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Donnerstag, 27. Februar 2025

Skitour Rossstall (2456m)

Den letzten Neuschneetag hatte ich zwecks dem Bimano Open ausgelassen, den Sonntag verbrachte ich nach längerer Abstinenz wieder einmal auf der Piste in einem kleinen Gebiet in der Nähe von daheim. Dann zwei Tage voll mit Arbeitsverpflichtungen, bevor am Mittwoch ein Fenster identifiziert werden konnte, um doch noch von den guten Tourenbedingungen zu profitieren, bevor der Föhn diese schliesslich zunichte machte. Aus einer Vielzahl von Optionen fiel meine Wahl schliesslich aufs Sarganserland. Es ergab sich eine gute Tour, auch wenn meine Kalkulation an diesem Tag für einmal nicht ganz so wie gewünscht aufging.

Unterwegs Richtung Gamidaurspitz, hier am Vermiiboden. Der Aufstieg verläuft rechts dem Horizont entlang.

Diese basierte auf der Vermutung, dass es beim Startpunkt bei Hienzi (ca. 850m) am Eingang ins Weisstannental zu wenig Schnee läge, als dass man mit den Ski starten könnte. Dies brächte natürlich einerseits Vorteil in Bezug auf die bisherige (Nicht-)Frequentierung der Tour, zudem liesse sich so der 500hm-Strassenhatscher zu Beginn der Tour mit dem Bike verkürzen. Tatsache war, die Wiesen beim Startpunkt waren weiss und mit einigen Skispuren drapiert. Ich vermutete im Wald aber zu wenig Schnee und sattelte trotzdem das Bike. Bis auf ca. 1060m war diese mit Autos befahren worden - das war bikefahrbar, dann war aber finito: zu viel und zu weicher Schnee. Somit ging es fellend weiter - nicht ganz so leichtfüssig, die Effekte des Kletter- bzw. vor allem des Krafttrainings der Vortage waren nicht so schnell aus den Knochen verschwunden wie erhofft.

Eisformationen auf dem Weg.

Sonst verlief der weitere, gut gespurte Aufstieg via Ochsensäss, Vermii und dem Nordrücken zum Gamidaurspitz eventfrei. Meine nächste Fehleinschätzung betraf die Situation im Gamidaur-Gipfelhang. Am Weekend galt noch Stufe 3, zumindest mit meiner Risikotoleranz lässt sich das mit dessen Befahrung nicht vereinen. Etwas verblüfft nahm ich zur Kenntnis, dass da nun doch schon ziemlich viele Spuren waren. Doch vermutlich braucht's nur einen einzigen, der es wagt - und wenn man eine Spur liegt, so wagt es noch manch einer hintendrein. Trotzdem war noch Platz für eine eigene Linie, somit war das nicht allzu störend. Natürlich auch nicht auf dem Radar hatte ich die Polizei(?)aktion, welche bei den Hütten von Ober Vermii (1883m) stattfand. Eine ganze Heerschar von Leuten war da präsent und hatte scheinbar den formidablen Rücken oberhalb fast zu einer Piste umgeackert (ohne zum Gipfel zu gehen). Während meinem Aufstieg wurden all diese Leute dann in mehreren Rotationen von einem Polizei-Helikopter ausgeflogen - was da wohl los war?

Der Rücken von Baseggla, welcher im Rossstall (2456m) gipfelt. Der Schnee leider stark verblasen.

