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Freitag, 25. Mai 2012

Schafbergwand - Ungläubiger Michael (6c)

Wieder mal ist in den Alpen Föhn angesagt, die Wetterlage ist ähnlich wie 3 Wochen zuvor. Zudem liegt in vielen Regionen nach wie vor viel Schnee. So erstaunt es nicht, dass wir erneut dasselbe MSL-Kletterziel wählen, die Kalkplatte am Wildhauser Schafberg. Dieses Mal ist Kathrin mit von der Partie, und gehen soll es in die "Ungläubiger Michael" (6c). Es ist eine der wenigen zeitgemäss abgesicherten Routen in der östlichen Plattenwand, die ich noch nicht kenne, und sie wird im Führer als hervorragende Steilplattenkletterei gelobt.

Der Zustieg an diesen Ort ist zwar zuletzt steil und erfordert Kraxelei (T5), ist aber dennoch Formsache, nach etwa einer Stunde sind wir dort. Das Wetter ist bestens, die Sonne scheint, es ist angenehm warm und der Wind weht nur schwach. In Langstrasse, Sandührliweg und Sandi in the Moon ist je eine Seilschaft am Einstieg, unsere Route ist noch frei. So kann es bald losgehen:

Ungläubiger Michael, 3. SL (6c). Sehr schöne Knallerplatte, das Gras wird weiträumig umklettert.
SL 1, 6b, 45m: der Weg durch die Einstiegsplatte löst sich meist recht gut auf, bis auf eine Einzelstelle nach dem 2. BH. Dort ist ein äusserst kniffliger Reibungsaufsteher gefordert, heitere Cheib! Mit dem einst bei Nina Caprez beim Bouldern abgeschauten Trick (das eigene Knie als Griff benützen!) geht's dann grad. Die 6b passt hier aber eher als Fb-Boulderbewertung, oder? Wegen sowas gehen wohl auch viele gute Sportkletterer gar nicht mehr Alpinklettern: da machst Du im Klettergarten 8a, und hier hast Du schon Mühe, eine 6b onsight zu steigen. Zuletzt dann auf dem Band rechts hoch zum Stand vom Sandührliweg.

SL 2, 6a+, 30m: hier geht es über ein 1m-Dach hinweg. Mit der Nässe, die unterhalb rausdrückt und den vermoderten Schlingen in einer Sanduhr an der Dachkante sieht es ziemlich grimmig aus. Aber es ist dann nur halb so schlimm: die Nässe ist nicht gröber problematisch, und da ein BH steckt, kann man die Schlingen auslassen. Mit Spannweite und Foothook lässt sich die Sache problemlos klettern. Zuletzt am ersten Stand (Sanduhr und BH) vorbei zu goldenen Kette auf dem oberen Band.

SL 3, 6c, 30m: nun wartet die nominelle Schlüssellänge (die rechte Linie, links ein noch nicht beendetes Projekt) durch eine steile, kompakte Wandzone. Die Absicherung ist recht gut mit BH, aber 7 Bolts auf 30m bedeuten, dass man doch jeweils ziemlich drübersteigen muss. Und das bei anhaltenden Schwierigkeiten in plattigem Gelände. Die Schwierigkeit ist auch ein bisschen, dass die Absicherung ziemlich Interpretationsspielraum bzgl. der Linienwahl lässt. Mit Geduld und gutem Beobachten kann ich die Länge aber sauber onsighten und frage mich, ob die beiden Einzelstellen in den unteren Längen nicht jeweils schwerer waren!?

SL 4, 6a+, 20m: kurze Seillänge, die grössten Schwierigkeiten warten gleich nach dem Stand. Da kann noch nicht gesichert werden und im Sturzraum lungert die Sicherungsperson und das Querband auf welchem diese steht herum (etwas expo). Danach kommt dann erst einmal eine schlechte Sanduhr, und zuletzt dann 3 Bolts und ein gemütlicher Quergang nach rechts zum Stand vom Sandührliweg.

