam. Dann leicht rechtshaltend und gerade hinauf. Der schwierige Abschnitt ist vielleicht leicht kürzer als im Original, dafür sind die einzelnen Moves eher schwieriger. Eine Bewertung ist wie immer schwierig, wenn man eine Neutour ganz alleine etabliert hat. Ich denke aber, es die Schwierigkeit ist vergleichbar mit der Thai City und schlage darum auch eine 8a vor. Wie so oft wird die empfundene Schwierigkeit aber auch von den persönlichen Präferenzen und den körperlichen Gegebenheiten abhängen. Hier dürfte es entscheidend sein, wie gut man mit ein paar kleinen Löchern umgehen kann und welche Fusstritte man für die härtesten Moves am Cruxwulst nutzen kann - unmöglich für mich zu sagen, wie sich das für andere Kletterer anfühlen wird. Aber ich bin natürlich sehr gespannt, davon zu hören!

Von diesen Viechern gibt's im Sommer viele im Sektor. Von November bis März ist es viel besser. Unglaublich allerdings, wie sehr das Grünzeug über den Sommer gewuchert hat. Ein angenehmer Nebeneffekt des Projekts ist es, dass daneben genügend Zeit für die nötigen Gartenarbeiten blieb und es jetzt schon wieder viel besser aussieht.

PS: Der Stand vom Thai Village lässt sich auch erreichen, indem man die Via Anja bis zu deren Stand klettert, dann an ein paar Löchern gerade hinauf zieht, um schliesslich mit einer Linksquerung die Untergriffe und die Ausstiegshenkel zu erhaschen. Das wäre dann die Via Anja Extension und somit eine weitere Möglichkeit im Waldsektor. Die Schwierigkeit beläuft sich auf ca. 6c/7a. Ob das jetzt eine sinnvolle Quality Addition zu den Möglichkeiten im Waldsektor ist, bleibe dahingestellt. Es ist aber ein bequemer Weg, um mit einer Aufwärmroute das Material ins Thai Village zu hängen und es musste nichts neu gebohrt werden, da ein bereits bestehender Anker von einer Hakenreihe genutzt werden kann, welche beim ursprünglichen Einrichten des Sektors entstand. 

Dienstag, 29. September 2020

September-Skitour Gulmen (1788m)

Manchmal ist es schon verrückt, wie schnell das Wetter wechselt. Noch am Donnerstag hatten wir in kurzen Hosen an einer MSL-Tour gewerkelt und die Zeit bis zum Eintreffen von Dunkelheit und den ersten Regentropfen der Front (die gleichzeitig kamen) nutzen können. Nach weiteren (Indoor-)Sessions in den vergangenen Tagen waren die Finger dann müde und ein Alternativprogramm gefragt. Die Webcams zeigten schon reichlich glitzernden Schnee, der Wintereinbruch war für diese Jahreszeit ungewöhnlich heftig gewesen. Für ein kleines Tüürli sollte das auf jeden Fall reichen, notabene mein frühester Saisonstart und auch meine erste September-Skitour überhaupt. Nun fehlt mir nur noch der August als Skitourenmonat. Ich weiss, auch das lässt sich machen, jedoch schien mir der entsprechende Aufwand bisher noch nie gerechtfertigt (das ändert sich ja vielleicht nun).  

Von Amden Sell (Postautohaltestelle bei P.1149 oder Parkplatz ca. 1km weiter bei P.1234) liefen wir los, auf 1270m waren die Hänge genügend weiss, um die Bretter anschnallen zu können. Via Diggi und Hüttlisboden ging's zum steilen Gipfelhang, wo in weiten Kehren schon richtige Spurarbeit wartete. Mit Sonnenschein und den Tiefblicken auf den Walensee und das noch saftig-grüne Unterland aber ein grosser Genuss. Während da noch schweisstreibend im T-Shirt gearbeitet wurde, ging dann auf dem Gipfelplateau ein zügiger Luft, es lag ~40cm Schnee und das fühlte sich dann auch gleich richtig winterlich an, standesgemäss wurden am Top Handschuhe und Kappe angezogen.

Die Abfahrt war dann erstaunlich genussvoll, das hätte ich a priori nicht unbedingt so erwartet. Da wir erst mittags unterwegs waren, war der Schnee bereits feucht (frühmorgens wäre es wohl noch pulvrig gewesen). Er war aber kompakt, kaum klebrig und gut drehbar, so konnte man schöne Schwünge hinzaubern. Mit etwas Umsicht liess sich Bodenkontakt gut vermeiden und man musste kein Mitleid mit seinem Material haben. Zu schnell war der Spass schon wieder vorbei... und wenn's ja schon "Winter" ist, so hätte man eigentlich auf dem Heimweg ja gleich noch eine Galerie-Session einlegen können, dies bestimmt wiederum in kurzen Hosen an der nachmittäglichen Sonne. Liessen wir dann aber bleiben zwecks Restday und so... man ist ja in unserem Alter langsam vernünftig ;-) 

Sonntag, 5. Januar 2020

Skin & Fly: Leistchamm (2100m)

Nach der Rückkehr aus den Kletterferien im Süden war die Gelegenheit da, zur Abwechslung wieder einmal die Schweizer Winterlandschaft zu geniessen. Auf eine lange Anfahrt wollte ich verzichten, ebenso auf ein überranntes Tourenziel. Noch dazu sollte es im Aufstieg etwas Sonne geben und ein bisschen Nervenkitzel sollte trotzdem mit von der Partie sein. Als der Weisheit letzter Schluss präsentierte sich schliesslich eine Tour auf den Amdener Leistchamm mit dem Flug-Zeug im Gepäck nach dem Motto...

if (snow == "good") ski else fly

Startplatz auf dem Leistchamm...
Mein Aufstieg startete im Arvenbüel. Auf der markierten Route ging's zusammen mit zahlreichen Schneeschuhwanderern zur Alp Looch. Fleissige Gipfelsammler könnten ab da noch den Flügenspitz mit einbeziehen, aber da war ich früher schon einmal. Wenig später steht man unter der doch einigermassen imposanten Nordflanke des Leistchamm, die bei (allerdings selten anzutreffenden) guten Bedingungen ein paar interessante Abfahrtslinien bieten würde. Über den steilen Nordrücken ging's im Bereich des Sommerwegs dem Gipfel entgegen. Während für den Aufstieg gute Conditions herrschten, schien die Abfahrt wie erwartet eher wenig zu versprechen. Nach rund 90 Minuten Aufstieg hatte ich das Top erreicht. Ein super Panorama und fabelhafte Tiefblicke auf den Walensee warteten - einfach genial!

