Il nodo infinito (12 SL, 7b) am Sasso Tròlcia im Maggiatal ist eine häufig begangene, talnahe MSL-Route im Tessin. Neben dem bequemen Zugang ist es bestimmt auch die sehr gute BH-Absicherung, welche viele Begeher anlockt. Noch viel mehr dürfte es aber die Tatsache der (relativ) schattigen Lage sein, denn allzu viele für den Sommer gut taugliche MSL gibt es im Tessin in dieser Kragenweite nicht. So sparte ich mir die Route ebenfalls lange Jahre auf, um sie an einem im Norden regnerischen, im Süden aber warmen Sommertag zu begehen. Gekommen ist es schliesslich ziemlich unverhofft doch anders. Schon im April griffen wir an, bei eher kühlen und windigen Bedingungen. Wenn man einen Freikletterversuch starten will, so ist dies jedoch durchaus eine sinnvolle Strategie.
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Der Sasso Tròlcia im Maggiatal mit dem ungefähren Verlauf der tollen Route Il nodo infinito. |
Vor dieser Tour lag ein sehr ereignisreicher Samstag, welcher nach kurzer Nacht mit Aufstehen um 4.30 Uhr begann. Die Schweizer Bouldermeisterschaft stand an, und ich wollte Larina begleiten. Ins Bett kam ich schliesslich erst deutlich nach Mitternacht. Mit Qualifikation und Finalteilnahme dauerte schon nur der Wettkampf, die Feierlichkeiten danach für den SM-Titel von Larinas Teamkollege Levin hielten noch länger an. Vor der Tour war mir so nur eine weitere verkürzte Nachtruhe gewährt. Denn während die hier beschriebene Route am Sasso Tròlcia grundsätzlich unkompliziert ist und mit einem moderaten Zustieg glänzt, so liegt das Maggiatal leider nicht ganz in meinem Vorgarten. Immerhin, auf der Anreise per öV konnte ich noch etwas relaxen. Der gut halbstündige Zustieg ab Someo, über die lange Wackel-Hangebrücke und noch ein paar Dutzend Höhenmetern zum Schluss war dann gerade richtig, um die Lebensgeister wieder ein wenig aufzuwecken.
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Mit der rund 400m langen Hängebrücke wird die Schwemmebene der Maggia überquert. |
Der Einstieg in die Route befindet sich direkt am Wanderweg, ist aber relativ unscheinbar. Als einziges Zeichen dient das (ca. 8m lange, verrottete und farblich der Umgebung angeglichene) Fixseil, welches zum ersten BH hinaufführt. Es sei noch erwähnt, dass die Route mehr oder weniger am ersten Punkt startet, wo man lohnende Kletterei in kompaktem Fels vermuten kann. Um 10.52 Uhr hatten wir schliesslich alles parat und stiegen ein. Ideal war es, dass wir uns noch schön an der Sonne vorbereiten konnten, die Kletterei war dann vom ersten bis zum letzten Meter angenehm im Schatten. Dies gilt so für unseren Tourenzeitpunkt anfangs April. Steht die Sonne höher am Horizont, so scheint sie wohl bis gegen 3h länger auf die ersten Seillängen.
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Tolle Frühlingsstimmung im Maggiatal, der Fluss selbst an diesem Tag nur ein kümmerliches Rinnsal. Wer Il nodo infinito angehen will, wähle im Idealfall einen Tag mit tiefer Luftfeuchtigkeit nach einer Trockenperiode. Die Kletterei macht bestimmt mehr Spass so. Der Sasso Tròlcia ist übrigens in der Bildmitte sichtbar, die Route verläuft im Bereich, der hier als die rechte Kante des Berges erscheint. |
L1, 40m, 6b: Wäre ich da vor Existenz der Route da auf dem Wanderweg vorbeigegangen, ich hätte die Wand und insbesondere die Slab der ersten Seillänge de visu wohl als unkletterbar taxiert. Da gehörte schon eine gehörige Portion Optimismus dazu, in diesem Terrain eine lohnende und frei kletterbare Linie zu vermuten. Aber wie man sieht, solche Eindrücke können täuschen. Und während das Terrain im Plattenschuss zu Beginn schon grossflächig ziemlich blank ist, so mäandriert man den Strukturen entlang und findet wo nötig eine passende Leiste. So geht's hier gut auf, im Kontext der Route nicht die härteste 6b.