Da ich auf dem Gamidaur vor etwas über 20 Jahren bereits einmal auf einer Skitour besucht hatte, wollte ich meine heutige Tour über den Rücken vom Baseggla zum Rossstall (2456m) verlängern, um einen bisher noch unbesuchten Kulminationspunkt zu erreichen. An sich eine gute Idee, dass dieser schöne Hang jedoch so komplett vom Wind verblasen war, hatte ich so nicht auf dem Radar. Nun denn, ich war hartnäckig genug, meinen Aufstieg trotzdem durchzuziehen und erreichte bald einmal Steinmann City am Top. Mein Plan bestand ursprünglich darin, von dort auf meiner eigenen und kaum schon befahrenen Linie zum Baschalvasee (2174m) zu gelangen und dann zurück zum Gamidaur, bzw. zumindest zum Einstiegspunkt in die Nordflanke zu steigen. Was auf der Karte attraktiv aussah, liess ich vor Ort schliesslich bleiben - wegen dem gedeckelten Triebschnee auf dieser Abfahrt wäre es eine unerquickliche Zusatzaufgabe gewesen.

Steinmann City auf dem Rossstall (2456m), mit Blick ins Rheintal mit Gonzen und Fläscherberg.

Somit holperte ich über das verblasene Gelände zurück in den Sattel vor dem Gamidaur, stieg zu Fuss zu dessen Gipfel auf, dann kurz sehr steil an einem Fixseil (nicht mehr in bestem Zustand) in die Nordflanke hinunter. Wie bereits erwähnt, liess sich trotz vorhandener Spuren noch eine Linie mit durchgehend jungfräulichem Schnee finden. Später konnte ich den "Polizei-Acker" via die Rossplangg ebenso in First-Line-Terrain umfahren, selbiges gelang mir danach auch im Chäsboden mit Inkaufnahme einer kurzen Schiebestrecke auf dem Vermiiboden. Damit war der Mist quasi geführt, bis auf die mit zischendem Oberflächenreif verzierten Hänge vom Ochsensäss war bis zum Bike nur mehr pistenartiges Fahren über die Strasse nötig. Zuletzt ein kleiner Bike-Downhill und damit war es das. Sicherlich nicht die beste Skitour des Winters - ganz ordentlich war es aber dennoch. Fragt sich zuletzt noch, ob die kleinen Abstriche bezüglich Schnee und vorhandenen Spuren schwerer wogen oder dass es einfach anders war wie ausgemalt. Die Antwort allein, die kann ich hier auch nicht mit Sicherheit geben.

Dienstag, 1. Februar 2022

Skitour Foostöckli (2535m)

Bestes Wetter, geringe Lawinengefahr - die Einladung für eine exotische Tour. Eine genauere Konsultation der Terminkalender zeigt dann aber, dass die Freiheiten nicht grenzenlos sind und wir Erreichbarkeit und Zeitbudget mit im Blick behalten müssen. Wir beschliessen darum, ins Weisstannental zu fahren, zur Alp Walabütz zu laufen, dort nach Süden vorzustossen und dann mit einer rollenden Planung das richtige Ziel auszuwählen. Exotisch oder nicht?!? Ja, denn einerseits ist diese Route ab Walabütz selbst im unteren Teil nur bei einwandfrei sicheren Verhältnissen realisierbar, andererseits steht oben ein ganzer Strauss von Alternativen bereits. So richtig maximal ambitionierte wie die Nordflanke der Grossi Schiben oder solche im Rahmen von mehr oder weniger "normalen", aber doch nur äusserst selten begangenen Touren wie eben dem Foostöckli.

Auf einsamer Skitour in einem Seitental, das nicht einmal einen richtigen Namen hat...

Der Start zur Tour vollzieht sich knappe 2km hinter dem Dorf Weisstannen bei Logs. Erst einmal geht's nun 5km taleinwärts zur Alp Walabütz, der Brutto-Höhengewinn auf diesem Abschnitt beläuft sich auf knapp 300hm, wobei es auf 2 Abschnitten etwas steiler steigt, weitläufig flach ist und man auch fallende Teilstücke vorfindet. Schaut man von Walabütz nach Süden, so fragt man sich auf den ersten Blick, wo man hier bloss mit den Ski durchschreiten soll. Das Gelände ist steil und schroff, die Hänge oberhalb sehr bedrohlich. Den sehr sicheren Verhältnissen und der Tatsache, dass erst Januar ist sei Dank müssen wir keine Sorgen vor Lawinen haben. Auf dem Trassee des Sommerwegs lässt sich die Steilzone auch gut beschreiten, einzig die schmale Passage über einem Felsband zu P.1694 erheischt Vorsicht. Als wir den Punkt erreichen, ist Zeit für eine Rast, Beratung und die Entscheidung, wohin es weitergehen soll.

