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Mittwoch, 4. Juni 2025

Jedermensch Cup 2025

Der Jedermensch-Cup im Elys Boulderloft passte anfangs Mai 2025 perfekt in unsere Familienagenda. Garantiert werden einem viele tolle Boulder in allen Schwierigkeiten und ein stimmungsvolles Finale. Mit guten Vibes reisten wir nach Basel und wollten sehen, was wir erreichen konnten. Dieser Beitrag schildert nicht nur unsere Erlebnisse, sondern beleuchtet die Grundsatzfrage, wie die Gestaltung von Kletterwettkämpfen mit Stärkeklassen ablaufen könnte.

Kathrin bouldert im Plaisir-Finale am Jedermensch-Cup 2025. Foto: Elys Boulderloft.

Grundsätzlich gibt's bei diesem Wettkampf zwei Kategorien, nämlich Plaisir und Elite. Einteilen kann man sich (mehr oder weniger) nach Selbstdeklaration. In meinem Fall ist es zwar vielleicht nicht restlos klar, ob ich alle Attributen von einem typischen Plaisirmenschen aufweise. Nur eines ist sicher, zur Elite gehöre ich ganz bestimmt nicht. Jedenfalls attackierte ich die 20 Plaisir-Boulder, welche ich schliesslich in der 6 Stunden dauernden Quali alle komplettieren konnte. Daneben galt es noch die 10 Jedermensch-Boulder zu absolvieren, welche sowohl für Plaisir wie Elite auf dem Menü standen. Acht Stück davon konnte ich bezwingen und die Konsequenz dieser Performance war zu erahnen: zu stark für Plaisir, d.h. meine Teilnahme wurde annulliert und ich war nicht für das Plaisir-Finale zugelassen.

Mein wertvollstes Top war diese (echt schwierige) Slab hier, welche Balance, Fusstechnik und Dynamik abfragte. Was man im Sinne meines Beitrags sagen muss: eigentlich machte dieser Boulder im Plaisir-Set herzlich wenig Sinn, da für die dort vorgesehenen bzw. zugelassenen Athlet:innen deutlich zu schwierig. Bzw. wer diesen Boulder eben schaffte, war nach der Definition der Veranstalter kein Plaisirmensch mehr. Und damit eben zum Widerspruch bei diesem Anlass: welchen Sinn macht es, diesen Boulder ernsthaft zu probieren und alles zu geben, wenn der Erfolg darin die Teilnahme in der Kategorie annulliert? Bild: Elys Boulderloft.

Fair enough, damit konnte und kann ich natürlich gut leben. Schliesslich ging es mir nicht um das Finale oder die Rangliste, sondern darum eine gute Bouldersession zu haben. Und dazu war dieses Set von 30 Bouldern einfach perfekt für mich. Von den Elite-Bouldern wären die meisten jenseits von meinem Können und meinem Style gewesen, die hätten mir deutlich weniger Spass gemacht. Sprich, auch in Retrospekt würde ich mich erneut für die Plaisirkategorie entscheiden. Trotzdem kann ich die Ereignisse nicht unkommentiert lassen, welche sich erst noch an einem Event abspielten, der mit seinem Namen und Charakter voll auf Inklusion macht. 

  • Ich meine, wenn es Kategorien gibt, so funktioniert (zur Zeit) nur die Teilnahme nach Selbstdeklaration. Wenn man nicht möchte, dass sich starke Athlet:innen in die tiefere Kategorie einschreiben, so muss man die höhere halt entsprechend attraktiv machen.
  • Jeder Versuch einer Objektivierung der Einteilung ist m.E. zum Scheitern verurteilt, solange es beim Klettern nicht wie in anderen Sportarten (z.B. Tennis) ein Ranking bzw. eine Klassierung gibt, welche aufgrund vergangener Wettkampfresultate ermittelt wird. 
  • Insbesondere ist ein ein Widerspruch am Wettkampfgedanke an sich, wenn eine gute Performance am Event selbst einen von der Teilnahme ausschliesst. Man kann nicht gleichzeitig versuchen, eine möglichst gute Leistung zu zeigen, aber dann doch nicht zu stark für die Kategorie zu sein.

