Als ich zum Ende der Sommerferien von einem Kollegen gefragt wurde, was denn meine Ziele für das verbleibende Bergjahr seien, war ich wie immer um eine Antwort verlegen. Denn eigentlich ist das Ziel ja einfach, tolle Erlebnisse beim Klettern zu haben, bei was auch immer sich ergibt. Schliesslich konnte ich dann aber etwas konkreter noch die RP-Erstbegehung der Lanciamira nennen, die inzwischen tatsächlich geglückt ist :-) Deutlich weniger ernst nannte ich noch die Titelverteidigung in der Fun-Kategorie der Zürcher Klettermeisterschaft im 6aplus. Denn als Coach und Helfer war mein Einsatz an diesem Event bereits gebucht, bei der letzten Durchführung vor 2 Jahren ging ich als Kategoriensieger nach Hause und so brannte ich auch dieses Mal dafür, das Maximum herauszuholen.
*Hinweis: alles Fotos in diesem Beitrag sind von Peter Huser / Kletterhalle Winterthur - vielen Dank!
Alles geben, 100% Fokus und Entschlossenheit - das Bild könnte es nicht besser zeigen! |
Das war gar nicht einmal so einfach. Erst amtete ich als Judge für die Quali der Elite-Kategorien, besichtigte mit Larina ihre Routen und sorgte dafür, dass sie so gut wie möglich für ihre Einsätze parat war. Das hiess konkret, ab 8.15 Uhr morgens eigentlich keine freie Minute mehr zu haben, bis ich mich ab 14.00 Uhr doch noch um die eigene Kletterei sorgen konnte. Es hiess, in den verbleibenden knapp 2 Stunden die 10 Quali-Routen mit Schwierigkeiten von 5b-7c+ zu absolvieren. Ein dicht gedrängtes Programm und ohne zu rushen ging dies nicht. Klar, die ersten drei, vier einfacheren Touren gingen zum Aufwärmen her und in Minutenschnelle weg, aber oben raus hatten die Schrauber doch auch noch einige pumpige Herausforderungen für uns kreiert, konkret 2x7a, 1x 7a+, 1x 7b und 1x 7c+. Doch ich war auf der Höhe der Sache und konnte alle Qualirouten toppen, insbesondere der Onsight in der schwarzen, technisch-kniffligen 7c+ mit den vielen Volumen war einfach megacool. So hatte ich als Qualisieger für das Finale schon einmal den Countback-Bonus auf meiner Seite.
Kathrin ist eben in ihre Finalroute mit den violetten Donuts gestartet. |
Tja, die Geschichte vom Finale ist dann schnell erzählt. Es galt, eine pumpig-athletische 7c, eine richtig typische Wettkampfroute zu meistern. Die Frische war nach dem happigen Qualiprogramm nicht ganz erstaunlicherweise schon vor dem Start in den Höhepunkt aus meinen Adern entschwunden, aber dass ich schon auf zweidrittel Höhe bei einem harten Untergriffzug abgeworfen wurde, war für mein persönliches Gusto trotzdem enttäuschend. Zwar war diese Vorstellung gut genug, um den Wettkampf trotzdem auf Platz 1 zu beenden - aber wie sagt man doch so schön: "gut genug ist weder das eine noch das andere". Jedenfalls, den Flow, den harten Fight gegen den Pump und die Top-Performance wenn es zählt hatte ich hier gar nicht gefunden - und genau diese Emotionen sind der Grund teilzunehmen, nicht etwa Ruhm & Ehre beim Gang aufs Podest.
Body Tensiooooon - oder mit anderen Worten, so geht Reichweite! |
Nun ja, ich will, soll, darf jetzt nicht zu fest lamentieren. Aber es war wieder einmal eine Lektion gewesen. Klar, der Move von diesem seichten Untergriff mit extrem hohen Tritten war für meine Körperlänge ungünstig und hart. Natürlich war es a priori vernünftig, auf die offensichtliche Standard-Beta zu setzen... aber hätte ich nicht doch schon im Vornhinein spüren können, dass der Move so für mich nicht durchführbar ist?!? Ja, dieser Instinkt ist im Wettkampfgenre (wie auch beim harten Onsighten am Fels!) unabdingbar, denn in Routen am persönlichen Limit bleibt keine Zeit zum hin-und-her Probieren oder Studieren, sondern der Entscheid muss sofort fallen und passen. Unter höchstem Druck und Pump im Hier und Jetzt perfekt zu klettern und die optimale Beta zu finden ist der Ansporn - welch eine Challenge, aber was für eine interessante Betätigung - just loving it!
Podest Damen & Herren Fun |
Während Jerome beim Skispringen war, performten meine beiden Damen sehr gut! Kathrin konnte bis auf die schwierigsten beiden sämtliche Qualirouten toppen. Auch ihre Begehung im Finale war tipptopp, Rang 3 schliesslich das Resultat - bravo und herzliche Gratulation! Auf Larina wartete noch härtere Konkurrenz als im Griffig, war doch die nationale Elite breit(er) am Start. Aber sie hat in den letzten Monaten solche enormen Fortschritte gemacht, dass sie mit solchen Challenges umgehen kann. Von den 3 Qualirouten gelangen 2 perfekt und eine immer noch sehr gut, so dass sie vom dritten Rang ins Finale gehen konnte. Voller Feuer und Energie stieg sie da ein, am Ende der Kräfte dann kühn weiter, genau so wie man es an einem Wettkampf machen muss. Was dann folgte, war dann aber nicht wie aus dem Lehrbuch - viel zu hart gesichert gab's einen heftigen Anprall auf die Wand, was mit Tränen, Schürfungen und Prellungen endete :-/ Naja, zum Glück nichts Schlimmeres passiert... Mir ist schon klar, wie schwierig es ist, genügend Sicherungspersonal für einen Wettkampf zu rekrutieren. Und leichte Kids gut zu sichern ist ein Task, für den es viel Erfahrung, Gefühl und Verstand bedarf. Aber ich finde, an einem Wettkampf muss man dies erwarten dürfen, da müssen die Athletinnen einfach ohne jeden Hintergedanken voll angreifen können und aus jeder Lage sanft abgefangen werden.
Podest U14 Boys & Girls. |
Der harte Sturz war ein Wermutstropfen, die Tränen und Schmerzen konnten aber mit dem Gang aufs Podest vergessen gemacht werden. Der dritte Platz war es schliesslich in der Endabrechnung, für ganz nach vorne hätte es nicht viel mehr gebraucht - ein super Erfolg und hervorragend gekämpft, Larina! Um den erlebnisreichen Tag noch abzurunden, gab es nachher noch gemütliches Beisammensein zum Znacht, Spiel und Spass in der inzwischen (fast) leeren Halle. So wurde es schliesslich 22.30 Uhr, bis wir sie wieder verliessen und schon fast eine Nightsession, bis ich den schweren Sack für das dieses Jahr zur Tradition werdende After-ZKM-Bohrabenteuer packen konnte - notabene mit einem "Gegner" vom Wettkampf. Vielen herzlichen Dank ans Regionalzentrum Zürich fürs Organisieren des Wettkampfs, dem Team vom 6aplus um Damaris und Simon für die genialen Routen, das feine Essen, die schönen Preise und das ganze Drumherum und natürlich allen die dabei waren für die Kameradschaft und die guten Klettervibes - es hat einfach gfägt, was für ein toller Tag.
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