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Freitag, 27. Juni 2025

Churfirsten / Hohwand - Alte Affen (7c+)

Brandheisse News aus den Churfirsten: diese neue Route aus dem Jahr 2024/2025 wurde von Daniel und Fabian eingerichtet. Sie führt durch den steilsten Bereich an der Hohwand und bietet durchwegs sehr fordernde Kletterei und stellt damit ein währschaftes alpines Sportkletter-Testpiece dar. Ich hatte die Ehre, bei der ersten durchgehenden Begehung dabei sein zu können und Daniel bei seinem Rotpunkt-Versuch zu sichern.

Die steile Hohwand mit dem Verlauf der Route 'Alte Affen' und dem Zustieg dahin.

Wie schon letztes Jahr für unsere Neutouren an der Roskirche reisten wir wiederum von Walenstadt per E-Bike bis zum P.1544 am Tschinglaweg (9km, 1100hm, für die anderen Zustiegsoptionen lese man meinen damaligen Beitrag). Via Chammsässli ging's hinauf zu den Felsen am Fuss vom Valsloch, wo links die deutliche Spur vom Schnüerliweg abzweigt. Man folgt diesem für ca. 200m und steigt dann, nachdem man um eine Ecke gequert ist, über Schrofen zur Wand hinauf, wo man den angeschriebenen Einstieg vom Bandwurm findet. Nun gilt es weiter nach links hinauf zu steigen, eine Felsstufe stellt sich in den Weg (T6, II, zwei BH zur Sicherung vorhanden, Standmöglichkeit am Einstieg der Etter-Direktroute). Nach diesem Hindernis geht es vorerst wieder einfacher am Einstieg der Tschingla vorbei der Wand entlang, zum Schluss wartet dann nochmals eine steile, exponierte Passage (T5). Der Einstieg von Alte Affen ist nicht bezeichnet, 10m rechts befindet sich eine Standkette (zum Abseilen über die T5-Passage), 3-4m links ein einzelner, rostfreier BH am Einstieg der Pfeilerroute Scherrer. Um ca. 9.15 Uhr starteten wir im erwünschten, aber doch recht kühlen Schatten mit der Kletterei.

L1, 30m, 7c+: Die ersten Meter sind noch nicht ganz so schwierig, dafür erfordert der Fels etwas Aufmerksamkeit. Doch schon bald zieht es an mit technisch fordernder, trittarmer und deshalb athletischer Kletterei. Eine markante Schuppe will erhascht werden, die zu einem Rastpunkt vor der Cruxsequenz führt. Im letzten Drittel folgt dann eine heftige Stelle, trittarm gilt es kleine, scharfe Tropflochgriffe zu riegeln, was für mich nicht dechiffrierbar war. Am Ende wird man dann dafür mit grossen Tropflöchern in bestem Fels belohnt.

"Endlich" kommen am Ende von L1 (7c+) ein paar so richtig griffige Tropflochtaschen.

L2, 30m, 7b+: Hier geht's auch schon bald mit einer technoathletischen Stelle los. Daniels Lösung konnte ich dabei nicht replizieren, ich fand aber eine andere Möglichkeit (die aber evtl. morpho ist). Dann kommt man vorerst besser voran bis zu einem Wulst im letzten Drittel. Leider bietet diese Crux wenige taugliche Griffe und besteht aus eher "knusprigem" Fels. Nach diesem Hindernis (von mir nicht in freier Kletterei gemeistert), folgt zum Glück wieder gut kletterbares Gelände, es gilt jedoch einen weiten Hakenabstand zu meistern.

Der Akteur im Runout nach dem Knusper-Wulst im oberen Teil von L2 (7b+).

L3, 15m, 7b: Es geht gleich kräftig übers Dach hinweg, diese vermutlich etwas grössenabhängige Passage war für mich gut durchführbar. Heftig wird es unmittelbar danach: der von orangen Flechten überzogene Fels bietet (nachdem ich die einzige Leiste leider in die Tiefe befördert habe) nur scharfe Minikratzer und erfordert technische Zauberei, welche ich nicht ausführen konnte. Der letzte Teil der Querung zum Stand verdient dann zwar nicht das Attribut "einfach", aber dank wieder besserer Griffe für mich doch wieder die Bezeichnung "machbar".