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Nein, optisch attraktiv sieht es nicht aus. Und gleichzeitig auch noch sauschwer. Eindrücke können aber täuschen, die Kletterei in L1 (6b) ist cool und geht auch erstaunlich gut auf. |
L2, 25m, 6b+: Nach rechts querend geht's weiter, vorerst ist das ganz ordentlich gängig. Allzu viel überlegen scheint man nicht zu müssen. In dem dunklen und etwas staubigen Fels sind die Tritte von den zahlreichen Begehungen abgewetzt und farblich markiert - das habe ich noch selten auf eine solch deutliche Art und Weise erlebt. So klettere ich dann etwas gar übermütig in die kurz-aber-heftige Crux hinein und befinde mich plötzlich viel näher als gewünscht an der Abrutschgrenze. Hier hätte mein Versuch der Komplett-Begehung bereits enden können... Glück gehabt.
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Cruxmove in L2 (6b+), pas si facile que ça. |
L3, 30m, 6b: Nochmals ähnlicher Charakter wie in der Seillänge davor. Plattiges Gelände mit markierten Tritten, über weite Strecken nicht sonderlich schwierig. Aber auch hier wartet eine markante, etwas unangenehm-glatte und strukturarme Crux. Bald lässt es wieder nach, in einfacherem und auch etwas botanischem Gelände geht's zum Stand.
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Die dritte Seillänge (6b) ist nicht sehr fotogen, da freut sich das Auge mehr am Blick über das Maggiatal. Im Bildzentrum ist die Ortschaft Someo sichtbar, wo der Zustieg startet. In der linken Bildhälfte sieht man die Sportklettersektoren von Someo, welche auch formidable Kletterei bieten. |
L4, 25m, 7b: Irgendwie ein bisschen ein One-Move-Wonder, aber dann doch auch nicht ganz. Der Auftakt führt rechts hinaus auf einer Rampe, dann kommt gleich die Crux an einer steilen Wandstelle. Ich bin die direkt über die Haken mit (wirklich nur) einem brachialen Move geklettert. Viktor (der die Route bereits ein Jahr zuvor geklettert und die Stelle damals ausgebouldert hatte) wählte eine komplett andere Lösung mit einer Rechtsschleife an die Kante - ob einfacher oder nicht sei hier offen gelassen, bestimmt ist sein Approach weniger offen- und übersichtlich. Nach dem Cruxmove heisst's dann noch etwas dranbleiben und die Nerven bewahren (wohl der zwingendste Abschnitt der Route?!), bis wieder geklippt werden kann und man sich nach rechts um die Kante drückt. Da warten dann noch 3 Boulderpassagen, v.a. die mittlere der drei mit einem wackligen Mantle hat es in sich. Auch mit viel Kraftreserven ist diese Stelle nicht vollständig kontrollierbar. Sprich, es verbleibt ein Gamble, wie genau man sich hochdrücken muss, damit man beim Aufrichten nicht wegkippt. Das hat mich einige Nerven gekostet, die Sache hier zu vergeigen wäre doch zu schade gewesen. Doch meine Intuition passte, ich setzte auf die richtige Beta und konnte wenig später mit dem scharf geschnittenen, griffigen Plaisir-Riss das Abschlussbouquet geniessen.
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Jetzt geht's gleich looooos! In den folgenden 2 Moves spielt sich die 7b-Crux der Route ab. |
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Die Cruxlänge hat aber auch in ihrem oberen Teil noch etwas zu bieten. Hier besteht die Challenge, mehr oder weniger grifflos auf die Leiste zu manteln, welche Viktor in der Hand hält. Wenn man genau weiss wie, dann geht's und ist auch nicht so schwierig. Das Problem besteht aber darin, dass bei der nicht exakt richtigen Ausführung die Gefahr vom Wegkippen wohl sehr gross ist. |
L5, 25m, 6a+: Im steilsten Gemäuer der Route findet man fast die einfachste Seillänge. Das liegt daran, dass man hier weitestgehend Rissen und Schuppen zur Fortbewegung nutzen kann. Zu Beginn stecken keine BH, ohne Cams zu legen (0.3-0.5, evtl. 0.75) wäre es ein unangenehmer Runout. Nachher stecken dann BH, vielleicht auch besser so: das hängende Dach in diesem Wandbereich macht nicht den Eindruck, als sei es für die geologische Ewigkeit gemacht. Vermutlich bleibt die Struktur aber noch viel länger da, wie Kletterer bei ihr vorbeikommen und die lässige Turnerei hier geniessen.
