Der Volumen-Fight im Sparta Bouldering & Bar war angesagt. Dies am Freitagabend vor einem strahlend schön prognostizierten Weekend. Für einen Outdoorfreak nicht unbedingt der optimale Zeitpunkt... wenn man solche Events doch nur einfach bis zur nächsten Schlechtwetterperiode aufschieben könnte. Somit haderte ich nicht nur wegen der weiten Anfahrt mit meiner Teilnahme. Andererseits liegt mir die Kletterei an Volumen sehr. Statt rohe Griffkraft und Dynamik ist viel mehr geschicktes Positioning, Vertrauen in die Haftreibung und gefühlvolles Handauflegen an Slopern gefragt. Und da ich noch nie an einem reinen Volumen-Wettkampf teilgenommen hatte, reizte mich die Sache einfach zu sehr.
Der Kampf mit dem Kühlschrank... oder so! Foto: Sparta Bouldering / mediasquad.ch |
Der Deal mit meiner selbst war schliesslich, zuerst von 7-13 Uhr möglichst viel Arbeit mit vollem Einsatz und maximaler Effizienz zu erledigen. Dann würde ich , um die weite Anreise ins Sparta besser zu amortisieren und die Outdoorambitionen ebenfalls zu befriedigen, am Nachmittag noch eine Skitour geniessen. Mit dem Motto ski and bloc hatte ich ja just 7 Tage zuvor gleich doppelt hervorragende Erfahrungen gesammelt. Zwar war der Wintertraum vom vorangehenden Weekend schon längst wieder passé. Tauwetter hatte dem Weiss in den tiefen Lagen längst den Garaus gemacht. Doch dann hatte es wieder abgekühlt, zuletzt war wieder etwas Powder gefallen, welcher seiner Zerpflügung harrte. Als Dessert gäbe es dann abends eben noch die Bouldersession.
Dass meine Planung auf der (sehr) ambitionierten Seite war, müsste ich wohl nicht explizit erwähnen. Die Arbeitssession lief zwar nach meinem Gusto, doch bis ich alle mir zum unverzichtbaren Ziel gesetzten Tasks erledigt hatte, war es eine halbe Stunde später als geplant. Um 13.30 Uhr klappte ich schliesslich meinen Laptopdeckel zu und fuhr sogleich dem Hüenerchopf entgegen. Aufgrund meines Studiums der Webcambilder ging ich davon aus, per Bike bis auf ~1500m fahren zu können, was eine gemütliche Skitour mit rund 700hm Aufstieg bedeutet hätte. Somit parkierte ich meinen vierrädrigen Untersatz in Mels und radelte dem Schnee entgegen. Schon etwas verblüfft nahm ich zur Kenntnis, dass zwei Tourengänger in Vermol (1098m) eben ihre Abfahrt vom Hüenerchopf beendeten, dies notabene mit den Ski an den Füssen. Dank vorhandener Traktor-Reifenspuren gelangte ich der Strasse entlang noch bis zu P.1219 bei Lutzboden, wo diese endeten. Ab da war es komplett aussichtslos, mit dem Bike noch weiter an Höhe zu gewinnen.
Wechselzone, die Aussichtslosigkeit von weiterem Höhengewinn per Bike offensichtlich. |
Somit standen mir auf den Gipfel vom Hüenerchopf doch noch fast 1000hm bevor, zudem war auch die Uhr schon auf 15.10 Uhr vorgerückt. Ein kurzer Check auf der Meteoschweiz-App verriet, dass der Sonnenuntergang bereits um 16.35 Uhr stattfände. Eine Halbstunde danach wäre es zweifellos bereits sehr düster, so dass mir de facto keine zwei Stunden für eine doch respektable Skitour blieben. Um lange zu studieren blieb mir aber erst recht keine Zeit, und so fellte ich nach dem Motto "Gring ache u seckle" los. Trotzdem wurde ich mir subito der exzellenten Bedingungen gewahr. Erst Wärme und Regen, dann Kälte und schliesslich eine Portion von 5-10cm Neuschnee hatten eine prima Unterlage erzeugt. So liess es sich zügig an Höhe gewinnen. Einige Male konsultierte ich auf der Karte meine (Höhen)position und die Uhr. Trotz Puls am Anschlag prozessierte das Gehirn die Rechnung, dass es mir beim Beibehalten des hoch angeschlagenen Tempos noch rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang auf den Gipfel reichen würde.