SL 5, 45m, 6b+:  da kommt jetzt nochmals ein ziemliches Pièce de Resistance. Knifflig gleich auf den ersten Meter, bald darauf ein Aufsteher an glattem Sloperzeugs, weiter oben Moves an zwar guten, aber weit auseinanderliegenden Löchern. Ich mühe mich ziemlich ab, und muss gleich an diversen Orten mehrmals ansetzen, der Onsight gelingt aber. Zuletzt geht's dann etwas einfacher zum Stand hin, der aus einem grossen Bündel morscher Schlingen in einer Sanduhr ziemlich links besteht.

SL 6, 45m, 5b: eine eher unlohnende Seillänge, welche sich nur lohnt, wenn man noch die letzte SL anhängt, welche nominell zum Sandührliweg gehört. Nach dem Stand Querung nach rechts und dann schräg aufwärts, an 2 BH vorbei in den breiten, grasigen Riss, der komplett selber abgesichert werden will (gut möglich). Zuletzt zum Stand rechts der rechten Föhre.

SL 7, 30m, 6b: nochmals eine prima Länge an strukturiertem, vom Wasser zerfressenem Fels - einfach genial. Die Absicherung ist auch bestens, bis kurz vor Schluss. Da wartet nochmals eine unliebsame Überraschung und man kann zeigen, wie gut man im Verlauf der Begehung gelernt hat, auf Reibung aufzustehen. Da kommt mein Kletterfluss nochmals kurz ins Stocken und ich muss ein wenig grübeln, doch die perfekte Begehung lasse ich mir nicht mehr nehmen!

Das Abseilen über die bestens eingerichtete Piste geht dann problemlos, ob den feucht-dreckigen Verhältnissen seilen wir dann auch über die Zustiegsstufe 1x30m ab. So kommen wir zeitig und wohlbehalten zuhause bei den Kindern an, welche mit den Grosseltern eine tolle Zeit verbracht haben - vielen Dank fürs Hüten!

Eindeutig die fotogenste Länge, und wohl auch die schönste: 3. SL, 6c.
Facts:

Schafbergwand - Ungläubiger Michael (6c, 6b+ obl.) - Erstbegeher - 7 SL, 245m - ***, xxx
Material: 12 Express, Camalots 0.3-1

Sehr schöne Plattenkletterei an prima strukturiertem Fels mit hervorragender Reibung. Typischer Schafberg-Stil, d.h. das eine oder andere Band ist vorhanden, und die eine oder andere Grasmutte will benützt oder umklettert werden. Insgesamt aber ein sehr lohnendes Unternehmen, das qualitativ mit den anderen Klassikern (Langstrasse, Sandührliweg, Sandi in the Moon) in diesem Wandteil problemlos mithalten kann. Die Anforderungen sind aber durchwegs höher - die Absicherung kann wohl gerade noch als gut bezeichnet werden, d.h. wirklich gefährliche Stürze sind unwahrscheinlich, an einigen Stellen sollte sich der Vorsteiger seiner Sache aber dennoch sicher sein.

Dienstag, 15. Mai 2012

Projektklettern auf der Galerie

Beim allerersten Versuch fühlte es sich noch ziemlich unmöglich an. Immerhin nicht ganz hoffnungslos, so dass ich für weiteres Probieren motiviert war. Am nächsten Klettertag dann, liessen sich schon alle Stellen entschlüsseln, eine konsistente Lösung war gefunden. Nachdem mir am letzten Sonntag dann auch noch ein Durchstieg der Tour im Toprope gelang, war klar, dass es geht. 