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Das Foto ist zwar vom Plaisir-Riss am Ende von L4 (7b), dessen Fortsetzung markiert aber auch den Start von L5 (6a+). |
L6, 35m, 7a: Kurz im Gemüse nach rechts, dann hinauf in eine seichte Verschneidung, wo eine Mischung von Gegendruck- und Wandkletterei wartet. Meine Piaz-Aversion wird hier nicht allzu sehr herausgefordert: vernünftige Tritte und gute BH-Absicherung machen einem das Leben relativ angenehm. Die Crux kommt zum Ende und erfordert vor allem die Einsicht, wie genau man die Verschneidung nach links zu verlassen hat. Dies ist mässig offensichtlich und vor allem existieren unterschiedliche Lösungsansätze. Der von mir gewählte funktionierte gut, so dass ich der Sache eher eine "petit 7a" attestieren würde.
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Das Finish von L6 (7a) mit der Crux. Wie man sieht, Griffe hat es gar nicht so wenige. Oft aber schräg ausgerichtet und sloprig, so dass man sich gut positionieren muss, um nicht wegzurutschen. Gute Bedingungen helfen aber ganz sicher auch. |
L7, 20m, 6c: Die aussergewöhnlichste Seillänge der Route, welche entlang von abstehenden Schuppen verläuft. Viktor setzte hier im Vorstieg auf eine Squeeze-Beta - es ist nicht so einfach, überhaupt da reinzukommen und raus sah dann noch viel schlimmer aus. Ich bin die Passage dann geklettert, ohne mich je mit dem Körper zu verklemmen. Das ging gefühlt problemlos bzw. viel einfacher. Zum Ende der Seillänge wartet dann noch eine Wandpassage an Leisten, wo es auch nicht so einfach ist, den richtigen Weg zu erkennen. Es kommt hinzu, dass der unbequeme Stand fast 2m höher steckt als die einfachste, durchgehende Kletterlinie von L7 in L8. Aber egal, geht schon.
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Viktor klemmt fest in der Schuppenpassage vom L7 (6c). |
L8, 25m, 6c+: Grosso modo Wandkletterei an Leisten. Zu Beginn muss man ein wenig schauen, es geht aber gut und ist auch kräftemässig nicht sehr anstregend. So kommt man hoffentlich mehr oder weniger ungerupft zum "Endgegner". Bei der taffen Boulderstelle an Leisten ist die Griffsequenz relativ einfach zu lesen. Das Problem besteht mehr darin, dass es keine Tritte gibt, bzw. man mit den Füssen auf etwas geneigten Flächen auf Reibung antritt. So kommt dem richtigen Positioning bzw. der Inuition dafür eine entscheidende Bedeutung zu und es ist eben doch tricky und committing (nur taktisch, die Haken stecken hier so nahe, dass alles problemlos A0 gemacht werden kann). Zu guter Letzt wartet dann noch der Final Move hinauf zum Standband - dessen Kante droht mit Sloprigkeit und Abrutschgefahr. Ich hatte zum Glück die Reserven, diese Stelle mit einem Monsterblocker statisch niederknüppeln zu können. Wer da dynamisch ziehen muss, lässt sich unweigerlich nochmals auf ein Gamble ein, gut auszulösen und am Ziel die richtige Stelle zu treffen... aber genau deswegen, eine affengeile Passage! Nach meinem Gusto würde ich dieser Seillänge eher 7a geben, sicher eher jedenfalls als L6.
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Das Foto bringt es leider nicht ganz so zur Geltung: am Ende von L8 (6c+ hard) ist Biss und Entschlossenheit nötig, insbesondere für den Move, welchen Viktor gerade ausführt (und dann auch noch die beiden folgenden). Was täuscht ist der Eindruck, dass da unterhalb gute Tritte wären... man steht da nämlich mehr oder weniger im Nichts, bzw. zumindest nur auf Reibung in steilem Gelände. |
L9, 25m, 6c: Eine eher technische und weniger physische Seillänge mit zuerst ein paar Balancy-Moves an einem kleinen Pfeilerlein, nachher dann griffige Wandkletterei. Hier konnte ich die Bewertung nicht ganz nachvollziehen - massiv einfacher wie L8, insgesamt sicher eine der Seillängen, die ich am komfortabelsten Klettern konnte. Vielleicht bezieht sich die Einstufung auf den sehr direkten Weg über die Haken?