Blick von der Alp Walabütz nach Süden. Die Tour verläuft über die Hänge an der rechten Flanke (orografisch linke Talseite) und findet einen Ausweg zwischen den Felsbändern im Bildzentrum. Was von hier etwas fraglich aussieht, entpuppt sich aus der Nähe als relativ gutmütig begehbares Gelände.

Die inzwischen sichtbare Nordflanke der Schiben ist äusserst imposant (im Durchschnitt 45 Grad über 700hm) und bestimmt ein richtiger Knaller. Was dagegen spricht: erstens ist die Schneelage noch knapp, wir befürchten aus dieser Perspektive sogar, dass es keine durchgehende Linie gibt, wo wir ohne Abkletterei im Fels durchkommen. Zweitens wäre es vom P.1694 noch ein hartes Stück Arbeit, v.a. der Aufstieg durch die Flanke im mutmasslich aufbauend umgewandelten, griesigen Schnee hätte das Potenzial, eine endlose Geschichte zu werden. Komplett ohne Wehmut entscheiden wir uns für's Foostöckli, das eine tolle Alternative verspricht. Und keine Zweifel, die Schiben hat uns zwar vorerst abgeschreckt, aber auch unmissverständlich zu einem zukünftigen Date aufgefordert - eine Einladung, die ganz sicher in den Hirnwindungen abgespeichert bleibt.

Auch das ist ein Anblick, der einem durchaus haften bleibt. Das hintere Weisstannental wäre zweifellos eines der besten Eiskletterreviere der Schweiz. Dass diese Aussage im Konjunktiv bleiben muss, liegt am Wildtierschutzgebiet Pizol. Leider liegen hier Dutzende von sicherlich sehr lohnenden Unternehmungen mit wohl oft guten Verhältnissen in der roten Zone. Schade und halt eben auch wenig logisch, denn die Tiere halten sich im Hochwinter sicher nicht da auf.

Die in der Landeskarte verzeichnete Skiroute zum Foostöckli führt von P.1694 durch die Enggi zu den Alpgebäuden von P.1883 - ein komplett unnötiger Umweg. Der direkte Weg via Stich(tal) ist ohne Mühe begehbar, deutlich kürzer und für die Abfahrt erst recht vorteilhafter. Er wird mit formidablen Eindrücken belohnt. Die ganze Geländekammer der Rossalp ist noch unberührt. Wir fühlen uns ein wenig wie auf Expedition in einem fernen Kontinent, obwohl es sich nur um eine Tagestour handelt. Wir zielen auf die Schönböden, bzw. die nördliche Variante vom Foopass (P.2230). Aber hier verläuft ein Wanderweg über den Südgrat zum Foostöckli. Das steile Gelände ist aber teilweise aper, so dass wir lieber mit Ski über die abschnittweise bis 40 Grad steile SW-Flanke gehen. Das funktioniert tadellos, nur die letzten 15hm müssen wir über den aperen Grashang zu Fuss zum Gipfel steigen.

Die grosse Geländekammer der Rossalp Richtung Foopass war noch komplett unberührt. Es war landschaftlich einmalig schön, hier die Spur legen zu können. Wir zielten auf die Senke etwas links der Bildmitte, wo wir für den Schlussaufstieg auf die Elmer Seite wechselten.

Der Zacken in Bildmitte ist das Foostöckli (2535m). Während wir im Aufstieg der Bequemlichkeit halber einen grossen Bogen linksherum gemacht haben, nahmen wir in der Abfahrt dann die steile Mulde von der Gratsenke weg.

