Was klettert man zum Ferienauftakt in Cogne? Die Cascades de
Lillaz sind auf jeden Fall eine gute Wahl. Geboten wird einem ein
landschaftlich tolles Erlebnis mit Eiskletterei über 5-6 Seillängen und ein
paar Gehpassagen durch die Schlucht. Das Ambiente ist gemütlich und wenig
alpin, d.h. es handelt sich um eine Genusskletterei ersten Ranges. Die
Schwierigkeit auf dem einfachsten Weg ist mit WI3 zu veranschlagen, doch in den
meisten Seillängen kann man je nach individuellem Können und Geschmack auch
schwierigere Varianten einbauen.
So sollte es also das erste Mal Eisklettern für Barbara und
Jara werden. Die Anfahrt von Cogne nach Lillaz ist in minutenschnelle erledigt,
beim Ortseingang gibt es reichlich Parkfläche. Zuerst zu Fuss über die Brücke
und in den Ort hinein, danach der Beschilderung folgen. Es geht auf jeden Fall
(im Aufstiegssinn) rechts vom Fluss entlang, was für Ortsunkundige jetzt nicht
a priori klar ist. Hat man den richtigen Track einmal gefunden, erreicht man in
rund 10 Minuten auf flachem Pfad den Einstieg. Nachdem sich am Parkplatz eine
Riesenmeute an Eiskletterern am präparieren war, hatten wir hier freie Bahn,
tiptop!
Der erste Aufschwung an den Cascades de Lillaz (ca. 50m, 60-75 Grad, WI3, 1-2 SL) |
Am ersten Aufschwung gibt es wie überall mehrere Linien. Um
meine beiden Begleitern nicht gleich zu überfordern, wählte ich die Linie
links, mit Steilheiten zwischen 60-75 Grad. Unterwegs gibt es linkerhand sogar
noch 2 gebohrte Stände, welche ich gerne benutzte, um die Kommunikation nicht
gleich abzuschneiden. Ansonsten reichen aber 50m bis über die Kante hinauf, wo
neuerlich zwei gebohrte Stände zu finden sind.
Barbara am ersten Aufschwung, nicht schlecht fürs erste Mal! |
Danach folgt ein kurzes Gehstück, wo man einen teilweise
zugefrorenen, tiefen Pool umrundet. Hier ist äusserte Vorsicht angebracht, in
diesem Pool sind auch schon Leute eingebrochen und ertrunken. Man kann sich
aber auf sicherer Linie dem Rand entlang halten. Am Start des nächsten
Aufschwungs sieht man dann auch, dass es sich beim Pool um eine Art
Trevi-Brunnen der Eiskletterer handelt. An dessen Boden befinden sich allerhand
Opfergaben und es gäbe massenhaft Booty-Gear zu fischen, wenn das Wasser denn
nur nicht so kalt und tief wäre. Die Kletterei an diesem zweiten Aufschwung ist
dann easy und nur etwa 25m lang, ganz rechts herum um 70 Grad, direkt eine
kurze Steilstufe von 80 Grad. Danach rechts ein ideal gelegener BH-Stand, etwas
weiter in der Schlucht hat es auch links nochmals einen.
Der Trevi-Brunnen der Eiskletterer am Fuss des zweiten Aufschwungs. Vorsicht, reinfallen ist tödlich! |
Danach folgt ein längeres Gehstück (150-200m) durch die
schöne Schlucht. Es lohnt sich, die Seile aufzurollen, ansonsten zieht man
diese nur durchs Wasser. Beim danach folgenden Amphitheater war dann die grosse
Gruppe vom Parkplatz vor Ort, welche die unteren Stufen umgangen hatte und mit Topropes beschäftigt war. Praktisch
gezwungenermassen wählten wir mittig eine steile Säule, auf 15m ca. 85 Grad.
Dank idealer Hooks und Tritte, noch dazu in einer Art Verschneidung für die
Steilheit aber sehr gutmütig, so dass auch die Anfänger an meinem Seil ohne
Mühe passieren konnten. Nach ein paar einfacheren Metern stehen dann oberhalb
gleich mehrere BH-Stände zur Verfügung.