...und Landeplatz beim Bahnhof Weesen. Der Leistchamm in Bildmitte in weiter Distanz (gut 10km entfernt).
Nachdem auch der Wind passte, legte ich meinen Gleitschirm direkt am Gipfelkreuz aus. Die Kalotte lässt sich gerade schön auf die ebene Gipfelfläche platzieren. Der Pilot oder eben zuerst noch Skifahrer steht allerdings schon am Rand des steileren Abhangs und dann geht's los, den Nordrücken hinunter. Ein wenig Entschlossenheit ist schon nötig, aber dank den guten Bedingungen war's ein Kinderspiel. Dem Westgrat entlang flog ich Richtung Weesen, thermischer Aufwind erleichterte mir die Sache und unter mir zogen gleich 4 Adler gleichzeitig ihre majestätischen Kreise. Doch weiter ging's, wenig später gab's eine für einmal ganz ungewohnte Perspektive auf die Galerie. Diese spendierte mir nochmals Thermik und damit die Möglichkeit, noch ein wenig länger in der Luft zu bleiben. Doch jedes Vergnügen endet einmal, in diesem Fall mit einer Ski-Landung auf der grünen Wiese unmittelbar beim Bahnhof Weesen - ja, das geht im Fall problemlos! 

Freitag, 16. Januar 2015

Galerie - Chalance (7b+) & Nonchalance (6b)

Der noch ungekletterte Bauch im rechten Waldsektor oberhalb der Galerie, zwischen den Routen Petit Toit (6c) und Voltige (6a)  war mir schon vor längerer Zeit aufgefallen und hatte mein Interesse geweckt. Da ich aber über längere Zeit mit anderen Projekten beschäftigt war, hatte ich diese Sache für später aufgehoben. Nachdem aber die Rotpunkt-Begehung der Thai City (8a) geglückt war, ging ich der Sache auf den Grund. Dabei sind nun, je nachdem wie man es nimmt, eine oder gleich zwei Neutouren entstanden.

Der Blick beim Schuhe wechseln vom Fuss der Route auf den blauen Winterhimmel, die beste Zeit um hier zu klettern!
Die Sache entpuppte sich nämlich als wie folgt: der mich interessierende Bauch liess sich zwar tatsächlich klettern, jedoch nur an seinem linken Rand und damit in bedenklicher Nähe zur griffigen Schuppe des Petit Toit, welche ihn mehr oder minder zur Trivialität macht. Somit kam natürlich die Frage auf, was und wie hier denn einzurichten wäre. Zur Wahl standen die folgenden Möglichkeiten:
  1. Fokus auf die bouldrigen Züge über den Bauch. Damit die Route auch so geklettert werden muss wie angedacht, d.h. ohne die griffige Schuppe, werden die Haken einfach so weit rechts gesetzt, dass sie von dort unmöglich zu klinken sind. 
  2. Vergessen der Direktvariante über den Bauch und einrichten einer schönen, gut zu kletternden 6b-Route. Wer will denn schon definiert 1-2m neben den guten Griffen vorbeiklettern, zudem in einem Grad der den meisten Besuchern vor Ort sowieso zu schwierig ist. 
  3. Kompromissvariante, die Haken werden so gesetzt, dass sie sowohl von der griffigen Schuppe wie auch aus der Direktvariante gut einzuhängen sind. Damit kann jeder klettern was er will. Die beiden Routen erhalten je einen separaten Namen und eine separate Bewertung.
Wie man unschwer folgern kann, habe ich mich schliesslich für die Kompromissvariante entschieden. Für die einfachere Nonchalance steigt man ein, klettert den Haken nach und benützt ganz ungezwungen alle Griffe, welche sich anbieten. Insbesondere behilft man sich am Bauch der griffigen Schuppe links. So klettert man eine lohnende 15m-Tour, die für den Grad ziemlich athletisch ist. Als Bewertung würde ich eine 6b vorschlagen, jedenfalls ist's meiner Meinung nach einfacher wie Immigrant (6b+), Emigrant (6b+) oder Rollstuhlfahrer (6c). In Stein gemeisselt ist das aber nicht, ich habe bisher noch nicht einmal eine Zweitmeinung erhalten, Feedback ist deshalb also durchaus erwünscht.


Ich schreibe den Leuten eigentlich sehr ungern vor, was sie wie oder wo zu klettern haben. Wer sich aber die Chalance ins Tourenbuch eintragen möchte, der muss den Bauch oben direkt klettern und darf die griffige Schuppe links nicht benützen, weder für die Hände noch für die Füsse. Ebenso habe ich den absolut hässlichen Kunstgriff unterhalb vom Bauch nicht gebraucht und bin direkt, oben sogar eher rechts vom letzten Haken gestiegen. So finde ich die Züge über den Bauch am lohnendsten und auch total eigenständig. Möglicherweise gäbe die Alternative, im Spalt, ohne sich an der griffigen Schuppe selber zu halten, nach Griffmöglichkeiten zu suchen um dann links oben an Leisten und Henkel zu gelangen - das habe weder ausprobiert, verifiziert noch geputzt, weil mir die Chalance auf diese Weise definitiv zu gesucht wäre. Mit den von mir benutzten Strukturen schätze ich die Bewertung der Chalance auf 7b+. Auch dieser Vorschlag ist unbestätigt, so dass weitere Stimmen sehr willkommen sind. Der Klarheit halber befindet sich unter diesem Link noch eine kurze Beschreibung meiner Lösung - Onsight-Aspiranten sollten das eher nicht lesen :-)

Tja, und zuletzt noch ein Disclaimer: wem das alles zu kompliziert ist oder wer definierte Touren einen Mist findet, der nehme zur Kenntnis, dass es im Wald eine neue 6b gibt, welche man ganz nonchalant klettern kann. Wer (wie ich) in dieser Zone schon die meisten Touren kennt und sich an einigen spannenden, bouldrigen Moves erfreuen kann, für den gibt es die Möglichkeit seine Fähigkeiten an einer neuen Variante im Bereich 7b+ zu testen. Klar, aufgrund dieser Ausgangslage ist es sicher nicht die beste Route der Welt, interessant fand ich es aber allemal und eben: jeder wie er will - somit können wir die Grundsatzdiskussionen hoffentlich beiseite lassen. 