Nun im Schlussaufstieg in den SW-Hängen der Elmer Seite, hinten Schiben, Sardona und Segnas.

Final Stretch zum Gipfel des Foostöckli, unten die Hänge der Raminer Alp, wo mein Grossvater einst auf der Alp gedient hatte. Ich erinnere mich noch gut an seine Geschichten, wie sie jeweils Murmeltiere zu fangen versuchten, um die eintönige und karge Kost aufzubessern. Wie sich doch die Lebensweise innerhalb von nur 2 Generationen verändert hat...

Nach einer gütlichen Rast schnallen wir die Bretter an die Füsse. Der steile, südexponierte Gipfelhang bietet schon recht guten Sulz. Das sorgt für Abwechslung, aber wir suchen natürlich noch den begehrten Pulver. Den finden die gewitzten Routeningenieure, indem rund 100hm unter dem Gipfel (2435m) über eine Bresche am Südgrat in ein steiles, ostseitiges Couloir gewechselt wird. Auf dem Anmarsch hatte es in der Perspektive wahnwitzig steil ausgesehen und wir waren nicht sicher, ob sich die massive Wächte überwinden lassen würde. Doch aus der Nähe entpuppte es sich als mit bis 45 Grad Neigung machbar. Auch der Schnee war recht gut, gesetzter Pulver auf stabiler Unterlage. Gefolgt wird dies von genüsslichem Cruisen über die Rossalp, bevor wir in erneut prima jungfräulichem Pulver das Stichtal hinunterwedeln. Der Preis ist etwas Schiebestrecke mit kleinem Aufstieg retour zu P.1694.

Ready to drop in auf die Ostseite...

...natürlich sieht es so wieder einmal strunzflach aus. Ist aber 45 Grad steil!

Weiter in diesem Hang, nun weiter unten im flacheren Teil. In der linken Bildhälfte sieht man auch gut die zur Zeit noch schlecht eingeschneite Nordflanke der Grossi Schiben und kann somit nachvollziehen, warum wir uns diese Tour für ein anderes Mal aufgespart haben.

Just simply great skitouring!

Ein Wechsel von schönen Pulverhängen und Traversen nach links bringt uns in den Talschluss, wo das raue Blockfeld gerade genügend Schnee aufweist, dass wir ohne Sorge um Mensch und Gerät fahren können. Ab da kommen wir bis zum P.1326 in der Spur gut voran, doch dann müssen Trizeps und Latissimus auf einer längeren Schiebeschrecke Einsatz leisten. Part of the Game bei solchen Touren, kein Problem. Schliesslich nimmt das Gefälle wieder zu. Der hier federleichte Schnee mit einer zischenden Oberflächenreifkruste lässt auf dem Trassee der Strasse genussvolles Schwingen zu und bringt uns zügig zum Ausgangspunkt. Wir verräumen die Latten, ich setze mich ans Steuer und der Kollege wechselt unverzüglich ins Office. Die Netzverbindung ab Weisstannen hat keine Löcher, so kann er ohne Friktionen sein Online-Meeting bestreiten. So geht Skitouren im Januar 2022 ;-)

Facts

Foostöckli (2535m) ab Weisstannen. Netto ca. 1700hm Aufstieg, sehr sichere Verhältnisse zwingend. Sonst aber skitechnisch nicht extrem schwierig. Technisches Material (Steigeisen, Pickel) sind vermutlich kaum je notwendig. Vorsicht, die Route verläuft nahe am bzw. kurz (erlaubt) durch das Wildtierschutzgebiet Pizol.

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Season Opener am Hüenerchopf (2171m)

Lange war der Schnee am Alpennordhang im Herbst 2018 ausgeblieben, doch am ersten Dezemberwochenende gab's endlich üppig von der weissen Pracht. Als dann noch ein kalter, sonniger und windstiller Tag angesagt war, hiess es ab auf die Bretter! Um den Tag entsprechend geniessen zu können, wollte ich an einem +/- sonnigen Hang aufsteigen und abfahren. Da unterhalb von ca. 1000m noch zu wenig Schnee lag, der zeitliche Umfang der Tour im Rahmen liegen sollte und zudem Lawinenwarnstufe 3 herrschte, gab es eine logische Wahl, den Hüenerchopf.