So war es dann auch, um Schlag 16.30 Uhr hatte ich das Top erreicht. Die Zeit für einen kurzen Rundumblick nahm ich mir noch, dann aber hiess es ritsch-ratsch die Felle ab, Schnallen schliessen, in die Bindung steigen und los. Wie vermutet war das Gelände hervorragend zu befahren - ja selbst im grossen Flachstück bis zum Alpstutzhang konnte dank dem schnellen Schnee mit grossem Genuss gecarvt werden. Der Hüeneri war an diesem Tag nur gerade von 3 Tourengängern besucht worden, so war es auch absolut kein Problem, stets komplett unverspurtes Gelände zu befahren. Wie im weissen Rausch ging es zu Tale, schon um 16.50 Uhr war ich retour beim Bikedepot, von wo im letzten Licht weitere 7km auf zwei Rädern bis zum Autodepot bevorstanden.
Unweit vom Top. Die letzten Sonnenstrahlen treffen auf die Drusenfluh und die Lanciamira im Rätikon. |
Wenige Minuten nach 17.00 Uhr dort angekommen konnte ich beruhigt konstatieren, dass mir komfortable Reserven bis zum Start der Bouldercomp um 18.30 Uhr blieben. Dies mit Betonung auf ZEITreserve, wie es mit dem Krafthaushalt aussah, war hingegen eine andere Frage. Dass eine Skitour ein "optimales Aufwärmen" vor einer Powersession am Plastik gelten kann, lässt sich wohl auch höchstens tongue-in-cheek für Hobbyathleten und bei gemässigtem Tempo sagen. Aber das waren jetzt 1000hm mit Vollgas gewesen, dazu noch 700hm mit dem Bike, wo E-Antrieb hin oder her ebenfalls kräftig in die Pedale getreten worden war. Doch nun ohne den Volumen-Fight wieder nach Hause zu fahren konnte es ja auch nicht sein. Somit widmete ich mich erst einem Carbo-Reload, fuhr dann ins Sparta und machte mich sogleich daran, die Muskeln erneut auf Betriebstemperatur zu bringen.
Kletterei auf unterschiedlich ausgerichteten Flächen. Man lese den Text zu Cyclope, Seillänge 5. |
Nun ja, beim Bouldern verspürte ich dann schon etwas müde Beine und bestimmt fehlte mir etwas die Spritzigkeit. Aber gerade bei solchen Volumenbouldern sind natürlich in erster Linie die technischen Fähigkeiten ausschlaggebend. Noch dazu ist es ja (im Vergleich zu einer Vollgas-Skitour) eine relativ chillige Aktivität, wo nur ein relativ kurzer Effort gefragt ist und man sich danach bis zum nächsten Go wieder erholen kann. An der Rangliste gemessen war meine Performance zwar nicht so berauschend, aber ob es an der Skitour oder der starken Konkurrenz lag? Wir werden es nie genau wissen, trotzdem sinnierte ich natürlich über die Frage, wie viele zusätzliche Tops mir ohne den vorherigen Kräfteverschleiss gelungen wären. Keines? Oder mindestens eines? Möglicherweise sogar zwei oder drei? Nur eines ist sicher: eine Rolle spielt es absolut keine. Denn im Nachhinein bin ich es mir ganz und gar nicht reuig, zuvor noch die Skitour genossen zu haben. Einzig im Speedmodus hätte diese nicht unbedingt sein müssen... wobei es in Retrospekt auch wieder einmal eine Erfahrung war, das Herz-Kreislauf-System nahe bei den 100% zu betreiben - etwas, was im bequemen Büroalltag-Indoorbouldern-Sportklettern-Modus der kurzen Novembertage ja sonst eher nicht passiert.
Compression, Hüftbeweglichkeit und erst recht das Manteln wurden oft abgefragt. |
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