Topo


Sonntag, 14. Dezember 2014

Thai-ai-ai...

Nach meinem Ausflug in die Matterhorn-Nordwand war ich nochmals etwas auf den Geschmack des Projektierens im Klettergarten gekommen. Der warme und trockene November 2014 lud schliesslich dazu ein, man konnte sich ja beinahe uneingeschränkt draussen austoben. Meine Wahl war auf die Thai City (8a) an der Wand im Wald gefallen. Nach etwa 6-7 Sessions und rund 20 Versuchen gelang es mir nun, sie zu punkten... und sie damit wahrscheinlich auch gleich zur Kandidatin für eine Abwertung zu machen. Wenn's der Dettling punktet, dann kann es nicht 8a sein, so scheint mir die Devise zu lauten. Nicht allen meinen bisherigen Routen im achten Franzosengrad war jedenfalls nach meiner Begehung ein langes Weiterleben in ihrem Dasein gegönnt - daran wird es wohl auch liegen, dass die sich jeweils wie verrückt gegen meine Begehung wehren ;-)


Nachdem ich am Weekend zuvor mit der recht strengen Medel-Skitour in den Beinen noch knapp am letzten schweren Zug gescheitert war, öffnete sich nun das Fenster für den Durchstieg. In gewohnter Manier ging's hinauf zur Abschlusscrux, deren Griffe ich langsam auch gescheit festzuhalten gelernt hatte. Und auf einmal hatte ich dann den Sloper nach dem letzten schweren Zug in der Hand. Damit wäre es eigentlich geschafft gewesen, so dachte ich zumindest im Vornhinein. Beim Auschecken oder Fertigklettern nach einem Sturz hatte ich von dort den letzten Zwischenhaken immer souverän eingehängt. Doch nun hing ich da und merkte sogleich, neinnein Marcel, so viel Kraft um hier zu klippen hast du nimmermehr. Das Hauptproblem dabei war, dass dieser Umstand in meinem mentalen Plan ganz und gar nicht vorgesehen war.

Mullerenalp, a magic place! Sicht zum Glärnisch mit dem Vrenelisgärtli 2904m, sowie Wiggis und Rautispitz.
Nach einer ganz kurzen Phase der Beklemmung schnaufte ich dann 3x tief durch. Loszulassen war definitiv keine Option, Klinken ging absolut nicht und somit blieb das Weitersteigen als einzige Möglichkeit. Die abschliessenden Moves sind zwar nicht mehr allzu schwer, aber entkräftet vom Durchstieg und 1-2m über dem letzten Haken stehend bekommt alles eine neue Dimension. Aber es gelang mir, meine Nerven im Zaum zu halten und souverän zum Umlenker durchzusteigen. Mein Herbstprojekt war damit abgeschlossen, grosse Freude und Genugtuung machten sich breit. Doch wie nahe Freud und Leid beim Klettern zusammen liegen können, erlebten wir bald darauf. Nach einem Besuch im Hallenbad des SGU Näfels wurden wir prompt noch Zeugen, wie ein Kletterer vom Top beinahe ungebremst zu Boden stürzte. Zum Glück ging die Sache relativ glimpflich aus, nötig wär's aber dennoch nicht gewesen.


Meinerseits gab es dann am Tag darauf noch einen süssen Dessert. Prophylaktisch hatte ich für eine weitere Galerie-Session abgemacht. Doch nach dem Durchstieg war die Wahl des Kletterziels frei, und da zog es uns eher über den Nebel. Vom Wetter erwartete ich nicht allzu viel, die dicke Jacke, Kappe, Handschuhe und die langen Unterhosen wanderten ins Gepäck. Aber weit gefehlt, die Sonne lachte weitgehend vom Himmel und bescherte uns einen magischen Klettertag auf der Mullerenalp. Dass ich mir dort noch kurzerhand die Begehung der Val Lunga (7c) krallen konnte, das war dann quasi das Marzipanrüebli auf der Torte. Mein Dank geht an alle die dabei waren und mich unterstützt haben, ganz besonders natürlich an den Neni! 

Facts

Hier gibt's mehr zur Wand im Wald, und das ist der Link (scrollen!) zu den Infos über die Mullerenalp.

Samstag, 15. Februar 2014

Galerie - Recherche Inutile (7a)

Im Januar hatte ich noch von aussergewöhnlichen Bedingungen geschrieben, weil über Weihnachten und Neujahr zwei Wochen am Stück auf der Galerie geklettert werden konnte. Mittlerweilen ist es Mitte Februar, und bezüglich dem Klettern draussen hat sich nichts geändert. Ein Update ist hingegen am Topo fällig. Mit der Recherche Inutile hat es nochmals eine neue Variante gegeben.

Diese führt erst rechts vom Emigrant hoch und mündet dann in die Ouagadougou, über welche man den Ausstieg bewältigt. Die Kletterlänge beträgt just 25m. Es warten 4 knifflige Stellen, die jeweils wieder von Ruhepunkten unterbrochen sind. Daher ist die Route auch recht schwierig zu bewerten. Ich denke, sie checkt in der Gegend von 7a ein, unter Umständen auch nur bei 6c+. Um den Grad definitiv festzulegen, möchte ich noch das Feedback von ein paar weiteren Kletterern mit unterschiedlichen Morphologien abwarten.

Kathrin in der Recherche Inutile (7a)
Woher der Routenname kommt, ist für einmal ganz einfach zu beantworten. Wir waren angerückt, um wieder einmal einen verschollenen Fingerring per Metalldetektor zu suchen. Im Gegensatz zur früheren Aktion in Carate Urio war dieses Vorhaben deutlich schwieriger: der Boden an den Einstiegen ist mit allerhand metallischen Altlasten gespickt, über lange Jahre hat man Grünzeugs und allerhand Grümpel von oben über die Wand hinunter geworfen. So gab es ständig Fehlalarm und wir fanden ausser alten Büchsen, Drähten und weissichnichtwas nix, vor allem den gesuchten Ring nicht. Das war aber auch nicht weiter erstaunlich, denn der tauchte wärend wir uns abmühten zuhause wieder auf. Von daher also eine wahrlich nutzlose Suche, immerhin entstand rund um diese vergebliche Aktion noch die Recherche Inutile.