Und wenn man einmal weiss, dass es geht, dann ist die Motivation endgültig geweckt. Der Durchstieg nistet sich im Kopf ein wie ein Ohrwurm, etwas auf die Schultern drückt er auch, wie ein Joch. Nachdem man alle Griffe einmal bis zum Top ja schon einmal durchgezogen hat, könnte man auch sagen, es sei eine Formalität. Aber halt, so einfach ist es dann doch nicht. Die Tour ist ziemlich kleingriffig, zum Einhängen gibt es leider keine bequemen Henkel und fussgrossen Tritte. Vor allem auch kommt die Cruxpassage erst auf einer Höhe von gut 30m, wo das Seil schon ordentlich nach unten zieht. Und dann ist da noch der letzte schwere Zug, ein Schnapper dynamisch nach rechts. Die letzte Sicherung befindet sich da bereits auf Fusshöhe, somit ist auch noch etwas Überwindung nötig.

A50, Einstieg über Kopp ab, danach alles gerade hoch, die weissen Bolts weisen den Weg.
Wir kommen an, schwer mit Expressschlingen bepackt wärme ich mich wie immer in der Kombination Furgipo/Kopp ab auf. Ein super Klassiker, 6c der eher alten Schule, wie ich finde. Immerhin kenne ich langsam die wesentlichen Kniffe und erreiche kraftsparend das Top. Die Schlingen werden ins Projekt gehängt und prompt fallen da die ersten Regentropfen... Mist, kann man da nur sagen! Soll jetzt wirklich der ganze Aufwand umsonst gewesen sein? Immerhin lässt es sich nicht gröber ein und da es nochmals etwas aufklart, trocknet es gleich wieder ab.

Im ersten Go dann fühle ich mich super kraftvoll, klettere aber etwas ungestüm in die Cruxzone hinein, der Rhythmus stimmt irgendwie nicht. Prompt passiert mir ein Sequenzfehler mit den Füssen. Irgendwie zeigt das, dass es für mich hier um "mehr" geht - sonst unterläuft mir so etwas kaum je. Nun denn, ich versuche es trotzdem durchzuziehen, aber es geht nicht: Sturz, fertig! Ich klettere noch zum Top, und lasse mich wieder ab. Natürlich beginnt nun das Pokern: noch ist es trocken, wie lange soll ich abwarten? Je länger die Pause, desto besser die Regeneration, aber desto grösser auch die Wahrscheinlichkeit, dass einsetzender Regen einen weiteren Versuch vereitelt.

Just in Time vor der Regenfront...!
Tatsächlich fallen nochmals ein paar Tropfen, dann drückt wieder etwas die Sonne. Irgendwann fehlt mir dann die Geduld, und ich steige ein. Der "Zustieg" zur Cruxzone geht inzwischen automatisiert, selbst der recht knifflige Boulder der "Bloch ab" macht mir keine Probleme mehr. Danach noch 3x tief durchschnaufen, und los geht's - nun nur keine Fehler mehr! Zack, zack, zack, die Moves sitzen sauber und kurz darauf kann ich schon zum letzten schweren Zug, dem Schnapper ansetzen. Wie immer ist er gefühlt weit weg, doch meine Intuition sagt mir, den linken Fuss vom Tritt zu lösen. Eigentlich ein No-Go, im Durchstieg den Ablauf zu ändern. Egal, ich mache es trotzdem, und tatsächlich, die Balance stimmt. Ich packe den Griff mühelos, noch einige Moves zum Stand, geschafft!

Das war's mit der A50, meine erste Outdoor-8a auf der Alpennordseite, nach Anna, Dani und Mike wohl die vierte Begehung. Danke Anna für die Tour, und danke Neni fürs Mitkommen als Sicherungsmann! Nach einem kurzen Intensiv-Abwärmen (A50 im Toprope, dann Pizzabuuch und No Name Toprope) machen wir uns eilig auf den Weg. Tatsächlich klatschen schon in Weesen dicke Regentropfen auf die Frontscheibe, bald danach folgt eine richtige Sintflut - heute hat das Timing gestimmt!