Eine wunderschöne Gegend! So nahe von daheim, aber es fühlt sich an wie weit weg!
Das einzige Fragezeichen bestand darin, ob die etwas raue Waldschneise bei Alpstutz im unteren Teil denn auch schon genügend eingeschneit wäre. Aber dafür hatte ich eine Lösung parat und packte mein Flug-Zeug in den Rucksack. Dieses wiegt ja bekanntlich nur gerade 1.5kg und passt auch vom Volumen her problemlos in den Skitourenrucksack. Ideal also, um es auch bloss auf Verdacht hin mitzunehmen. Am Ausgangspunkt in Vermol präsentierte sich die Lage aber besser, als ich vermutet hatte. Eine solide Schneedecke von guten 30cm Mächtigkeit war vorhanden. Andere Tourengänger waren bereits vorausgelaufen, so dass ich bloss den Spuren zu folgen brauchte.

Ein unbestrittener Vorteil vom Hüenerchopf: auch tief im Dezember ist's schön sonnig!
Die Schneedecke nahm rasch an Mächtigkeit zu. Im Alpstutz lagen bereits 50-60cm, hier würde es sich problemlos Skifahren lassen. Die Ausblicke waren hervorragend: der lichte, verschneite Tannenwald, das Streiflicht der Sonne, ein grosser Genuss! Ohne zu hetzen konnte ich einige Tourengänger überholen, andere gaben sich für den Saisoneinstieg auch mit einem Zwischenziel unterwegs zufrieden. So kam es schliesslich, dass ich als Vierter auf dem Gipfel eintraf. Da die drei Vorgänger auch noch den Madchopf besuchen wollten, blieb mir sogar die Ehre, die First Lines des Winters 2018/2019 am Hüeneri zu ziehen.

Freedom! Der Mittelteil ist flach (dafür lawinensicher) und landschaftlich top!
Im Gipfelbereich waren die Spuren des stürmischen Windes, welcher den Schneefall begleitet hatte, gut zu sehen. Aber selbst da konnte man mit etwas Umsicht direkt am Gipfelkreuz losfahren und immer wieder schöne Schwünge zaubern. Unterhalb von 2000m wurde die Fahrt dann zum grossen Genuss. Der Powder war wunderbar fluffig-leicht, doch nicht bodenlos tief - ideal! Da blieb dann wenig erstaunlicherweise auch das Flug-Zeug im Rucksack - noch ein wenig durch die Gegend zu gondeln wäre zwar ebensowenig zu verachten. Doch das spare ich mir gerne für die Skitour auf, wo Schneelage und/oder -qualität bescheiden sind.

So kann es weitergehen mit dem Tourenwinter 2018/2019.

Donnerstag, 1. März 2018

Eisklettern im Weisstannental

Das war wieder ein Eiswinter... kalt bereits im Dezember, aber nachdem das Eis bis Weihnachten schön aufgebaut hatte, ging mit einer Wärmeperiode alles den Bach runter. Vom rekordwarmen Januar war nicht viel Eisiges zu erwarten. Erst Ende Februar kam endlich eine richtige Kälteperiode, welche auch im Flachland durchgriff. Doch halt, nach 3 eisigen Tagen zeichnete sich bereits die nächste Föhnphase mit Regen bis auf 1500m hinauf ab. Somit blieb nur ein kleines Zeitfenster, um das Eis in tieferen Lagen zu nutzen.