Routenverzeichnis (von links nach rechts):

Die folgenden Touren sind alle schön, lohnend und verlaufen in gutem, griffigem und leicht überhängendem Fels. Die Absicherung ist bestens ausgefallen, je nach Route sind 6-12 Express nötig. Für die Recherche Inutile und die Ouagadougou ist zwingend ein 50m-Seil zum Umlenken nötig, bei den anderen reicht (knapp!) durchwegs ein 40m-Seil.

Tac Isaac (6b)
Piazkletterei, gar nicht so einfach wie man denken können.

Immigrant (6b+)
Bouldriger Start, danach Ausdauerkletterei an meist grossen Griffen.

Emigrant (6b+)
Griffige Kletterei mit einer markanten Schlüsselstelle am Dächlein.

Recherche Inutile (7a)
Vier knifflige Stellen mit Ruhepunkten dazwischen, spannende Sache.

Ouagadougou (6c+)
Interessante Kletterei, knifflige Einzelstellen ohne gute Ruhepunkte brauchen Ausdauer.

Devi (8a)
Unten easy, dann an Leisten, Seit- und Untergriffen durch die steile Wand, Maximalkraftausdauer!

Grünabfuhr (7c+)
Nach gemütlichen Auftakt erst Untergriffe, dann Resistance an besseren und schlechteren Leisten.

Sepultura (7b)
Prima Route! Weite Züge, dazwischen immer wieder gute Griffe. 

Thai City (8a)
Lange Zeit eher gemütlich, das Finale an Löchern und Slopern hat es dann in sich!

Dienstag, 7. Januar 2014

Galerie - Immigrant (6b+)

Unglaublich, aber wahr: über die Weihnachtsferien konnte man de fakto zwei Wochen am Stück auf und über der Galerie klettern. Dies im Fels und zwar durchgehend bei angenehmen und guten Bedingungen. Während einzelne Exponenten fast täglich ihr Stelldichein gaben, war ich nur hin und wieder zwischen dem Skifahren mit den Kindern und der einen oder anderen Skitour vor Ort. Mit einer Rotpunktbegehung der Pro niederi Trieb (7c) konnte ich die nach meiner 4-wöchigen Pause wieder aufsteigende Form beweisen und auch für eine kleine Neutour war Gelegenheit. Das ist aber bei weitem nicht das einzige, was sich in diesem Klettergarten getan hat.

Die Linie im Waldsektor hatte ich schon vor einiger Zeit erspäht, und auch weiteres Optimierungspotential mit einem Direkteinstieg für die Grünabfuhr (7c+), einem verbesserten Ausstieg für die Ouagadougou (6c+) und der Sanierung von einigem unzuverlässig gewordenen Mammut-Longlife-BH hatte ich gesichtet. Aber offenbar gibt es Leute, die Gedanken lesen können, denn bei meinem nächsten Besuch waren die Arbeiten an der Grünabfuhr und der Ouagadougou bereits erledigt. Auch gut so, danke für Arbeit und Haken! Somit hat nun also die Grünabfuhr neu einen direkten Einstieg der sie optimal von der Sepultura entflechtet und sie kann nun auch ohne meterlange Verlängerungen seilzugfrei geklettert werden. Dieser erste Teil ist aber einfach im Vergleich zum Rest, die Schwierigkeit verbleibt wie vorher bei 7c+. Weiter links schliesst die Ouagadougou nun nicht mehr mit einem langen Quergang nach links ab, sondern verlangt zum Schluss zwei, drei weite Leistenzüge gerade hinauf, um dann in einfacherem Gelände wieder etwas nach rechts auszusteigen. Ganz sicher eine sinnvolle, logische Korrektur, welche auch das Abbauen der Tour massiv vereinfacht. Hier ist es vielleicht debattierbar, ob die 2-3 weiten Züge am Schluss die Schwierigkeit etwas erhöhen. Eventuell leicht, aber sicher nicht massiv. 

Kathrin punktet den 'Immigrant' (6b+). Die Exen rechts hängen im 'Emigrant', bei 'Tac Isaac' wird links an der Schuppe gepiazt.
Und dann eben kommt meine Neutour zwischen Tac Isaac und Emigrant hinzu, die wir sinnigerweise mit Immigrant benannt haben. Sie bietet nach einem kurz etwas kniffligen, bouldrigen Start interessante, ausdauernde Kletterei an guten Griffen. Eingerichtet und gepunktet wurde sie am 4.1.2014 von Kathrin und mir. Die Schwierigkeit schätzen wir als ähnlich ein wie im Emigrant rechts davon, das wäre dann eine 6b+. Wobei ich an dieser Stelle schreiben muss, dass Kathrin die beiden Routen mit 6c bewertet, man urteile also selber :-) Im Zuge dieser Erschliessung habe ich dann auch links eine logische und bequeme Umlenkung installiert, die nun gemeinsam für Tac Isaac und Immigrant benützt wird. Ebenso habe ich die marode Longlife-Umlenkung vom Emigrant mit 2 neuen BH saniert und an deren Schluss noch 2 BH gesetzt, so dass man dort jetzt (in gleicher Schwierigkeit) direkt klettern kann, und nicht mehr zum Klippen nach links in die Nachbartouren ausweichen muss. Mit all diesen Optimierungen und nachdem der Wandfuss vom Gestrüpp befreit wurde, lässt es sich an dieser tollen Wand nun noch genusssreicher klettern.


Routenverzeichnis (von links nach rechts):

Die folgenden Touren sind alle schön, lohnend und verlaufen in gutem, griffigem und leicht überhängendem Fels. Die Absicherung ist bestens ausgefallen, je nach Route sind 6-12 Express nötig. Für Recherche Inutile und Ouagadougou ist zwingend ein 50m-Seil zum Umlenken nötig, bei den anderen reicht (knapp!) durchwegs ein 40m-Seil.

Tac Isaac (6b)
Piazkletterei, gar nicht so einfach wie man denken können.

Immigrant (6b+)
Bouldriger Start, danach Ausdauerkletterei an meist grossen Griffen.

Emigrant (6b+)
Griffige Kletterei mit einer markanten Schlüsselstelle am Dächlein.

Recherche Inutile (7a)
Vier knifflige Stellen mit Ruhepunkten dazwischen, spannende Sache.