L10, 30m, 6c+: Hier wartet gleich zu Beginn eine etwas unangenehme Startsequenz linksherum. So viele Haken wie sonst teilweise stecken, doch hier ist der zweite Klipp etwas ungeschmeidig. Klar, in Retrospekt habe ich mich wohl eher doof angestellt, als dass es echt schwierig wäre. Weiter oben folgt dann eine steile Wandpassage mit prima strukturiertem Fels: Leisten, Löcher und recht gute Tritte. Ich hatte mir die Zeit genommen, die beste Sequenz zu lesen. Das gelang insofern, als dass es mir sehr gut aufging und ich die Seillänge im Vergleich zu L8 doch deutlich einfacher empfand.
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Auch wenn der Hakenabstand mit dem Zollstock gemessen nicht weit ist: die Stelle vom ersten zum zweiten Haken in L10 (6c+) ist eine der wenigen der Route, welche sich im Vorstieg etwas unangenehm anfühlt. |
L11, 35m, 6b+: Die Wand legt sich hier zurück, es gibt mehr Botanik und auch aufgrund der eher milden Bewertung der beiden vorangehenden Längen könnte man sich in Sicherheit wiegen und eine zügig-problemlose Etappe in Richtung des Tops vermuten. Das offenbart sich aber nicht wie gewünscht: die Verschneidung präsentiert sich nur zu Beginn griffig und wird nach Auslaufen des Risses heftig knifflig. Man bewegt sich da wieder einmal hart an der Abrutschgrenze, ohne dass es etwas Vernünftiges zum Greifen gäbe. Doch Not macht erfinderisch: keinesfalls wollte ich hier meine Begehung noch vergeigen und so habe ich an der entscheidenden Stelle schliesslich den Truc gefunden, mit welcher sich die Sache doch kontrolliert machen liess - viel Spass bei der Suche nach der 6b+ Beta, oder dann beim Ausführen der 6c+ Alternative 😜
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Auf diesem Foto sieht man nur das 5c-Outro, nicht jedoch die Schleuderstelle von L11 (6b+). |
L12, 45m, 6a: Offenbar wird diese Seillänge auch gerne ausgelassen. Unlohnend sei es und sowieso, viele andere haben ja auch vorher umgedreht. Naja, nach meinen kurzen Nächten war ich auch müde, aber hier vor dem Top klein beizugeben, das wäre mir dann doch nicht in den Sinn gekommen. Denn entweder war man oben, oder eben nicht. Und ich muss sagen: so schlecht wie ihr Ruf ist diese Länge bei weitem nicht. Der Anfang ist zwar wirklich kurz mal botanisch, aber dann kommt eine Sektion mit sauberer und wirklich cooler Risskletterei, welche mit Cams abgesichert werden muss. Später kommen dann Stemming und ein paar Bolts, mit zwei Wandstufen kommt man schliesslich zum Ende der Route.
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Ausblick auf L12 (6a). Der Beginn ist tatsächlich etwas botanisch, geht aber schon. Die Sektion mit der von Rissen durchzogenen Verschneidungen, wo ich mich im Foto befinde, ist dann aber nochmals wirklich lohnend. |
Um 17.42 Uhr und damit nach 6:50h der Kletterei hatten wir es schliesslich geschafft. Beide standen wir am Top der Route und beide hatten wir eine lupenreine Begehung geschafft. Nein, als Preis gab es rein gar nichts dafür, selbst die inzwischen schon fast kompostierten Kletterfinken liessen wir gerne vor Ort. Diese komplette Onsight/Flash-Begehung erfüllte mich doch mit grosser Freude und Stolz. Klar, eine 7b zu onsighten ist im Lichte des heutigen Kletterniveaus keine gewaltige Leistung. Doch erstens muss man das am individuellen Massstab messen. Meine OS-Erfolgschance lag 2024 im Grad 7b+ beim Sportklettern bei ca. 50%, so viel Reserve auf den geforderten Grad habe ich also nicht. Mit einem tieferen Kletterniveau wie dem meinigen geht die Wahrscheinlichkeit für einen kompletten OS/Flash-Durchstieg dann wohl bald einmal rapide gegen null. Andererseits gibt es selbst mit einem deutlich höheren Niveau zig Gründe, trotzdem zu scheitern. Zusätzlich zu all den üblichen potenziellen MSL-Problemchen warten einfach sehr viele knifflige Stellen. Auch wenn diese nur mit "Aufwärm-Graden" von 6b oder 6c bewertet sind, geschenkt sind manche davon ganz und gar nicht. Und schliesslich ist "the name of the game": es ist kein einziger Fehler erlaubt, und das den ganzen Tag lang in 7h Kletterei. Wie immer man dazu steht: mir jedenfalls macht diese Art von Herausforderung gewaltig Spass und eine harte Prüfung dann noch zu bestehen natürlich umso mehr.