Am Jedermensch-Cup ist die Idee, dass die Anzahl geschaffter Jedermensch-Boulder darüber entscheidet, in welche Kategorie man gehört. Wenn dies 6 bzw. 7 oder mehr sind (die Angabe war nicht einheitlich), so gehört man zur Elite. Doch einerseits wurde dies auch nicht konsequent gehandhabt im Sinne, dass man mit nur 5 Jedermensch-Bouldern aber 20 Plaisir-Bouldern eben doch auch ausgeschlossen wurde da "zu gut für Plaisir". Somit wirkten die Entscheidungen schlussendlich auch etwas willkürlich und der Versuch Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu kreieren in der Plaisirkategorie schaffte wiederum neue Ungerechtigkeiten.

Bei Larina stellte sich die Kategorien-Frage nicht. Aber weil ich mit ihr "dabei" und im Austausch war, weiss ich umso genauer, dass die allermeisten der Elite-Boulder für mich einfach nix gewesen wären und mir dieses Set ganz sicher viel weniger Spass bereitet hätte. Bild: Elys Boulderloft.

Ein weiterer Aspekt: wie erwähnt lag für mich der Fokus auf einer optimalen Session mit maximalem Spass. Und dies beisst sich leider mit dem Regularium bzgl. den Jedermensch-Bouldern. Denn ich gehe progressiv vor, mache erst die einfachen Boulder, gefolgt von allem was flashbar ist. Und zuletzt sind dann die harten Geräte dran. Somit wusste ich erst am Ende, in welcher Kategorie ich mich aufgrund der Leistung einzuordnen hatte. Und dann wäre es sowieso zu spät gewesen, um diese noch zu wechseln. Es war a priori alles andere als offensichtlich für mich, dass ich die (progressiv nach Schwierigkeit geordneten) Jedermensch-Boulder #7 und #8 würde toppen können.

Immerhin, einen der Elite-Boulder habe ich also dann doch noch geschafft. Und das erst noch in meinem Antistyle (Campus 🫠) und quasi schon auf dem Heimweg in den Sandalen. Solange sie dafür nicht die kleinen Leisten nehmen, sollte ich vielleicht meine Kategorienwahl für das nächste Mal doch überdenken...

Vielleicht fragt sich mancher nun ob der Sinnhaftigkeit von diesem Beitrag. Naja, ich möchte nicht den Event an sich oder die Entscheidungsträger kritisieren. Ich war ja auch freiwillig da, mir dem "Problem" schon im Vornhinein bewusst und es hat meine Freude an dem Tag auch nicht getrübt. Das eingesetzte System finde ich aber unlogisch und inkonsistent, das darf gesagt sein. Ebenso wie dass Kathrin gut genug aber nicht zu gut für die Teilnahme am Plaisir-Finale war und sich dabei den dritten Platz sicherte, bravo! Da bleibt nur noch das Schlusswort: nächstes Jahr kommen wir (vielleicht) wieder. Und wenn das der Fall ist: ich werde wohl wieder auf die Plaisir-Boulder setzen und den resultierenden Konsequenzen harren 😎

Es bitzli warm aagleit für Indoor. Dieser Tooly-Boulder war ein Side-Event zum Wettkampf. Beim Toppen der Route hätte man die teure Daunenjacke behalten können. Ich war zwar gut genug, um eine Weile an der Wand zu bleiben und die schöne Jacke zünftig zu verschwitzen. Doch für das Top fehlten dann doch einige Körner. Immerhin, ein schönes T-Shirt hat es als Obulus für meine Leistung, danke @Kaemp. Spät wurden also meine früheren Efforts bei feuchter Kälte in dieser Disziplin doch noch honoriert 🤪

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