Ouagadougou (6c+)
Interessante Kletterei, knifflige Einzelstellen ohne gute Ruhepunkte brauchen Ausdauer.

Devi (8a)
Unten easy, dann an Leisten, Seit- und Untergriffen durch die steile Wand, Maximalkraftausdauer!

Grünabfuhr (7c+)
Nach gemütlichen Auftakt erst Untergriffe, dann Resistance an besseren und schlechteren Leisten.

Sepultura (7b)
Prima Route! Weite Züge, dazwischen immer wieder gute Griffe. 

Thai City (8a)
Lange Zeit eher gemütlich, das Finale an Löchern und Slopern hat es dann in sich!

Dienstag, 4. Juni 2013

Galerie - Nebula Extension (7c+)

Kaum stand mit dem Extrem Ost ein übersichtliches und aktuelles Topo für die Galerie zur Verfügung, ist es in einem Punkt auch schon wieder veraltet. Nur damit keine falschen Verdächtigungen aufkommen: verantwortlich bin in diesem Fall nicht ich, sondern Anna. Sie hat im zweiten Stockwerk im Bereich der ehemaligen Lunaris zwei neue Routen kreiert, die sich nun deutlich homogener und damit schöner klettern, vielen herzlichen Dank dafür! Nachdem ich die Tour inzwischen durchsteigen konnte, erlaube ich mir, hier eine Meldung dazu abzugeben.

Die Nebula Extension beginnt mit einem Einstieg über die schöne Nebula (7c, interessante Einzelstelle mit diversen Lösungsmöglichkeiten). Man übersteigt den Umlenker, um dann in gerader Linie weiterzuklettern. Erst kommt man an einem bequemen No-Hand-Rest vorbei, bevor der Ernst der Sache (wieder)beginnt. Die senkrechte bis leicht geneigte Wand bietet verdoneske Kletterei mit oft ziemlich weit auseinander liegenden Tropflochgriffen und ist teils ziemlich trittarm. Etwas Fingerkraft zu haben, sowie plattiges Antreten und Aufrichter mit dem Fuss auf Nasenhöhe zu beherrschen kann also nicht schaden. Dabei ist es vorgesehen, dass man keine allzu grossen Umwege nach links oder rechts macht: an entscheidender Stelle gehört weder die ziemlich weit weg liegende linke Kante der neuen Lunaris, noch der keinen Vorteil bringende Riss rechts der Route Solaris dazu. Hingegen darf man die beiden Ohren (gute Seit-/Untergriffe) unmittelbar neben dem Riss benützen. Zuletzt geht es dann etwas einfacher bis zum Stand, vom welchem man mit einem 70m-Seil den Boden gerade wieder erreicht.

Könnte die Nebula Extension sein... ist es aber nicht. Sondern ein Symbolbild, wie es in der Presse jeweils so schön heisst...
Die Erstbegeherin schätzt den unteren und den oberen Teil separat beide auf je 7c ein. Ich denke, das kann schon passen. Im oberen Teil hängt es sicher davon ab, wie gut und gerne man Platten klettert. Ob die Körpergrösse entscheidend ist, bin ich nicht sicher. Für die Grossen sind die wenigen Griffe zwar nicht ganz so weit auseinander, dafür ist eben das Hochbringen der Füsse auf die wenigen Tritte umso schwieriger. Zwischen den beiden Routenteilen ist ja eine perfekte Ruheposition, wo man sich praktisch beliebig lange erholen kann. Es ist zweifelsfrei eine Zusatzschwierigkeit, beide Teile nacheinander fehlerfrei durchzusteigen vs. beide separat. Ob man für dieses Zusatzelement ein "+" mehr vergeben darf, soll oder muss, verdient wohl eine philosophische Diskussion bei Bier oder Kaffee. Ich will mir nicht anmassen, hier eine definitive Antwort zu geben.

PS: die Route Lunaris führt nun neu komplett dem Riss bzw. der Kante entlang zum Stand nach der zweiten Seillänge von Pizzabuuch und kann als lohnende Fortsetzung von No Name (7b) geklettert werden. In dieser neuen Variante verringert sich der Schwierigkeitsgrad von Lunaris von 7b+ auf 6b. Mit dem folgenden Topo werden die ganzen Updates in diesem Sektor hoffentlich klar und deutlich illustriert...



Mittwoch, 7. November 2012

Yellow Submarine (7c) - Condition Dependent...

Liest man von Top-End-Rotpunktbegehungen, so wird das Thema Bedingungen immer und immer wieder angesprochen. Gut, man weiss ja, dass es nicht immer gleich gut geht. Bisher war ich aber immer der Meinung, dass die persönlichen Formschwankungen so gross sind, dass sie die Unterschiede bzgl. der Bedingungen - so lange diese einigermassen geeignet sind - bei weitem übertreffen würden. Nach der Beobachtung vom letzten Wochenende bin ich da aber auf einmal doch nicht mehr so sicher...

Auf der Galerie waren wir am Klettern. Ein wunderbarer Herbst-Samstag mit sehr angenehmen Temperaturen. Nicht heiss, sondern einfach richtig angenehm warm. Gerade so, wie man es sich nach dem Schneegestöber nur ein paar Tage zuvor wünscht, und vermeintlich auch perfekt zum Klettern. Als Projekt auserkoren hatte ich mir die Route Yellow Submarine (7c), mittlerweile eine der wenige Touren auf der Hauptgalerie, welche in meinem Rotpunkt-Palmares noch fehlt(e). Richtig gut ging es allerdings nicht. Ich machte 2 intensive Versuche zum Ausbouldern der Route. Die Schlüsselpassage besteht aus 12 anhaltenden Zügen an meist abschüssigen Leisten in etwas glattem Fels. So fest ich mich auch bemühte, mehr als 3 der wirklich schweren Züge kriegte ich am Stück einfach nicht auf die Reihe. Somit war das Fazit klar: "it is not going to happen today", d.h. ich räumte mein Material aus der Tour, und kletterte stattdessen zwei Genusstouren in den Graden 6c+ und 7a.