Samstag, 12. Mai 2012

Mathematik des Schlappseils

Die Diskussion ist altbekannt, bei Könnern sieht man es immer wieder: viel Schlappseil, weil dies einen allfälligen Sturz beim Klettern weicher und damit angenehmer mache. Aber ob das auch wirklich stimmt? Einfache Physik liefert eine ziemlich konkrete Antwort, und die lautet nein!


Einfache Physik

Um die Sache einfach zu machen, betrachten wir ein konkretes Szenario. Der Kletterer befindet sich auf 10m Höhe, mit dem Anseilknoten über der letzten Sicherung. Nun kommt es zum Sturz. Wir betrachten die beiden Fälle:
  • Ohne Schlappseil: die Sturzstrecke beträgt 2m, bis die Wirkung des Seils einsetzt und damit der Abbremsvorgang beginnt. Der Sturzfaktor beträgt also 2m/10m=0.2.
  • Mit 2m Schlappseil: das nutzlose Schlappseil wird einfach durchgezogen, bis der Bremsvorgang beginnt. Die Sturzstrecke beträgt also 4m anstatt nur 2m. Der Kletterer weist, bevor das Seil zu bremsen beginnt, doppelt so viel kinetische Energie und eine gut 40% höhere Geschwindigkeit auf. Anstatt 10m Seil wie vorher sind jetzt 12m Seil vorhanden, welche die Energie aufnehmen können. Der Sturzfaktor beträgt 4m/12m=0.33
Ohne Zweifel führt also unnötiges Schlappseil nicht nur zu längeren Sturzstrecken, sondern auch noch zu härteren Stürzen. Schlussfolgerung aus dem obigen, einfachen physikalischen Ansatz: Schlappseil macht einen Sturz nicht angenehmer, sondern bietet nur ein zusätzliches Gefahrenpotential.


Instruktionen zum sicheren (Hallen)klettern: in Bodennähe wenig Schlappseil geben! Quelle: DAV


Die Realität

Die obige Argumentation mit den Sturzfaktoren beinhaltet die Annahme, dass alleine das Seil die Sturzenergie aufnimmt, und dies erst noch konstant über dessen ganze ausgegebene Länge zwischen Anseilknoten und Sicherungsgerät. Das ist in der Praxis so sicher nicht erfüllt. Welche Aspekte sind bzgl. Schlappseil in der Realität also auch noch zu beachten?

  • Die reale Physik ist deutlich komplizierter: v.a. die Reibung des Seils dürfte da der wesentliche Faktor sein. Am meisten Energie wird vom Seilstück zwischen Umlenkpunkt und Anseilknoten aufgenommen. Gegenüber diesem Referenzpunkt sind die Stürze 2m in 1m Seil (ohne Schlappseil) und 4m in 3m Seil (mit Schlappseil). Dieser Vergleich ginge also sogar zu Gunsten des Schlappseils aus. Der wahre Sturzhärtenunterschied (welch ein Wort...) dürfte also wegen der Seilreibung kleiner sein, als das einfache physikalische Modell vorschlägt. 
  • In der Realität, d.h. mit einem Menschen als Sicherungsperson, wird nicht statisch gesichert, sondern es gibt stets eine Bewegung des Sichernden in Richtung des ziehenden Seils. Je grösser diese ist, desto dynamischer ist der Abbremsvorgang, und desto weicher wird der Sturz empfunden. Es ist nun vorstellbar, dass der kürzere Sturz ohne Schlappseil den Sichernden noch nicht wesentlich aus dem Gleichgewicht bringt und er quasi statisch sichert, wohingegen ihn der grössere Sturz mit Schlappseil zur Wand hinzieht. Verstärkt wird dieser Effekt, dass sich Sichernde, die viel Schlappseil geben, meist auch weiter weg vom Wandfuss aufhalten und dementsprechend beim Sturzabbremsen den weiteren Weg zurücklegen.
  • Ein Klettersturz hat nie nur eine vertikale Komponente, sondern es gibt stets auch eine horizontale Bewegung zur Wand hin. Bei ungünstig wenig Schlappseil und damit Bewegungsfreiheit "im Flug" kann diese deutlich höher sein als ohne. Da bei Sportkletterstürzen in einigermassen steilem Gelände meist der Anprall an die Wand (=horizontale Komponente) problematisch ist, dürfte zusätzliches Schlappseil oft als angenehmer empfunden werden.
Fazit