Courte passage raide (85 Grad, kann umgangen werden) am dritten Aufschwung. Tolle Kletterei, ideales Eis! |
Nach einem weiteren kurzen Gehstück folgen die
Ausstiegslängen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, entweder links oder rechts.
Da am Fuss des rechten Aufschwungs ein wahrer Stau herrschte, wählten wir die
linke Linie. Die sah zwar von den Bedingungen her durchaus grenzwertig aus,
doch vielleicht würde es ja doch gehen. Eine erste Länge (60m, WI3) bis zum
Kettenstand am Baum rechterhand liess sich noch gut klettern. Doch der
Weiterweg, mit nur sehr dünnem Eis auf den Felsplatten und viel fliessendem Wasser
sah dann zwar vermutlich kletterbar, doch sicher nicht absicherbar aus. Da war
mir dann das Risiko doch zu hoch. Also Abseilen und rüber zur rechten Variante.
Schlechte Bedingungen im linken Ausstieg, dünnes und mieses Eis, das zu viel Sonne erwischt hat. |
Dort hatte sich die Meute mehr oder weniger aus dem Staub
gemacht. Entlang einer grossen Felsverschneidung klettert man in sehr schönem,
geneigten und kompakten Eis (60m, WI2). Richtige Tritte waren hier ausgetreten,
so kam man dementsprechend schnell und bequem voran. Am Ende der Verschneidung,
oben auf der Fläche gibt es rechterhand wiederum zwei BH-Stände. Ab da sind es
nochmals 60-65m bis zum Ausstieg, über weitestgehend einfaches Eis (WI2). Ganz
zum Schluss war dann auch nur noch ein schmaler Eisstreifen vorhanden, so dass
auf den letzten 20m keine Sicherungen mehr platziert werden konnten. Dank
moderaten Schwierigkeiten war dies aber problemlos.
Jara in Action, meine alten Rambos waren genau das richtige Werkzeug für ihn: je kräftiger man schlägt, desto besser halten sie. |
Vom Ausstieg wendet man sich nach links und erreicht zuerst
etwas aufsteigend das Trassee eines Wegs. Diesem folgt man bequem in rund 15-20
Minuten direkt retour zum Parkplatz, am Einstieg kommt man nicht mehr vorbei.
Zumeist wird hier bei diesem vielbegangenen Fall gespurt sein, somit sollte es
kaum Sorgen bezüglich der Routenfindung geben. Zufrieden über das Erreichte
setzten wir uns ins Auto, meinen Begleitern hatte ihre erste Tour grossen Spass
bereitet und auch für mich war es ein toller Einstieg. Die Bedingungen waren
sehr angenehm gewesen, die Softshell war ausreichend und den ganzen Tag konnte
ich mit ein- und demselben Paar an Windstopper-Handschuhen klettern – so sollte
es doch immer sein!
Was ist hier falsch? |
Facts
Cascades de Lillaz WI3 (einfachster Weg, steilere Varianten
existieren) – 5 SL + einiges an Gehgelände
Material: 2x60m-Seile vorteilhaft, 6-8 Eisschrauben, die
Stände sind alle gebohrt
Tolle Genusskletterei in schöner Landschaft, auch für
stärker kletternde eine Empfehlung, da auch schwierigere Varianten eingebaut
werden können. Zudem hat man hier nur einen sehr kurzen Zustieg und praktisch
keine objektiven Gefahren. Zu beachten ist indes, dass der Fall ziemlich der
Sonne ausgesetzt ist, und da nur auf 1600-1800m gelegen, auch nicht immer in
guten Bedingungen.
hi
AntwortenLöschenwie ist generell das Eis in Cogne? zahlt sich hinfahren aus?
danke im vorraus
mfg markus
Ja, das Hinfahren lohnt sich bestimmt. Alle gängigen Klassiker sind machbar und in guten Bedingungen.
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