Nicht die im Text erwähnte Yellow Submarine. Auch wenn der Name passend wäre, und die Route sehr condition dependent ist!
Der Abend kam näher, und als die Sonne bereits untergegangen war, stand mir noch eine letzte Route zum Ausklettern zu. Weil alle Routen besetzt waren, die mich interessiert hätten, entschied ich mich gezwungenermassen nochmals für einen Versuch in der Yellow Submarine. Meine Fingerspitzen waren in der Zwischenzeit bereits etwas kühl geworden und die Haut dementsprechend nicht mehr weich und schwitzig, sondern so ledrig und trocken wie sie sein muss. So könnte es ja vielleicht etwas besser gehen. Und unglaublich, aber wahr: an den abschüssigen Griffen, die ich am frühen Nachmittag mit aller Kraft zudrückte und doch kaum zu halten vermochte, klebten meine Finger auf einmal förmlich. Wie wenn sie doppelt so gross oder viel positiver geworden wären! So blieb mir alle Zeit, mich perfekt zu positionieren und die Züge sicher durchzuführen. Und selbst die Expressschlingen konnte ich mit einer gewissen Gelassenheit einhängen und das Seil darin einklinken.

Dies alles an einem Tag, wo ich zuvor mit mehr Strom in den Armen, schon hängendem Material, und nur ein wenig höheren Temperaturen einfach chancenlos war. So krass habe ich die Abhängigkeit von den Bedingungen echt noch nie erlebt! Scheint also, dass wenn es nicht geht, es nicht zwingend an Schlappheit,  fehlender Form, Psyche, dem Willen oder sonstigen persönlichen Gegebenheiten scheitert, sondern dass die Bedingungen eine ganze Menge mehr ausmachen, als ich mir bisher gedacht habe.

Dienstag, 15. Mai 2012

Projektklettern auf der Galerie

Beim allerersten Versuch fühlte es sich noch ziemlich unmöglich an. Immerhin nicht ganz hoffnungslos, so dass ich für weiteres Probieren motiviert war. Am nächsten Klettertag dann, liessen sich schon alle Stellen entschlüsseln, eine konsistente Lösung war gefunden. Nachdem mir am letzten Sonntag dann auch noch ein Durchstieg der Tour im Toprope gelang, war klar, dass es geht. 

Und wenn man einmal weiss, dass es geht, dann ist die Motivation endgültig geweckt. Der Durchstieg nistet sich im Kopf ein wie ein Ohrwurm, etwas auf die Schultern drückt er auch, wie ein Joch. Nachdem man alle Griffe einmal bis zum Top ja schon einmal durchgezogen hat, könnte man auch sagen, es sei eine Formalität. Aber halt, so einfach ist es dann doch nicht. Die Tour ist ziemlich kleingriffig, zum Einhängen gibt es leider keine bequemen Henkel und fussgrossen Tritte. Vor allem auch kommt die Cruxpassage erst auf einer Höhe von gut 30m, wo das Seil schon ordentlich nach unten zieht. Und dann ist da noch der letzte schwere Zug, ein Schnapper dynamisch nach rechts. Die letzte Sicherung befindet sich da bereits auf Fusshöhe, somit ist auch noch etwas Überwindung nötig.

A50, Einstieg über Kopp ab, danach alles gerade hoch, die weissen Bolts weisen den Weg.
Wir kommen an, schwer mit Expressschlingen bepackt wärme ich mich wie immer in der Kombination Furgipo/Kopp ab auf. Ein super Klassiker, 6c der eher alten Schule, wie ich finde. Immerhin kenne ich langsam die wesentlichen Kniffe und erreiche kraftsparend das Top. Die Schlingen werden ins Projekt gehängt und prompt fallen da die ersten Regentropfen... Mist, kann man da nur sagen! Soll jetzt wirklich der ganze Aufwand umsonst gewesen sein? Immerhin lässt es sich nicht gröber ein und da es nochmals etwas aufklart, trocknet es gleich wieder ab.

Im ersten Go dann fühle ich mich super kraftvoll, klettere aber etwas ungestüm in die Cruxzone hinein, der Rhythmus stimmt irgendwie nicht. Prompt passiert mir ein Sequenzfehler mit den Füssen. Irgendwie zeigt das, dass es für mich hier um "mehr" geht - sonst unterläuft mir so etwas kaum je. Nun denn, ich versuche es trotzdem durchzuziehen, aber es geht nicht: Sturz, fertig! Ich klettere noch zum Top, und lasse mich wieder ab. Natürlich beginnt nun das Pokern: noch ist es trocken, wie lange soll ich abwarten? Je länger die Pause, desto besser die Regeneration, aber desto grösser auch die Wahrscheinlichkeit, dass einsetzender Regen einen weiteren Versuch vereitelt.

Just in Time vor der Regenfront...!
Tatsächlich fallen nochmals ein paar Tropfen, dann drückt wieder etwas die Sonne. Irgendwann fehlt mir dann die Geduld, und ich steige ein. Der "Zustieg" zur Cruxzone geht inzwischen automatisiert, selbst der recht knifflige Boulder der "Bloch ab" macht mir keine Probleme mehr. Danach noch 3x tief durchschnaufen, und los geht's - nun nur keine Fehler mehr! Zack, zack, zack, die Moves sitzen sauber und kurz darauf kann ich schon zum letzten schweren Zug, dem Schnapper ansetzen. Wie immer ist er gefühlt weit weg, doch meine Intuition sagt mir, den linken Fuss vom Tritt zu lösen. Eigentlich ein No-Go, im Durchstieg den Ablauf zu ändern. Egal, ich mache es trotzdem, und tatsächlich, die Balance stimmt. Ich packe den Griff mühelos, noch einige Moves zum Stand, geschafft!

Das war's mit der A50, meine erste Outdoor-8a auf der Alpennordseite, nach Anna, Dani und Mike wohl die vierte Begehung. Danke Anna für die Tour, und danke Neni fürs Mitkommen als Sicherungsmann! Nach einem kurzen Intensiv-Abwärmen (A50 im Toprope, dann Pizzabuuch und No Name Toprope) machen wir uns eilig auf den Weg. Tatsächlich klatschen schon in Weesen dicke Regentropfen auf die Frontscheibe, bald danach folgt eine richtige Sintflut - heute hat das Timing gestimmt!

Donnerstag, 26. April 2012

Galerie - Madame Muscle Natural (7c)

Die Madame Muscle ist eine Tour im Klettergarten Galerie ob dem Walensee. Mit dem Grad 7b bewertet erfreut sie sich nicht sonderlich grosser Beliebtheit. Dafür sehe ich hauptsächlich zwei Gründe: erstens ist die Tour ziemlich inhomogen. Die Schwierigkeiten bewegen sich über weite Strecken im Bereich von 6c, nur eine etwa 7-8 Züge umfassende Cruxzone ist deutlich schwieriger. Zweitens weist diese Schlüsselpassage auch noch einen unschön geschlagenen Griff auf, welcher vermeintlich eine Begehung erst möglich macht.