Hier geht's lang! Das ist Nr. 19, wobei die einfachste Linie links viel zu feucht war und wir deshalb rechts in steilerem Gelände geklettert sind.
Wir zielen auf die Ostschweiz, schon lange wäre ich gerne einmal eine Route in der Taminaschlucht angegangen. Doch da sind die Verhältnisse leider noch zu mager, warum auch immer. Im Seeztal sieht's deutlich besser aus. Der Milchbach steht wieder einmal, im Pflästertobel wäre es vermutlich gegangen und der Hagerbach erhielt am selben Tag seine mutmassliche Erstbegehung. Zu blöd, dass wir erst nachmittags ans Werk können, wo die Sonne bereits heftig die südlich ausgerichteten Felswände bescheint. So bleibt uns schliesslich als beste Alternative ein Ausflug ins Weisstannental, was ja durchaus eine spannende Sache ist, schliesslich kann man hier mit kurzem Zustieg viele lässige Touren angehen.

Hier im Taminatal wären wir gerne geklettert. Naja, not really this  time.
Vor Ort zeigt sich dann, dass in allen gängigen und weniger gängigen Linien Eis vorhanden ist. Genaueres Hinsehen zeigt, dass das Eis in allen steileren Abschnitten wohl noch meist röhrig und grümschelig ist. Es ist halt bei viel Kälte sehr schnell gewachsen und es braucht einfach seine Zeit, bis es kompakt und gut begehbar wird. Ein weiteres Hindernis stellt zudem der Bach dar, welcher viel Wasser führt und noch beinahe gar nicht gefroren ist. So entscheiden wir uns schliesslich vorerst einmal für die Nr. 19 aus dem Hot Ice. Ein paar überfrorene Steine und eine möglicherweise tragende Eisdecke in den Randbereichen liess uns hoffen, trockenen Fusses am Einstieg anzukommen. Dies materialisierte sich wie die Fotos zeigen leider nicht so ganz - erstaunlich jedoch auch, wie es sich dank dichten Schuhen und Gore-Tex-Hosen selbst nach einer solchen Schwimmpartie noch ohne allzu viel 'Discomfort' bis zum Eindunkeln klettern liess.

Vor der ersten Crux des Tages. Der Fluss ist schon gut knietief.
Was gut beginnt...

...endet schlussendlich doch böse mit einem Manöver, das beinahe an Brustschwumm erinnert. Auf einmal gab das Eis nach und dann gab's keine Rettung mehr. Man würde es aufgrund von diesem Foto kaum glauben, aber ich konnte danach ohne allzu viel Discomfort klettern. Dank wasserdichten Schuhen und Gore-Tex darüber lief nicht alles gleich voll. 
Aus der Nähe zeigte sich dann, dass in der Mitte des Falles noch so viel Wasser floss, dass eine Begehung wenig spassig gewesen wäre. Somit fiel die einfachste Linie als Option aus und wir kletterten schliesslich am rechten Rand (d.h. orografisch links) eine steile und trockene Variante. Das war durchaus spannend, auch weil es da steiler war. Mit 2 schönen, anhaltenden Seillängen (ca. 80m) im Bereich WI3+ gelangten wir zu einer Verengung. Oberhalb warteten nochmals 40m in kompaktem, geneigtem Eis (WI2) und weitere 60m in einfachem Eis (WI1) und Gehgelände hinauf zur Waldstrasse, welche einen bequemen, zügigen Abstieg vermittelt. Dort trafen wir noch auf die spärlichen Überreste einer Gämse, von welcher nur gerade noch Haut, Haare und ein paar unverdauliche Knochen übrig blieben. Fuchs, Wolf oder Luchs, wer hier wohl am Werke war?

Ausblick auf unsere dritte Seillänge, welche sich im WI2-Bereich abspielt.

Schönes Ambiente und prima Eiskletterei in L1 (WI3+).

