Dieses Jahr lagen die Festtage nun wieder so, dass man bereits vor der grossen Sause einen kurzen Klettertrip ins Tessin einlegen konnte. Dies hatten wir in den Jahren zuvor schon mehrfach so gemacht (2016, 2015, 2014). Tagsüber am sonnigen Gneis klettern und abends dir vorweihnachtliche Stimmung auf dem glatten Parkett von Locarno zu geniessen - eine ziemlich überzeugende Kombination.
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Ticino, Playground für Gross und Klein. Oder anders gesagt: während sich die Alten irgendwelche Routen hochwürgen, kümmert sich die Jungmannschaft um die spannenden Moves am Wandfuss. |
Auf der Anfahrt fragten wir die Kinder nach der gewünschten Destination. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen -
Claro! Schon fast ein Jahr war es her, seit wir das letzte Mal vor Ort waren. Nicht ganz unerwartet zeigte ein Augenschein vor Ort dann aber eine nicht ganz optimale Situation. Das Jahr 2018 war zwar auch im Tessin sehr lange überaus trocken, doch in den letzten Wochen gab es hier Niederschläge satt. So war dann nur ca. 1/3 der Routen einwandfrei trocken (grob:
Jaraguri bis Rötstrunz, die Touren um die Apnea, Moulin Rouge, ein paar der kurzen Routen rechts sowie der gesamte Cubo). Gut hatte ich mir den letzteren bisher immer für den Tag aufgespart, wo die restlichen Felsen überflutet wären. Wir kletterten 2 nette Plattentouren (
Il Grande Passo 6a+,
Succhi Gastrici 6b+). Der Funky-Mantle-Boulder
Il Questionario (7b+) warf dann bei mir erst auch diverse Fragezeichen auf. Eine geraume Weile vermutete ich, den Move tatsächlich nicht durchführen zu können. Schliesslich lohnte sich das hartnäckige Tüfteln aber doch: nachdem der Trick einmal gefunden war, lief der Durchstieg dann smooth. So blieb noch ein wenig Zeit, um einmal der Direktvariante vom
Poetic Face (8a) auf den Zahn zu fühlen - cool und abwechslungsreich. Wenn ich gleich damit begonnen hätte, wäre das womöglich etwas geworden, aber so bremste mich die Dunkelheit aus. Naja, nächstes Mal dann.
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Il Grande Passo (6a+) am Cubo in Claro (he made short work of it). Die harten Superrouten bis 8c+ gleich links ums Eck. |
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Hä? Leisten halten in bzw. aus Claro macht Freude, auch wenn's daheim im Keller ist. Noch nirgendwo anders habe ich einen ähnlich soliden Gneis mit oft perfekt flacher Rückseite gefunden, welcher sich ideal als Griff für unsere Boulderwand eignet. Mit etwas Suchen findet man alle Grössen und Formen, von der Fingerbrecher-Leiste bis zum Sloper. Die Textur und der Grip dieser Steine sind wirklich optimal. Hier wird eben nun gleich vor Ort Nachschub produziert. |
Am nächsten Tag werweissten wir dann, ob wir auf einen neuen Felsen oder einen altbewährten Sektor setzen sollten. Einerseits war da die drängende Frage, ob die
Geisha Walls denn auch trocken wären oder eben nicht. Die zweite Frage traf die Besonnung. Nachdem mein Lieblingstool auf
suntag.ch inzwischen 12 CHF pro Abfrage verlangt, muss ich meine Berechnung ziemlich handgestrickt mit Azimut, Einfallswinkel und der Landeskarte machen. Eigentlich sollte man das alles zusammen mit dem digitalen Höhenmodell in eine bequeme App verpacken. Ein durchaus interessantes Projekt - aber ob ich die nötige Zeit dazu finde, bzw. sie mir nehme?!? Auf jeden Fall war meine Berechnung akkurat (ab spätestens 14.00 Uhr ist sense mit der Sonne), doch aufgrund der föhnig-milden Temperaturen war das schliesslich gar kein Faktor. Die drückende bzw. tropfende Nässe war hingegen ein Thema. Auch hier war nur ca. 1/3 der Routen vollständig dry - aber da wir noch nie vor Ort waren, war das kaum eine Einschränkung. Wir kletterten schliesslich
Castello di Carte (6b+), Inc. Cool 8 (7c+), Anal-Logika (7b), No Woman from Tokyo (6a+), La Piata (6b+) und Detox (6c+). Allesamt typische Tessiner Klettereien und ich stimme absolut mit der Meinung der Erschliesser überein - una vera perla Vallmaggiese!
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In den weiten der Tessiner Wälder ist sicher noch manche Perle verborgen. Danke Egon & Co, welche diese Schätze heben! |
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Yosemite Feelings! |
Für den letzten Tag war erneut Nordföhn mit Temperaturen bis zu 18 Grad prognostiziert. Die morgendlichen Tropfen auf dem Dachfenster und der graue Himmel zeigten hingegen ein anderes Bild. Immerhin fand sich auch noch ein Wetterbericht, der dann kurzfristig so etwas wie "teilweise von Norden übergreifende Niederschläge" faselte. Langer Rede kurzer Sinn - wenn man heute etwas holen wollte, so wäre dies am besten im Ostsektor von Ponte Brolla zu finden. Alles bestens bekannt, kurzer Anmarsch und vor allem ist das Gelände teilweise so steil, dass man auch bei Regenfällen trocken bleibt. So weit so gut, auch die drückende oder tropfende Nässe war hier kein Faktor (d.h. alle Routen trocken). Nur mit einem Problem hatte ich nicht gerechnet. Die Feuchtigkeit kondensierte am Fels, sämtliche Routen waren zwischen schmierig und ultraschmierig und daher kaum begehbar. In einer furchtbaren (aber irgendwie eben doch erfüllenden) Kampfbegehung holte ich mir schliesslich die Gambe Leggere (7a). Der meist scharfe Riss bzw. die griffige Schuppe liess sich gerade so halten. Das Dranbleiben hatte sich gelohnt: plötzlich es hellte auf, eine Brise war zu verspüren und eine Viertelstunde später waren bereits alle Routen wieder mehr oder weniger normal begehbar. Dies waren die Benissimo (6b) und die Nina (6a). Beinahe wären auch noch meine Efforts im Zorn der Götter (7c+) von Erfolg gekrönt gewesen. Im Second Go hatte ich die härtesten Moves bereits ausgeführt und fühlte mich noch gut im Saft. Doch plötzlich und komplett unerwartet zippte mir die Hand von der etwas sloprigen Leiste - dryfire! Nach dem Sturz kletterte ich umgehend weiter, nochmals durch die Crux hindurch und bis zum Umlenker. Schade! Weil Heiligabend war und wir schon beinahe daheim erwartet wurden, blieb leider keine Zeit für einen weiteren Angriff. Auch hier wartet also bereits eine Aufgabe fürs nächste Mal.
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Auch im Tessin ist der Himmel einmal (ganz unerwartet und entgegen der Prognosen) grau. Das wäre an sich in diesem überhängenden Sektor kein allzu grosses Problem, wäre nicht die Feuchtigkeit auf dem Fels kondensiert. Zum Glück ging's nicht allzu lange und man konnte wieder wie gewohnt angreifen. |
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Zorn der Götter (7c+) bzw. eher die daneben liegende Occidente (7a+). At least we tried... and did pretty well. |
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