Der erste Wettkampf der dreiteiligen Serie der Zürcher Klettermeisterschaft 2019 sollte im Griffig (Uster, CH) in der Disziplin Lead stattfinden. Keine Frage, hier wollte Familie Dettling mit dabei sein. Denn einerseits galt es, die Meriten vom letzten Jahr zu verteidigen und andererseits ist's der Wettkampf, der in der uns am nächsten gelegenen Kletterhalle stattfindet. Vamos!
In der mit Finalroute (7b) der U12 Damen. Foto: Martin Rahn, regionalzentrum.ch |
Während ich selber im Vorjahr bei der Elite teilgenommen hatte, entschied ich mich in diesem Jahr für die Plauschkategorie. Heuer gab es nämlich auch da keine Vorqualifikation zu absolvieren, d.h. der ganze Event fand an einem Tag statt. Die Bezeichnung 'Plausch' ist irgendwie allerdings leicht irreführend, da auch hier ein ernsthafter Wettkampf geboten wird, welcher ein einigermassen solides Niveau verlangt. In der Quali waren zwei Routen mit Schwierigkeiten von 7b und 7c zu klettern und auch der Final fand auf Niveau 7c statt. Das erklärt auch gleich meine Wahl für die diese Kategorie: hier bestehen für mich Chancen auf Durchstieg und die vorderen Plätze. Bei der Elite sind hingegen in der schwierigeren Qualiroute und im Final 8b gefordert. Da ist meine Chance auf einen Flash-Durchstieg nahezu null und ich würde eher um das Ranglistenende mitkämpfen.
Ein guter Plan ist die halbe Miete. Die Qualis (nicht aber die Finals) finden im Flash-Modus statt und der Startzeitpunkt ist nach Belieben wählbar. D.h., wenn man will, so kann man alle KonkurentInnen beobachten und erst zuletzt einsteigen. Das bringt Vorteile für die Beta, die mentale Komponente ist dafür nicht ganz einfach. Lohnt sich also nur, wenn man damit umgehen kann. Vor Ort ist das Gerangel um die frühen Startplätze jeweils gross, die letzten sind überhaupt nicht begehrt. Foto: Kletterhalle Griffig. |
Die erste Quali (7b) konnte ich noch souverän toppen. Da ich nebenbei auch noch die Kinder zu coachen hatte, blieb mir schliesslich wenig anderes übrig, als die zweite Quali (7c) als erster anzugehen. Das bringt natürlich gegenüber Abwarten und Beobachten der Konkurrenten gewisse Nachteile mit sich. Prompt verpasste ich im letzten Routenteil einen entscheidenden Heelhook und scheiterte zwei Griffe vor dem Top. Für den Finaleinzug reichte es trotzdem. Den Kindern lief es ebenfalls gut. Der Kleine in der Kategorie U10 hatte 6a+ (Top), 6b (29+) und 7a (15+) zu klettern und zog auf Rang 4 in den Final ein. Bei der Grossen in der U12 war es 6b (Top), 6b+ (Top) und 7a+ (29+), was nach der Quali Rang 1 bedeutete. Somit waren wir als einzige zu dritt in der Isolation vor dem Final - die Mama ist leider immer noch verletzt und konnte nicht mittun, sonst hätte es ihr vielleicht auch gereicht und wir wären als Familie komplett gewesen?!?
Voller Fokus auf das, was bevorsteht. Das ist das Spannende am Wettkampfklettern. Plötzlich heisst es hier und jetzt. Keine Ausreden, kein Bloc, kein 'später vielleicht', kein zweiter Versuch und kein 'probiere ich halt eine andere Route, vielleicht klappt's dort ja besser'. Ja, das macht mir Spass! Foto: Kletterhalle Griffig |
Die Tochter war dann als erste von uns dran. Im Final der U12 wird im Vorstieg geklettert, d.h. es folgte die Vorstiegspremiere an einem Wettkampf. Verständlicherweise war davor durchaus etwas Bammel vorhanden. Sie hat in der Zwischenzeit zwar sehr gut Vorsteigen gelernt und Routen auf Onsight-Niveau (Indoor derzeit ~6c) steigt sie souverän vor. Nur wird einem leider in einem Wettkampffinal keine Route serviert, welche man im Komfortmodus durchsteigen kann. Sondern da heisst es dann, in einer Route am oder über dem persönlichen Limit über sich hinauszuwachsen - und das ist natürlich nicht nur, aber erst recht für Vorstiegsneulinge eine respektable Challenge. Tatsächlich hatte es die Finalroute im Schwierigkeitsgrad 7b in sich. Schon auf den ersten Metern war es richtig schwierig mit heiklen und anspruchsvollen Klipp-Positionen. Doch sie meisterte das prima, kletterte am Limit stets mutig vorwärts. Leider bremste zum Schluss ein Längenzug den Aufwärtsdrang - doch auch da wurde noch kompromisslos zum Dynamo angesetzt. Das Video, welches sie (mit meiner Assistenz) von ihrem Wettkampf geschnitten hat, zeigt's sehr schön.
Der Sohn war als nächster dran. Bei der U10 wird auch im Final noch Toprope geklettert, aber Geschenke gibt's auch da keine. Ein stilreiner Durchstieg dieser kniffligen Route wäre mit etwa 6c+ zu veranschlagen. Dazu fehlte zwar noch ein gutes Stück - fürs Podest hätte es hingegen gereicht, wenn er nur einen Griff weiter gekommen und noch eine Aktion ausgelöst hätte. Nachdem ich eine ganze Weile in der Isolation das Kribbeln hatte spüren können, konnte ich dann zu guter Letzt auch noch mein Können unter Beweis stellen. Meine Unterarme waren aber für die arg pumpige 7c bereit, es lief mir tiptop. Wie immer in solchen Finalrouten haben es die letzten Moves zum Umlenker nochmals richtig in sich und fordern einen Extraboost. Kurz vor dem Top musste ich beim Zug an ein übles Slopervolumen klein beigeben, es resultierte der dritte Schlussrang. Ich weiss gar nicht so recht, was mich mehr fuxt, der knapp verpasste Sieg oder der knapp verpasste Flash in dieser 7c :-)
Das ist auch ein cooles Bild. Die Judges für die Finalrouten und eine Tochter, die ihren Daddy filmt ;-) Foto: Kletterhalle Griffig |
Somit resultierten für uns die Ränge 2, 3 und 4. Zwei von uns durften also aufs Podest steigen und schöne Preise in Empfang nehmen - einen herzlichen Dank an die Sponsoren. So konnten wir mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen. Allerdings auch mit dem Wissen, dass wenn jedeR von uns nur 2 Griffe weiter geklettert wäre, es sogar für die Ränge 1, 1 und 3 gereicht hätte. Das hört sich so einfach an, die Umsetzung ist aber natürlich ungleich schwieriger. Denn wir waren alle am absoluten Maximum geklettert, da ging sich beim besten Willen kein zusätzlicher Move mehr aus. Nichtsdestotrotz nehmen wir es als Ansporn und versuchen, es das nächste Mal noch besser zu machen.