Makaber?!? Ich meine eher, der Kreis des Lebens. Nicht jedes Wesen lebt so verschwenderisch wie der Mensch.
Es blieb noch etwas Tageslicht übrig, so gingen wir im Anschluss noch die Nr. 8 aus dem Hot Ice an. Hier kann man von der Strasse einqueren, d.h. die Bachüberquerung entfällt, auf ein zweites Bad hatten wir nämlich wenig Lust. Die gemäss Topo erste Seillänge (WI2) war leichte Beute und problemlos, sprich eher einfacher. Danach warten sehr schöne, knappe 60m im Bereich WI4 - erneut eine richtige Genusskletterei. Auch hier gab's je nach Routenwahl ein bisschen von allem - hartes sprödes Eis, Vollwaschgang, röhriges Zeug, ideales Safteis. In Summe aber gut abzusichern und mit etwas Voraussicht auch prima zu beklettern. Ein kurzer Aufstieg über Waldboden oder einfaches Eis führt wieder zur Waldstrasse hinauf. Bis wir abgestiegen waren, war es bereits dunkel. Wir waren sehr gut auf unsere Kosten gekommen und verzichteten daher auf eine weitere Route im Stirnlampenschein (vor allem weil zuhause noch andere Aufgaben auf uns warteten). Während das Thermometer vor Ort noch -6 Grad anzeigte, herrschten unten im Raum Sargans bereits Plustemperaturen - da hatte der Föhn bereits seine Finger im Spiel. Somit ist's mit der Eis-Herrlichkeit in dieser Region wohl schon wieder vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Schade, solche Ausflüge würde ich gerne noch ein paar weitere geniessen!

Ausblick auf die 60m der Nr. 8 (WI4), welcher aus dieser Perspektive arg verkürzt und verflacht aussieht.

Facts

Weisstannental Schmonawald - Nr. 19 (D- II WI3+) - 4 SL, 180m - ***
Material: 1x50m-Seil, 10-12 Eisschrauben

Genussvolle Kletterei mit Fussabstieg, welche auf der einfachsten Linie für WI3 zu haben ist. Auf den ersten 80m lässt sich auch eine steilere Linie im Bereich WI3+ finden, was je nach Verhältnissen oder persönlichem Gusto empfehlenswert sein kann. Es sind kaum objektive Gefahren vorhanden.

Weisstannental Schmonawald - Nr. 8 (D I WI4) - 2 SL, 90m - ***
Material: 1x50m-Seil, 8 Eisschrauben

Nach einem einfachen Zustieg wartet eine lässige, anhaltende Seillänge, bei guten Verhältnissen in kompaktem Eis, welche zwei Teilstücke aufweist, die an die Senkrechte heranreichen. Der Abstieg kann zu Fuss oder abseilend erfolgen (dann Doppelseil empfehlenswert). Kaum objektive Gefahren vorhanden.

Mittwoch, 18. Januar 2017

Weisstannental - Doppelsäulenfall (WI4)

Ein kurzer Bericht von einem Tag, der mich zwecks einer Schulung der SAC-Fachgruppe Sanieren & Erschliessen ins Sarganserland führte. Bei dieser ging es um die offensichtlichen Themen und insbesondere gab es eine Ausbildung am Testgerät für Verbundhaken. Nein, ein solches habe ich nun nicht zuhause, aber falls es irgendwo potenziell unsichere Klebebolts zu testen geben sollte, ich kann die nötigen Kontakte schaffen. Anyway, danach blieb noch Zeit für etwas Auslauf. Aufgrund der frostigen Temperaturen wollten wir einen Augeschein im Weisstannental werfen und kletterten schliesslich eine Route im Schmonawald.

Hier geht's los, Blick auf die erste Seillänge am Doppelsäulenfall (WI3+).
Die Situation vor Ort präsentierte sich positiv, auch wenn man sicher noch nicht von Topbedingungen sprechen kann. Auf den meisten Linien ist Eis vorhanden, mancherorts ist dieses aber noch reichlich dünn und gerade in den steileren Passagen zeigt sich meist auch nur röhriges, grümscheliges Eis, welches oft auch noch stark wasserüberronnen ist. Dies übrigens notabene bei Temperaturen von -13 Grad auf dem Autothermometer. Dazu sind die flacheren Passagen meist komplett überschneit und aufgrund fehlender Begehungen auch noch nicht geputzt. Kommt noch hinzu, dass der Bach nicht gefroren ist und dessen Überquerung je nach Route ein mehr oder minder grosses Hindernis darstellt. 