Die Rechtsquerung in L3 (7b+) ist hart, aber dafür sehr gut abgesichert.

L4, 20m, 7b: Auch hier geht's gleich wieder mit einer richtig taffen Stelle los: wie gehabt sehr trittarm und ein paar sloprige Rauigkeiten für die Griffel müssen für den Fortschritt ausreichen. Auch diese Stelle gelang mir nicht, aber bald danach im zum Stand führenden Quergang muss dann auch der Nachsteiger parat sein. Der ist einfacher, aber dafür luftiger gesichert, im letzten Teil gibt's sogar nur einen Cam als Stopper für eine allfällige Flugeinlage.

Hier muss man auch im Nachstieg parat sein (L4, 7b+).

L5, 30m, 7a+: Immerhin, in dieser schönen, etwas einfacheren, aber doch anhaltenden und alles andere als geschenkten Seillänge konnte ich doch noch einen kleinen Erfolg im Sinne von einem Nachstiegs-Flash feiern. Allerdings auch nur, indem ich an entscheidender Stelle eine ganz andere Option wie Daniel wählte (sozusagen ein Beta Break, seine Lösung hätte ich vermutlich nicht hingekriegt). Die Kletterei spielt sich oft an Seit- und Untergriffen ab, ein paar Verschneidungen gilt es geschickt zu nutzen und gegen das Ende hin wird es einfacher.

Daniel klettert in L5 (7a+) an vielen Seit- und Untergriffen der Sonne entgegen.

Um ca. 12.45 Uhr waren wir nach 3:30h der Kletterei am Top. Obwohl Daniel alles kannte und eingeübt hatte und trotz meinem Verzicht auf das Entschlüsseln aller Passagen war einiges an Zeit verstrichen. Zwar hatten wir die Route wie gewünscht noch weitestgehend im Schatten komplettieren können. Doch Daniel musste sich zwecks weltlicher Pflichten subito aus dem Staub machen. Ich nahm mir mehr Zeit, legte am bequemen Ausstieg erst mal eine Siesta ein. Die aufkommende Hitze machte es nach einer Weile ungemütlich, so war dann auch meine Lust verflogen, noch einige der im Verdon-Prinzip zu kletternden Hohwand-Seillängen zu versuchen. Sowieso hatte ich mit der fordernden Route schon ein ausführliches Programm gehabt und meine Fingerhaut auf ein Minimum reduziert. Somit ramisierte ich meine Ware zusammen und stieg durchs Valsloch gemütlich ins Tal zu einem Glacé ab.

Ein guter Platz für eine Siesta!

Facts

Churfirsten / Hohwand - Alte Affen 7c+ (7a obl.) - 5 SL, 125m - Benz/Guntli 2025 - ****;xxxx
Material: 2x50m oder 1x60m-Seil (knapp zum Abseilen!), 10 Express, Cams 0.4 und 1, evtl. 0.2-0.3

Steile und sehr fordernde alpine Sportklettertour. Die schwierigen Stellen sind alle sehr technisch und spielen sich bei Trittarmut an kleinen und scharfen Griffen ab. Hohe Fertigkeiten und eine gewisse Schmerztoleranz scheinen mir für einen Freiklettererfolg unerlässlich. Der Fels ist überwiegend sehr gut, oft rau bzw. scharf, an vereinzelten Stellen jedoch auch etwas splittrig. Die Absicherung mit rostfreien BH ist an den schwierigen Stellen sehr gut, nur an ein paar einfacheren Stellen weiter. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten und der Art der Kletterei ist aber trotzdem Engagement gefragt, die Strategie A0 hilft nur beschränkt. Die Cams kommen nur an zwei Stellen zum Einsatz, sind dort aber zwingend nötig. Das Topo von Daniel (auf Grundlage des Kletterführers St. Galler Oberland von Thomas Wälti) kann hier heruntergeladen werden.

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