Dieses Datum hatten wir uns natürlich dick im Kalender angestrichen - auf den 9. April war ZKM & Griffig Cup in Uster angesagt. An die letzte Ausgabe vor 9 Monaten hatten wir extrem gute Erinnerungen. So hofften wir nicht nur auf ein tolles Kletterfest, sondern auch darauf, uns erneut ein paar Podestplätze sichern zu können. Doch wie sehr das alles an einem seidenen Faden hängt, sollte sich wieder einmal zeigen. Mein Partner vom kürzlichen Team-Boulderplausch im 6aplus musste verletzt die Segel streichen und Kathrin erwischte es wenige Tage vor dem Event mit einer Krankheit. Glaubt es mir, so wird man ganz schnell zum Hypochonder, der jedes Zipperlein und Kratzen im Hals als den Beginn vom Ende der Kletterträume sieht. Doch mit grosser Erleichterung konnten Larina und ich den Weg an den Start gesund und munter antreten.
Unterwegs in der Finalroute nach dem Motto "wenn bloss die Finger so stark wären wie die Leggins farbenfroh sind...". |
Für Larina gab's in der Kategorie U14 das übliche Programm mit 3 Quali-Routen (6c+, 7a, 7b+), die ihr leicht von der Hand gingen und alle diskussionslos getoppt wurden. Somit gab's kein Bibbern um die Finalteilnahme, sondern das Ticket war souverän gelöst. Nach etwas Judging galt es dann auch für den Autor trotz Teilnahme in der Fun-Kategorie ernst. Da galt es in einem wahren Steigerungslauf 10 Quali-Routen von 5c bis 7b+ zu meistern. Auch das klappte wie am Schnürchen, 10x Top durfte auf dem Zettel eingetragen werden und damit war die Finalteilnahme ebenfalls gesichert. Zuerst waren aber die Kids an der Reihe. Und das Zuschauen ist definitiv der Part, der für viel mehr Nervosität und Anspannung sorgt wie das Klettern einer Finalroute selber. Was man da an der Seitenlinie jeweils ausmalt, Foot Slips, Klippfehler und sonstige Kapriolen, welche die Begehung verfrüht enden lassen könnten, bevor sie richtig angefangen hat. Lustigerweise habe ich solche Gedanken nie, bevor ich selber einsteigen muss - passiert ja auch nie. Auch Larina stieg mit einer solchen Überzeugung ein, dass die Befürchtungen rasch im Winde zerstreut waren. Am Ende kostete sie ein kleiner Fehler die Möglichkeit, den Sieg mit den letzten Körnern im Tank in der mit 7c bewerteten Finalroute noch an sich zu reissen. Aber das Silber stand auch für eine prima Leistung und einen guten Start in die Leadsaison.
Podest Girls U14 |
Dann eben galt es für mich ernst. Mit Vorfreude auf eine tolle Route stieg ich ein und erzielte guten Fortschritt. Vorerst gelang es mir auch prima, aufkeimenden Pump im Zaum zu halten und die steilste Passage der Route kontrolliert zu klettern. Volle Kraft voraus zum Top hiess es dann schliesslich in der etwas weniger stark überhängenden Schlusswand. Aber da war der Ofen schlussendlich plötzlich aus, die sloprigen Crimps mit mangelhafter Wegsteh-Möglichkeit warfen mich erbarmungslos ab. Das resultierte in Rang 3, die beiden besten hatten die 7c-Finalroute toppen können - wobei mir dies auch nur beschränkt geholfen hätte, da schlussendlich die Zeit gezählt hätte. Aber weder zählt Schnelligkeit zu den Stärken des Herrn Dettling, noch wäre es mir selbst im Wissen drum möglich gewesen, die Route gleich schnell wie meine beiden stärkeren Konkurrenten zu klettern - meine herzliche Gratulation an die beiden! Es ist übrigens nicht so, dass mir das Resultat bzw. der Rang extrem wichtig wäre. Aber wenn ich etwas mache, dann mit Herzblut, Einsatz und Begeisterung und dem Willen, das Optimum zu erreichen. Auf jeden Fall muss die Jagd auf das noch fehlende Griffig-Gold auf die nächste Gelegenheit im 2023 vertagt werden.
Podest Herren Fun |
Ein interessanter Aspekt ist mir mit dem Betrachten des Siegerfotos gekommen... eigentlich bin ich ja viel mehr der (Outdoor-)Routenkletterer als der Boulderer. Trotzdem liegen mir Boulderwettkämpfe tendenziell besser als jene im Lead. Mich dünkt, das kommt in erster Linie von den Anforderungen, die der jeweilige Wettkampfmodus stellt. Bei den Boulder Jams gilt es ja meistens, eine riesige Menge von an sich machbaren Problemen effizient zu lösen. Da profitiere ich von Erfahrung und Route Reading Skills, sowie von der Stamina des Alpinkletterers, für den Klettern oft viele Stunden dauert. Im Lead hingegen muss man im entscheidenden Augenblick in einer Power Endurance Route gut aussehen, die über dem persönlichen Level liegt. Dies meist in stark überhängendem Gelände, in zügig zu bekletternden Routen ohne Rastpunkte und bei bescheidenem Trittangebot. Und das ist offen gesagt etwa der Kletterstil, der mir am wenigsten überhaupt liegt. Ein anderer Punkt ist noch das Gewicht: laut dem Podestfoto sehe ich ja gegenüber meinen Konkurrenten fast photoshopmässig um 20% vergrössert aus... und trage damit trotz Spargeltarzan-Körperbau 15-20 Kilos mehr die Wand hinauf, was sich gerade beim Lead-Comp-Routenstil extraschwer auswirken dürfte. Wie auch immer... es sei bemerkt, dass ich nicht nach Ausreden suche. Ich versuche mir nur die Unlogik zu erschliessen, warum mir Comp-Bouldern mehr liegt wie Lead.
Auf jeden Fall möchte ich mich wie immer an dieser Stelle herzlich bei allen Involvierten bedanken. Dem RZZ für diese Wettkampfserie, dem Griffig für den Event und die coolen Routen, den Mitkämpfern für die guten Vibes und natürlich auch allen anderen, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben! Das gilt insbesondere auch für die Fotografin Gina Held, von welcher alle Fotos in diesem Beitrag stammen.
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