Während die einfache Physik die klare Antwort "vermeide jegliches Schlappseil" liefert, muss die Sache in der Realität differenziert betrachtet werden. Der theoretisch errechnete Sturzhärtenunterschied dürfte nämlich meist kleiner sein, als die einfache Physik vorgibt. Und in weniger steilem Terrain kann zu enge Sicherung sogar einen unangenehmen Peitscheneffekt hervorrufen, so dass man zum Sturzende mit hoher Horizontalgeschwindigkeit an die Wand geknallt wird.

Was lernen wir daraus? Wohl in etwa das, wie es durch erfahrene Kletterer gehandhabt wird. Befindet sich der Kletterer noch in Bodennähe oder droht ein Sturz auf ein Band, so wird so eng wie möglich gesichert, so dass ein Sturz auf den Boden bzw. das Band soweit möglich verhindert wird. Hat der Kletterer eine gewisse Höhe (~8-10m) erreicht, so ist in idealem Sturzgelände etwas Schlappseil nicht so kritisch. Auf jeden Fall soll der Kletterer genügend Bewegungsfreiheit beim Moven und Einhängen haben, und auch ein allfälliger Peitscheneffekt beim Sturz soll ausgeschlossen werden.

Ich handhabe das in der Praxis so, dass ich mich, wenn der Kletterer auf den ersten Metern unterwegs ist, sehr nahe an der Wand positioniere und kaum Schlappseil gebe. Befindet sich der Kletterer nicht mehr in Gefahrenzone für einen Grounder, so positioniere ich mich in bequemem Abstand zum Wandfuss, ohne aber noch meterweise Schlappseil zu geben. Dies hat gleich mehrere Vorteile: Stürze werden weich abgefangen, rasches Seilgeben zum Einhängen lässt sich mit zwei, drei Schritten zur Wand hin subito und ohne Seil durch Sicherungsgerät zu ziehen bewerkstelligen und nicht zuletzt kann man den Kletterer so in nackenschonendem Modus auch besser beobachten.

Kommentare, Gedanken und Ergänzungen sind erwünscht!

Mittwoch, 9. Mai 2012

Skitour Stössenstock (2941m)

Schon bereits 6 Wochen war es her, seit ich das letzte Mal mit den Tourenski unterwegs war. Kletterferien im Süden, und der wettertechnisch ungute April sind die Hauptgründe. Und wenn das Skizeugs mal im Keller verstaut ist, das Ambiente zuhause frühlingshaft bis vorsommerlich und in der Freizeit der Fokus wieder auf dem Sportklettern liegt, so braucht es auch etwas Überwindung, sich nochmals frühmorgens aus dem Bett zu schälen und dem Schnee nachzufahren für eine Skitour.

Der Stössenstock (2941) ist der am niedrigsten erscheinende Gipfel rechts der Lücke in  Bildmitte.
An diesem Dienstag waren die Bedingungen jedoch absehbar gut, und so brauchte es keine grossen Motivationskünste, um mich nochmals auf die Skis zu bewegen. Nach etwas Werweissen war dann mit dem Meiental auch ein geeignetes Tourengebiet identifiziert. Sogar ein spannendes Projekt konnte gefunden werden, wegen lokal ungünstigen Voraussetzungen liessen wir es dann aber damit bleiben, und strebten dem Stössenstock, dem höchsten Punkt im Grassengrat zu. Dieser bietet eine einsame, landschaftlich eindrückliche und skifahrerisch lohnende Tour. 