Der noch nicht gefrorene Bach stellt ein Hindernis dar! Auch wenn's nur wie ein Rinnsal aussieht, so knietief ist der schon!
Am besten sahen die Bedingungen eindeutig für den Doppelsäulenfall (WI4) aus. Die Seez liess sich hier mit zwei, drei Hopsern vom einen zum anderen überfrorenen Stein trockenen Fusses meistern. Mit 60m langen Seilen lässt sich die Route gerade in zwei Seillängen erklettern. Die erste davon dürfte rund 80 Grad Steilheit erreichen und derzeit so im Bereich WI3+ anzusiedeln sein. Es folgt ein bequemer Stand links aussen an einem Baum. Die zweite Seillänge beginnt sehr einfach und führt dann über eine Stufe hinauf zur Säule. Hier endeten die Begehungsspuren bei einer Abalakov, uns fiel also die Saison-Erstbegehung zu. Über etwa 8-10m geht's hier senkrecht zur Sache, bei derzeit noch nicht idealen Bedingungen. Links und rechts wäre eine heftige Dusche fällig gewesen, mittig gab's einen trockenen Streifen, wo jedoch erst das wenig solide, luftig gewachsene Eis abgeräumt werden musste. Aktuell ist diese Stelle schwerer als die im Topo angegebene WI4 einzustufen.

Blick auf die zweite Seillänge am Doppelsäulenfall. Der Akteur in der Crux, die derzeit schwerer wie WI4 ist.
Nach einer Stunde Kletterzeit waren wir bereits am Top angelangt. Nun waren es nur wenige Schritte zur Waldstrasse hinauf, über welche man bequem in wenigen Minuten zur Strasse hinunter absteigt. Eine Viertelstunde später waren wir zurück beim Auto angelangt. Tja, nun hätte man eigentlich gleich erneut einsteigen können. Am Hauptfall und auch in den WI3-Routen rechts davon hätte man sicher eine kletter- und absicherbare Linie gefunden. Für uns war die Uhr aber leider bereits abgelaufen und die Heimreise war fällig. Toll aber, dass wir noch Zeit und Gelegenheit gefunden hatten, um die Theorie mit etwas (wenn auch verbundhakenfreier) Praxis anzureichern.

Das wäre das nächste, offensichtliche Ziel, der Hauptfall (WI4). Zur Zeit sind die Bedingungen sicher auch noch nicht optimal. Die flacheren Passagen überschneit, die steileren (insbesondere die Abschlussäule) dünn und noch wenig solide. Wobei, wer's drauf hat kommt hier sicher rauf.
Facts

Weisstannental / Schmonawald - Doppelsäulenfall (D II WI4) - 2-3SL, 110m - ***
Material: 8-10 Schrauben, 60m Einfach- oder Doppelseil

Beliebte Eiskletterei im gerne besuchten Schmonawald, die überdies in der Regel auch noch als einer der ersten Fälle brauchbare Bedingungen aufweist. Eine erste Länge führt im verschärften Genussbereich zu einem bequemen Stand. Die zweite Seillänge beginnt einfach und führt zum Prunkstück der Route, der abschliessenden, knapp 10m hohen Säule. Mit einem Einstieg unmittelbar neben der Strasse, der gegebenen Rückzugsmöglichkeit, dem bequemen Abstieg über die Waldstrasse und der weitestgehenden Absenz von objektiven Gefahren darf man hier sicherlich von einer Plaisir-Eistour sprechen. 

Hier der Doppelsäulenfall in seiner ganzen Pracht, vom Parkplatz aus gesehen.