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Inzwischen schon beinahe kompostiert, aber immer noch da... |
Tja, dieses Philosophieren hatten wir natürlich auf die Zugfahrt auf dem Heimweg verschoben. Vom Top wollten wir uns hingegen lieber zügig aus dem Staub machen. Ganz so reibungslos wie es sein könnte, präsentierte sich die Abseilfahrt leider nicht. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Stände mässig eingerichtet sind (dünne, rostige Maillons, teils nicht verbunden, schlechtes Stehgelände) und auch die Sequenzen mit 2x50m-Seilen nicht so schön aufgehen. Wir mussten 8 Manöver ziehen:
Top -> S11 -> S10 -> S8 -> S6 -> S5 -> S4 -> separater Abseilstand -> Boden
Mit 2x60m sollte es hingegen in nur 6 Manövern gehen:
Top -> S11 -> S9 -> S7 -> S5 -> separater Abseilstand -> Boden
Und während der Gneis in der Wand zwar ziemlich glatt ist, besteht doch ein erhebliches Risiko für einen Seilverhänger an einem Botanikelement. Dies umso mehr, falls der Talwind oder der Nordwind stark blasen sollte. Bei uns trat zum Glück kein schwerwiegendes Problem auf, trotzdem brauchten wir fast eine Stunde für die paar Manöver (es fühlte sich lange an). Dafür passte es zeitlich gerade, um ohne übertriebene Eile zurücklaufen zu können und den nächsten der im 30-Minuten-Takt fahrenden Busse zu erwischen. Ein solches Intervall nimmt der Rückmarsch an die Haltestelle noch in Anspruch, nachher konnten wir uns zurücklehnen und wurden bequem zurück in die Nordschweiz chauffiert.
Facts
Sasso Tròlcia - Il nodo infinito 7b (6b obl.) - 12 SL, 330m - Glauco Cugini 1995 - ****;xxxx
Material: 2x50m-Seile (2x60m für Abseilen vorteilhaft), 12 Express, Cams 0.3-0.75
Hier gibt's schon viele treffende Beschreibungen der Route. Ja, von Weitem und eigentlich nicht einmal wirklich aus der Nähe sieht es optisch attraktiv aus. Die Kletterei ist aber so gut wie ihr Ruf. Nach drei plattigen Auftaktlängen wartet leistig-sloprige und recht athletische Gneiskletterei vom Feinsten. Im obersten Teil legt sich die Wand dann wieder etwas zurück und wird etwas grasiger. Auch wenn die Route für Sonne / Wärme / Schatten angepriesen wird: im Juni und Juli "stört" die Sonne bis Mitte Nachmittag und generell sind die Bedingungen bei feuchter Hitze wohl suboptimal. Zum Freiklettern findet man den besten Grip sicher bei kühleren Temperaturen, nach einer Trockenperiode und bei trockenem Nordwind. Die Absicherung mit rostfreien Bohrhaken ist sehr eng gehalten, aber nicht immer ganz homogen. Es gibt viele xxxxx-Passagen, wo alles problemlos A0 gemacht werden kann. Auf ein paar plattigen Abschnitten muss man dann aber im Vorstieg doch ein bisschen was bieten. Nominell sind diese Abschnitte zwar nur im 6b-Niveau, aber der Erschliesser Glauco hat in diesem Terrain etwas drauf und einen strengen Massstab. Zu erwähnen ist, dass es in L5 und L12 zwei Sektionen an Rissen gibt, wo keine BH stecken. Diese sind mit Schwierigkeiten um 6a zwar relativ einfach, ohne Cams 0.3-0.75 aber ungenügend abgesichert. Auf allen anderen Seillängen setzten wir keine Cams ein, bzw. befanden diese nicht als nötig. Stand April 2025 war die Route eher mässig gut zum Abseilen eingerichtet. Die Standplätze mit ein paar soliden Schlingen und (rostfreien!) Maillons oder gleich Kettenständen aufzupeppen wäre wünschenswert. Topos zur Route findet man in diverser Führerliteratur, z.B. im Extrem Sud oder im SAC-Führer Tessin.