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Montag, 26. August 2024

Gorges de la Biaysse - Gorge Profonde (5c+)

Wir sind wieder einmal in den Ferien im Haut Val Durance - wo wir uns in erster Linie dem Sportklettern widmen. Hin und wieder gibt's als Restday-Activity eine Recovery-MSL. Dieses Mal hier wirklich ganz chillig, in der Nähe von unserem Basecamp und mit Jerome am Seil. Die Comp-Girls wollten nämlich schon die Quali am Weltcup in Briançon verfolgen, während wir die Zuschauerrolle auf den Semifinal am Abend verschoben. Am Rive Droite der eindrücklichen Biaysse-Schlucht gibt's ein paar kurze, leicht zugängliche Plaisir-MSL. Bei früherer Gelegenheit war ich mit Larina schon in der Plouf dans l'eau und auf der anderen Schluchtseite hatte ich einst die Super Viagra im Rope Solo gemacht. Mit Jerome wählten wir nun die nominell einfachste Variante mit der Route Gorge Profonde.

Der Blick auf die leicht zugängliche, schattige Wand am Rive Droite der Gorge de la Biaysse.

Von unserem Basecamp ist die Wand bequem mit ein paar Kilometer Velofahrt über Nebenstrassen zu erreichen. Da wir mit einem Fussabstieg über den Römerweg planten, nahmen wir nur ein Einfachseil mit. Doch an diesem wird zurzeit gebaut und es gilt dort eine 'arrête municipale' mit Zutrittsverbot. So mussten wir halt eine Bike-Extrarunde drehen, um noch ein Halbseil zu holen, damit wir die "Abseilpiste" (es ist nur 1 Manöver à 45m) nutzen konnten. Kein Thema, eine halbe Stunde später waren wir wieder vor Ort und griffen um 12.00 Uhr mittags schliesslich an. Die Wand ist nach NNW orientiert und bis am späten Nachmittag im Schatten - es lässt sich auch im Hochsommer bei angenehmen Bedingungen klettern. Für eine genaue Beschreibung des Zustiegs verweise ich auf meinen früheren Beitrag. Die Gorge Profonde beginnt eigentlich subito, nachdem man den Fels erreicht - leicht zu übersehen, da derzeit nicht angeschrieben, der erste BH mit Petzl-Plättli ist unscheinbar platziert. Auch ich merkte erst 10m weiter bei der Aufschrift der Cool à Pic, dass wir schon am Ziel vorbei waren.

L1, 20m, 5b: Griffig-henklige Kletterei, beständig nach rechts traversierend, mittig eine coole Traverse.

L2, 20m, 5c: Überhängende Kletterei mit Riesen-Jugs in luftiger Exposition, geniale Sache!

L3, 20m, 5c: Nach griffigem Auftakt wird es etwas technischer, dafür auch weniger steil.

L4, 20m, 5c+: Über die Plattenrampe hoch, um die Ecke zum Cruxmove der Route an kleiner Leiste

L5, 20m, 4b: Einfaches und gemütliches Schlussbouquet "an der Kante zum Abgrund"

Man sieht's, genussvolle Kletterei mit sehr guter BH-Absicherung (L1, 5b).

Spannend-fotogene Moves in L2 (5c), welche für den Grad echt steil daherkommt.

Der Plaisir geht auch in L3 (5c) und L4 (5c+) weiter!

Die letzte Länge (L5, 4b) packt Monsieur gleich selber an!

Schon um 13.45 Uhr waren wir am Top, das war also ziemlich zügig gegangen (dabei hatten wir am bequemen Stand 3 noch mindestens 15 Minuten auf eine vorangehende Seilschaft gewartet). Um wieder vom Berg zu kommen bietet sich eben normalerweise der Fussabstieg über den Römerweg an - der vom Top horizontal querende Pfad zu diesem hinüber ist gut erkennbar. Oder alternativ absteigen zu Stand 4 und dort 10-15m (am Ende mit Fixseil) nach Osten an die Abbruchkante raus zu BH-Stand. Von diesem wird eben 1x45m teilweise freihängend in den Wald abgeseilt, von wo man in wenigen Schritten zurück beim Einstieg ist. Eine kurze Velofahrt später waren wir am Badesee, wo wir uns abkühlen konnten, bevor nach etwas Relaxen dann doch noch die Kletter-Zuschauerrolle zum Zuge kam: beim Semifinal am Weltcup in Briançon herrschte eine tolle Stimmung und wir konnten das Spektakel zusammen mit Freunden aus der CH geniessen.

Facts

Gorge de la Biaysse - Gorge Profonde 5c+ (5b obl) - 5 SL, 100m - J.M. Cambon 2011 - ***;xxxxx
Material: 1x30m-Seil (bei Fussabstieg, sonst 2x50m), 10 Express

Eine richtig unkomplizierte, genussreiche Ferien-MSL - fast schade, ist der Spass nicht noch ein wenig länger. Aber wer nicht genug hat, kann gleich nebenan nochmals einsteigen. Die Kletterei am henkligen Fels ist für den geforderten Grad eindrücklich steil und man gewinnt doch für eine solche einfache und kurze Route gehörig-luftige Exposition über dem Fluss. Das Gestein an sich ist jetzt nicht Premium-Quality, aber doch sehr kletterfreundlich und genügend fest. Die Absicherung mit verzinkten BH ist superkomfortabel. Einige wenige BH-Laschen sind im Lauf der Zeit entweder runtergefallen oder wurden entfernt. Davon auch eine in L2, wo ein paar kräftige Moves nun relativ zwingend sind und bestimmt etwas Mut erfordern, wenn man sich am Limit befindet (sehr gutes Sturzgelände jedoch, der Hakenabstand ist trotz dem fehlenden Haken nicht weiter als 3m, aber A0 geht da halt nicht). Das Topo findet man im JMC-Führer Oisans Nouveau Oisans Sauvage, sehr gute Infos gibt's auch auf C2C.

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