Routenbeschriftung, die Naturvariante könnte man jetzt ergänzen :-)
Am 28.2.2010 hatte ich diese Linie klettern können. Leicht ist sie mir nicht gefallen, in der Crux musste ich mich einer komplizierten Sequenz bedienen, welche ich erst nach 6 Versuchen erfolgreich aneinanderreihen konnte. Schon damals war mir aufgefallen, dass der künstliche Griff wohl nützlich war, aber vermutlich nicht unentbehrlich, d.h. dass eine Begehung an den naturgegebenen Strukturen möglich sein dürfte. Doch ich wandte mich wieder anderen Galerie-Projekten zu, und verschob die Idee der Nature-Begehung auf später.

Nach dem Einrichten der gleich nebenan gelegenen Crossroads lag es dann auf der Hand, die Madame Muscle wieder einmal zu inspizieren. Die Griffabfolge ohne Verwendung des geschlagenen Bohrmaschinenlochs konnte ich mir bald einmal vorstellen, das ganze in eine durchstiegsreife Sequenz zu verpacken war dann aber doch gar nicht so einfach, der Teufel steckte im Detail. Zudem brauchen die kleinen Griffe schlicht und einfach Kraft, ebenso fressen sie ziemlich Haut. So waren dann über 4 Besuche verteilt ganze 10 Versuche notwendig, bis endlich der Rotpunkt gelang! Mit etwas Glück bzw. weniger Unvermögen und grösserer Hartnäckigkeit wäre es vielleicht auch ein bisschen schneller möglich gewesen...

Föhnstimmung auf der Galerie
Somit kann man nun also sagen, dass der Kunstgriff in der Madame Muscle definitiv unnötig ist. In der Naturvariante schätze ich die Schwierigkeit auf 7c oder 7b+ ein, wegen meiner zahlreichen Versuche würde ich eher auf ersteres tippen. Somit bleibt einzig drei Fragen im Raum: a) hast Du die Madame Muscle auch schon einmal ohne den Kunstgriff geklettert, b) welcher Grad passt für die Madame Muscle Natural und c) müsste man den geschlagenen Griff jetzt wieder auffüllen? Kommentare sind erwünscht...

Sonntag, 22. April 2012

Amden - Sellbach - Tapis Volant (WI3+)

Während der Kälteperiode im Februar 2012 überschlagen sich in den Medien die Superlative bezüglich maximal tiefer Temperaturen. Für den Eiskletterer ist auch ohne das Mediengetöse sehr offensichtlich, dass wir es mit einer einmaligen Chance zu tun haben, die möglicherweise nicht so bald wiederkommt. Als ich dann auch noch ein sehr spannendes Projekt in der Nähe vorschlagen kann, lässt sich Kathrin nach nur kurzem Zögern für eine Tour im Eis begeistern...

Obwohl viele "klassische" Touren zu jenem Zeitpunkt "risikolos" zu haben gewesen wären, d.h. gemäss Berichten in eindeutig sehr guten Bedingungen, entscheiden wir uns für das Abenteuerliche, sprich für eine unbekannte, aussergewöhnliche Tour, wo wir dafür über das Anzutreffende im Unklaren waren. Nun, dass im von Amden in den Walensee entwässernden Sellbach Eis vorhanden war, hatte ich auf der Vorbeifahrt klar gesehen. Ungewiss waren vor allem Verlauf und Schwierigkeiten. Ebenso wenig drang trotz Rumfragen Kunde von früheren Begehungen dieses Baches zu meinen Ohren.

Terrasse von Amden mit Mattstock, der Sellbach in Bildmitte.
Oben im Bild die Sicht über den Walensee hinweg, auf Amden und Mattstock. Der Sellbach führt kaum sichtbar, ziemlich genau in Bildmitte, durch ein eingeschnittenes Couloir vom flachen Gelände oberhalb is zum See runter. Die Zoom-Aufnahme im Bild unterhalb schafft Klarheit: das Eiscouloir, wiederum in Bildmitte, ist klar sichtbar. Hinweis: die Bilder wurden eine Woche nach der Tour aufgenommen, auf dem Rückweg von der Tschuggen-Skitour, als schon eine deutliche Erwärmung eingesetzt hatte.

Close-Up vom Sellbach.
Der Zustieg ist dann selten bequem - mit dem Auto fährt man direkt am Einstieg vorbei. Dass man auf der schmalen Strasse nicht direkt am Bach parkieren kann, ist unter diesen Voraussetzungen fast unerhört ;-). Na ja, 300m weiter geht das schon, und in minutenschnelle ist man wieder zurück am Einstieg. Da spielt es nicht einmal eine Rolle, dass ich für einmal wieder die Seile im Kofferraum liegen lassen habe.

Einstieg auf der Teerstrasse.
Der Einstieg, reichlich skurril, auf einer Teerstrasse direkt am Walensee, auf 419m. So trivial wie man meinen mag, ist es dann aber gar nicht, ans Eis zu kommen. Die Betonmauer, bzw. der Abgrund dahinter stellt doch ein ziemliches Hindernis dar, so dass ich Kathrin am seeseitigen Brückengeländer ablasse. Ich ziehe dann aber doch den Weg über die Mauer und die dadurch folgende Traverse im Fels vor.

Die erste Seillänge sieht ganz ordentlich gemütlich aus: einfache Eiskletterei in der schmalen Bachrinne, mit zwei etwas steileren Aufschwüngen durchsetzt. WI2 kann man dafür veranschlagen, tiptop zum Aufwärmen und Angewöhnen. Bei einem (trockenen) Bassin bietet sich nach 50m ein idealer Stand an, Bäume an den Seiten wären vorhanden, bequemer geht's mit zwei Schrauben im Eis. So, nun ist Kathrin mit dem Nachstieg dran...

Kathrin folgt in SL 1 (WI2).
Oben im Bild Kathrin am Ende der ersten Seillänge (WI2), welche der hier schmalen, aber tiptop vereisten Bachrinne folgt. Während von der Strasse durch das Geäst noch fast gar nichts erkennbar war, haben wir nun freien Blick auf die nächste, d.h. die zweite Seillänge, welche einen sehr vielversprechenden Eindruck macht.

