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Freitag, 9. April 2021

Konditionstest 2021 am Mutteristock (2294m)

Über die Spinnerei, ohne nach links und rechts zu schauen mit möglichst hoher Geschwindigkeit auf den Mutteristock hinauf zu touren, hatte ich auf diesem Blog schon bei früherer Gelegenheit (1,2) berichtet. Nun war wieder einmal eine Top-Gelegenheit für diesen Konditionstest gekommen. In der ersten Aprilwoche waren nochmals 50cm Neuschnee gefallen, dank tiefen Temperaturen sollte sich auch am Nachmittag des ersten sonnigen Wochentags danach noch perfekte Verhältnisse anbieten. So war es dann auch: ein früherer Aufbruch wäre zwar sicher nicht falsch gewesen, das lag für mich aber arbeitsbedingt nicht drin.

Wägital, quelle beauté (Bild von der Abfahrt)!

Somit war ich um rund 15.00 Uhr am Seeende bei Hinter Bruch (918m) abmarschbereit und drückte auf den Knopf der Stoppuhr. Im untersten Bereich war die Tour vor den erneuten Schneefällen bereits ausgeapert gewesen, doch an diesem Tag war selbst der Direktaufstieg via Chruter und Schlunenwald in guten Verhältnissen. Über den Aufstieg gibt es sonst nicht allzu viel zu berichten, ausser dass ich ihn möglichst schnell zu absolvieren versuchte. Die Verhältnisse für dieses Vorhaben waren ziemlich gut. Wenig Verkehr (ich musste unterwegs nur 3 Tourengängerinnen überholen) und gut angelegte, leidlich verfestigte Spur. Einzig die Gefahr von Stollenbildung war nicht gänzlich gebannt, zum Glück ging sich dies gut aus. Somit ist das Nennenswerte vor allem in der Marschtabelle zu finden:

Hinter Bruch, 918m, Start: 0:00
Ausgang Schlunenwald, 1310m, 390hm, 0:29 (807hm/h)
Fuss vom Muttrirücken, 1560m, 640hm, 0:48 (800hm/h)
Im Gelände oberhalb Muttri, 1730m, 810hm, 1:00 (810hm/h)
Rippe unter dem Rund Chopf, 1930m, 1010hm, 1:15 (808hm/h)
Rettungsschlitten Torberglücke, 2080m, 1160hm, 1:26 (809hm/h)
Gipfelkreuz, letzte Meter zu Fuss, 2294m, 1380hm, 1:42 (811hm/h)

Es schadet sicher nicht, es an dieser Stelle zu erwähnen: das sind ganz einfach meine Zeiten und die sind hier aufgeschrieben, da sie meinen persönlichen Massstab definieren und ich sie auch nirgendwo so sicher und universell griffbereit habe, wie wenn sie auf dem Blog stehen. Profis und ambitionierte Konditionshengste werden die Strecke deutlich schneller bewältigen und über den lahmen Dettling schmunzeln, der diese Zeiten trotzdem aufs Internet schreibt. Für andere bleiben vielleicht sogar diese Marken unerreichbar und sie halten den Beitrag für eine unnötige Blöfferei. Naja, die persönliche Wahrnehmung wird zur (subjektiven) Realität. Auf jeden Fall soll, darf und muss sich jeder einen eigenen Massstab setzen oder ganz auf den Blick auf die Uhr verzichten, so wie ich das auf eigentlich allen anderen Touren zu tun pflege. 

Das ist nicht am Muttri, sondern am Vortag im April-Schneegestöber auf einem typischen Trainingstüürli nahe von daheim.

Im 2012 und damit vor doch auch schon 9 Jahren hatte ich meine persönliche Bestzeit von 1:39h geschafft (Bericht). Ganz so präzise habe ich es mir (leider) nicht immer notiert, aber vermutlich ist die heurige Performance meine zweitbeste Zeit. Meistens brauch(t)e ich laut meiner Erinnerung zwischen 1:45 und 1:50, bei schlechten Verhältnissen vielleicht auch noch ein paar Minuten mehr. Woran hat es also dieses Jahr gelegen? Sehr guter Züri Oberland Verhältnisse und Home Office sei Dank, konnte ich die Felle diese Saison schon 50x montieren. Meist mit knappem Zeitbudget für die paar Hundert Höhenmeter, die man bei uns in der Gegend eben an kontinuierlichem Aufstieg findet. Naturgemäss bin ich da jeweils mit einer hohen Pace gelaufen. So habe ich nun am Muttri einen subjektiv akzeptablen Schritt angeschlagen und diesen auch tatsächlich bis zum Gipfel halten können. Nun ja, es ist ja nichts Neues, dass die Kondition aus einem gelungenen Mix von Grundlagenausdauer und schnellen Einheiten kommt. Wichtig ist aber vor allem, dass ich in den 9 Jahren nur 3 Minuten langsamer geworden bin. Wenn ich das nun auf ein Alter von 100 Jahren extrapoliere, so reicht es mir auch dann gerade noch, um unter der Schallmauer von 2 Stunden zu bleiben. Aber natürlich nur mit den Worten im Ohr, die der Statistiker so gerne doziert: "Extrapolation ist immer eine heikle Geschichte!".

Sicher nicht perfekte Abfahrtsverhältnisse, aber es könnte viel, viel schlechter sein!

Während im Aufstieg ein sehr angenehmes Klima herrschte, d.h. ich konnte alles im T-Shirt und ohne Handschuhe laufen, so blies am Gipfel ein giftiger und eiskalter Wind. Auf Kleidung für eine Polarexpedition und sonstige Annehmlichkeiten hatte ich bei diesem Tempolauf wohlweislich verzichtet, also machte ich mich nach dem Abfellen auch bald einmal wieder vom Acker. Trotz einem scharfen 'erheblich' ab 1800m war die Nordabfahrt bereits eingespurt, das hätte mich als erster bei einer solchen Menge an gebundenem Neuschnee nicht getraut. Da schon ein gutes Dutzend Spuren drin waren, hätte man es zwar wagen können, doch auf der Aufstiegsroute schien mir noch deutlich mehr freie Fläche, ja gar die Gelegenheit für einen Sektor mit kompletter First Line vorhanden. Der Schnee war noch ganz ordentlich zu fahren, etwas zäher, tiefer Pulver, zudem auch angefeuchtet, aber noch prima drehbar (der Deckel ist aber vorprogrammiert). Ohne die Ski je auszuziehen gelangte ich zurück an den Start, auf der Strasse am Ende kam man aber 2x nur noch knapp durch - sprich, da ist wohl aktuell schon etwas Portage fällig. 

Facts

Mutteristock (2294m) vom Wägitalersee mit Abfahrt über die N-Flanke.
Ski-Schwierigkeit ca. WS+, einige kurze, steile Stellen (40 Grad) bei Einfahrt in die N-Flanke.
Material: normale Skitourenausrüstung.

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