Kurz vor dem Skidepot, direkt über dem Tourengänger das Couloir, durch welches ich abgefahren bin.
Um rund 7.00 Uhr gingen wir in Gorezmettlen los, die Strasse ist bis dahin geräumt und befahrbar. Auf dem ersten Kilometer ins Tal hinein liegt gar nicht mehr allzu viel Schnee. Während es im Moment noch durchgehend mit den Skis an den Füssen geht, wird nach einigen warmen Tagen definitiv Portage fällig. Ab etwa 1700m liegt aber noch viel Schnee, auch die Rinne des Hohbergtals ist meterhoch zugeschneit und problemlos begehbar. Auf rund 2200m erreicht uns das erste Mal die Sonne, somit ist eine gehörige Tenüerleichterung fällig.

Yours truly, im Aufstieg kurz vor der Lücke. Die breite Abfahrtspiste ist gut sichtbar.
Das Wetter ist bestens, die Schneedecke schön glatt und bestens durchgefroren. Hier können wir uns auf eine sehr gute Abfahrt einstellen! Zügig geht es weiter, auf dem weiten Wichelplanggfirn der namenlosen Lücke (ca. 2850m) zwischen Stössenstock und Wichelplanggfirn entgegen. Schon beim Anmarsch fällt mir das Couloir in der Südflanke des angepeilten Gipfels auf. Da wird man auch mit den Skis runterfahren können! Somit wartet auf dieser sonst skitechnisch einfachen Tour doch noch eine gewisse Herausforderung.

Schon auf der Abfahrt, urplötzlich bildet sich etwas Quellbewölkung, wir sind knapp unterhalb der Basis.
Während die Lücke bei wenig Schnee manchmal auch Probleme bietet, ist sie aktuell so gut verschneit, dass das eingerichtete Fixseil vollkommen überflüssig scheint. Auch die nachfolgende SW-Flanke Richtung Gipfel ist problemlos zu begehen. Steigeisen und Pickel sind da heute nicht vonnöten, die hätten wir also auch im Tal lassen können. Bald sind wir oben, die Aussicht ist umfassend und gegen den Titlis und das grüne Engelbergertal auch eindrücklich. Doch wir spüren auch den Föhn, der über die Kämme streicht, und machen uns deshalb bald wieder an den Abstieg. 

Der Autor im Schwung, der Sulzschnee hat 1a-Qualität!
Das heisst, ein Abstieg ist es nur für meinen Begleiter Adrian, ich schnalle die Skis an und fahre das Couloir. Es ist gute 45 Grad steil, in der Mitte ziemlich eng, so dass auf knapp 20hm nur abgerutscht werden kann. Der Rest lässt sich in angefeuchtetem Pulver prima fahren. Bald treffen wir uns am Skidepot wieder, und machen uns gegen 10.00 Uhr an die Abfahrt. Noch geht es ein paar Meter über angefeuchteten Pulver weiter, doch bald trägt die Schneedecke noch einwandfrei, und es gibt wunderbare Sulzschwünge.

Der Steilhang ins Tal bei Wyssgand hinunter bietet auch noch prima Bedingungen.
In der Gegend oberhalb des Hohbergtals (ca. 2200m) wird es zwar kurz etwas klebrig, der Steilhang rechts der Rinne ist dann aber wieder einwandfrei und sehr genussvoll zu befahren. Auch unten im Tal läuft es noch prima, so sind wir zügig retour beim Automobil. Das war jetzt kein Riesenabenteuer, aber einfach eine schöne, gemütliche Frühlingstour. Wir machen uns auf den Heimweg und sind mittags bereits am Arbeiten. Mit der Entbehrung von einigen Stunden Schlaf und 2 Stunden Nacharbeiten am nächsten Tag müssen wir für die Tour nicht mal das Ferienbudget strapazieren - auch gut so!