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Donnerstag, 30. Januar 2025

Cresciano Bouldering Januar 2025

Während einem substanziellen Teil vom Januar 2025 herrschte im Tessin sonniges Winterwetter. Bei den höher gelegenen Blöcken von Chironico lag Schnee, ebenso ist die bei tiefen Temperaturen willkommene Sonne dort nur für ein kurzes Fenster zu Gast. Mehr frühlingshaftes Ambiente gab's an den Massi von Cresciano, so dass ich diesen den Vorzug gab. Der Nachteil dieser Wahl: man kann nicht auf Strassennähe zählen, die Pads müssen rund eine halbe Stunde hinaufgebuckelt werden. Mit meiner doch noch vorhandenen Alpinisten-DNA kein grösseres Problem. So waren mir drei wundervolle Sessions nach dem Motto "just me, the boulders, the winter sun and the crisp air" vergönnt - fantastisch!

Session 1 in den Sektoren Letamaio & Danilo

Dieser relativ kleinen Sammlung von Blöcken zwischen den beiden populären Sektoren Filo a Sbalzo und Danilo gab ich beim ersten Ausflug den Vorzug. Insbesondere dem grossen Letamaio-Block, wo es vom grossgriffigen 6A-Aufwärmproblem bis zu den High-End-Traversen wie La rondeur de tes seins (8A+) oder der crazy hohen Don't look up (8C) für alle Geschmäcker etwas gibt. Ich werkelte v.a. an der Traversa del Letamaio (7B), einer ziemlich langen Querung mit dem Attribut rasoterra: moderater, schon etwas ermüdender Start, dann eine knallharte Leistensequenz nur knapp über Grund, bevor noch etwas Power für den aufwärts führenden Ausstieg nötig ist.

"Tiefer kannst du nicht sinken...". Am Crimpen in der Traversa del Letamaio (7B).

"Tiefer kannst du nicht sinken", das hatte mir ein auf MSL fokussierter Kollege als Bemerkung zum Video geschrieben. So richtig ernst war das natürlich nicht gemeint. Aber auch wenn... es hätte mich nicht zum Nachdenken gebracht. Begeisterungsstürme zu diesem Video von einem Non-Send an einem No-Name-Dabby-Lowball hatte ich eh keine erwartet. Vor allem aber war ich mit mir total im Reinen: auch nach 35 Jahren im Klettersport macht es mir riesige Freude, an einem solchen Problem "umezchnüble", sprich eine machbare Lösung zu suchen, dabei kleine Erleuchtungen zu haben und den Plan für das Ganze zu entschlüsseln. Warum? Warum nicht! Oder vielleicht auch: weil man kann! In diesem Sinne war das eine absolut grandiose Session 💪🏼. Und eines Tages, da bin ich mir sicher, wird hinter diesen Boulder noch das ✅ gesetzt.

Sessions 2/3 in den Sektoren Naso di Zmut & La Boule

Es dauerte nicht lange, bis es mich wieder magisch durch das Gotthardloch zog. Zur Abwechslung wollte ich dieses Mal zwei der hinteren Sektoren inspizieren. Dem Topo und dem Vernehmen nach wartet da noch man spannende Herausforderung und vor allem hatte ich dieses Gebiet noch gar nie betreten. Schon bei meinem Warm-Up-Bouldern verweilte ich länger als geplant und fügte zum Balancy Froci che non riuscite (6B) einen Sitzstart und dann eine Extended-Version mit Einqueren von rechts hinzu. Steht beides nicht im Topo, dünkt mich aber absolut logisch, wenn man gerne ein paar Moves am Stück macht. So gibt's nicht nur mehr Kletterzeit, sondern auch mehr Schwierigkeit (ca. 6C). Aber vor allem liess sich auch ein Video aufnehmen, welches dem MSL-Kollegen als wertvolles Training für den Pizzo d'Eus verkauft werden konnte - das war nicht so einfach zu kontern.

Eine super Linie im Sektor La Boule: L'altra faccia (7B).

Schliesslich begab ich mich in die kleine Arena, wo mit Bouldern wie La Boulette (7B), Toccami tutta (7A+), L'altra faccia (7B) und Ci credo o non ci credo (7A) gleich mehrere optimale Turngeräte für mich herumstehen. An den mittleren beiden pröbelte und puzzelte ich ausgiebig herum. Schwindende Kraft und verbleichendes Tageslicht verhinderten schliesslich einen Send, motivierten aber zur baldigen Rückkehr. Zum Glück erfolgte diese zeitnah: solides Aufwärmen und dann rein in die Projekte, so lautete das Motto. Ob so viel Zielstrebigkeit den Blick nach links und rechts nicht vergessen jedoch auch. Als Produkt resultierte eine in den Topos nicht verzeichnete Möglichkeit am Block mit dem Boulder L'eliminante (7A+) im Sektor Naso di Zmutt. Vielleicht war das ja ein FA und falls mir das Privileg zusteht, einen Namen zu vergeben, so würde ich das Problem Save the duck (6A, Video) taufen. Wie man am Grad erkennt, schwierig zu klettern ist es nicht - nur die Möglichkeit gilt es zu erkennen.

Eine in den Topos nicht verzeichnete Möglichkeit im Sektor Naso di Zmutt: Save the Duck (6A).

Schon noch rechtzeitig vor dem Ausverkauf von Haut und Kraft widmete ich mich dann aber den Projekten. Wie gewünscht liess sich L'altra faccia nach dem idealen Vorprogramm zügig abhaken (hier geht's zum Video). Natürlich dauerte es nach der erfolgreichen Begehung nur Minuten, bis meine Matten unter dem nächsten Problem platziert waren. Zwar gelang mir mit Mano Lesta Sit (7A+) tatsächlich noch ein weiterer (für mich) schwieriger Boulder. Noch viele mehr blieben aber offen und motivieren, die Reise nach Süden wieder anzutreten, idealerweise gut disponiert, mit reichlich Haut auf den Fingerbeeren und einer ordentlichen Portion "Strom i dä Hose". 

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