Blick auf SL 2 (WI3).
Erst warten 20 weitere Genussmeter, ebenfalls im WI2-Bereich, danach wird es steiler, und es folgen 30m supertolle Kletterei, gegen Schluss hin so um 80 Grad steil, ich würde WI 3 dafür veranschlagen. Die Eisqualität übrigens tiptop, trotz der Kälte schön plastisch, gar nix spröde, und bestens zum Schrauben.

Kathrin folgt in SL 2 (WI3).
Ja, so macht es richtig Spass! Kathrin steigt auch diese zweite Seillänge problemlos nach - nicht selbstverständlich, ist es doch eine kleine Ewigkeit her, seit sie das letzte Mal die Steileispickel geschwungen hat. Das gute Eis, die genussreiche Kletterei an der Sonne, das liebliche, fast mediterrane Ambiente und trotz Minusgraden angenehme Temperaturen machen es aber auch einfach. Der Weiterweg sieht nochmals einen Tick schwieriger aus. Aber nichts beängstigendes...

Die Cruxlänge, ca. WI3+/WI4-.
Die erste Hälfte der dritten Seillänge offeriert genussreiches Gelände um WI3-. Danach folgt die steilste Stelle der Tour, etwa 10m erreichen fast die Senkrechte, d.h. sind ca. 85 Grad. Ich denke, die dürften so bei WI3+, vielleicht sogar WI4- einchecken. Bei diesen guten Bedingungen, die Pickel bissen zumeist beim allerersten Schlag solide, aber natürlich problemlos.

Nachstieg in der Cruxlänge, mit Sicht runter bis zum Einstieg.
Kathrin packt auch diese Seillänge sauber im Nachstieg, so können wir schon bald den Blick nach vorne richten. Und da wartet nochmals eine dick vereiste Stufe, etwa 70 Grad steil, etwa WI2. Erneut eine super Genusslänge, gute 30m geht es so dahin, dann weiter bis zum Seilende über einige Stufen rauf dem sonst flachen Bach entlang.

Blick auf SL 4 (WI2).
Kathrin kommt zügig zu mir nach, und das Bild, welches ich machen kann, bevor sie den Stand erreicht, dürfte für eine Eisklettertour Seltenheitswert haben: nebst dem Eis ist es fast so grün wie in der Masoala-Halle im Zürcher Zoo!

Kurz vor dem Stand von SL 4.
Spannend ist nun vor allem der Weiterweg. Am Fusse einer Felswand entlang hat sich der Bach sein Bett gefressen, landschaftlich sehr eindrücklich. Hier kann man ganz simpel auf Eis spazieren, danach wird es dann wieder steil zur Sache gehen - womöglich gar zu steil? Also machen wir uns auf den Weg...

Der Weiterweg: was wartet wohl?
Wie wir am Fusse der nächsten Stufe ankommen, müssen wir konstatieren, dass sich diese nicht vollständig wird beklettern lassen. Viel zu dünn ist das Eis, stellenweise kaum vorhanden. Im Toprope oder wenn im Fels Bohrhaken stecken würden, so könnte man sich vielleicht schon hocharbeiten.

Die zu schwach vereiste Stufe - in Natura höher und steiler, als es hier aussieht.
Aber das ist halt nicht so, und darum ist ein schlauer Plan B gefragt. Natürlich, abseilen zurück zum Einstieg wäre problemlos möglich, aber nach oben aussteigen ist immer attraktiver. Und dafür entdecke ich eine Möglichkeit. Zuerst wartet nochmals eine 15m-Eisstufe, dann Mixedgelände und schliesslich können werden wir auf einem Felsband nach links ausqueren können.

15m-Eisstufe zu Beginn der 6. SL (WI3).
Das Eis zu Beginn der Stufe ist recht steil, lässt sich aber gut klettern. Doch es wird dünner und dünner, und das Gelände wird Mixed. Bei kurz etwas mässiger Sicherung muss ich auf dem eher ausgewaschenen Fels rumkratzen: eher etwas psycho als wirklich schwierig. Weiter geht es dann linkshaltend in cooler Torfkletterei zu bequemem Stand auf dem Felsband.

Kathrin steigt nach im "Eigerterrain" von SL 6 (WI3). 
Das Felsband lässt sich wohl problemlos begehen, hält aber sonst noch einige Überraschungen bereit. Da war wohl mal der Specht auf Besuch, allfälligen Angstschweiss kann man mit Rexona übertünchen und für potentielle Schmerzen gäbe es auch noch eine Portion Total Tramal...

Torfkletterei und Felsstufe zum Ende von SL 6 (WI3).
Wir können uns indessen losseilen, queren über das Band raus und erreichen oberhalb einen bequemen Weg. Diesem folgen wir, um bald auf den Wanderweg zu treffen, der uns nach Betlis zurückführen wird. Erst ist noch etwas Aufstieg nötig, dann geht alles runter, und es gibt tolle Einblicke in den Seerenbachfall.

Felsband, auf welchem wir ausgequert sind.
Nach kurzer Zeit sind wir retour beim Strandbad in Betlis, wo sich der Kreis schliesst und wir unsere Tour beenden. Das Ambiente mit dem baldigen Sonnenuntergang über dem Walensee ist fast mediterran. Wer würde glauben, dass wir von einem Eisklettertag zurückkehren?

Sonnenuntergang über dem Walensee

Facts:

Betlis/Amden - Sellbach - Tapis Volant (III, WI 4-, 280m) - Marcel & Kathrin Dettling 12.02.2012*

* Womöglich wurde der Fall schon früher begangen, ich habe bisher aber nix derartiges erfahren

Superschöne, gemütliche Eisklettertour mit zwei, drei kurzen, steileren Stellen durch eine Bachrinne. Wegen der tiefen Lage (Einstieg auf 420m), der südseitigen Ausrichtung und der Tatsache, dass der Sellbach für das Kraftwerk Muslen gefasst wird und daher nicht viel Restwasser fliesst dürften die Bedingungen nur in seltenen Fällen geeignet sein. Wenn dem aber so ist, so darf man nicht zögern! Der Erlebniswert der Tour steht für mich auf allerhöchster Stufe, es ist eine der, wenn nicht die schönste Eistour, die ich bisher begehen konnte.