Achtung, im Sommer/Herbst 2023 wurden in der Route durch einen Fundamentalist viele BH entfernt oder unbrauchbar gemacht. Zur Zeit ist sie nur bei Anwendung von Peckern, Schlaghaken und viel mobilem Sicherungsmaterial begehbar. Die lokalen Bergführer wollen die Route im 2024 wieder in den vorherigen Absicherungszustand mit den BH zurückversetzen. Bis dahin wird empfohlen, die Route zu meiden (siehe Kommentar unten)!
Laut dem Kommentar von Niklaus (siehe unten) wurde die Route saniert und ist wieder begehbar!
Für die heutige Tour waren wir ein ziemlich heterogenes Trio: mit Rise war ein alpiner Geniesser mit von der Partie, Tobias kann man als Jäger und Sammler der Kletterklassiker bezeichnen und meinereiner bin ich eher der Sportkletterfuzzi. Dass die Tourenwahl unter diesen Voraussetzungen nicht ganz einfach sein könnte, liegt auf der Hand, zumal noch verbliebener Neuschnee nach dem Kaltfrontdurchgang zwei Tage zuvor den Träumen oberhalb von 2500m ein dickes Njet entgegen setzte. Mit der Inwyler/Bielmeier, einem der absoluten Klassiker im Berner Oberland und Pausetour obendrein, hatten wir aber ein sehr gutes Händchen. Einwandfreie Bedingungen trafen wir an, die Route entpuppte sich als absolute Perle und vermochte unsere drei verschiedenen Geschmäcker denn auch bestens zu befriedigen. Die logische Linie durch die steile, dolomitisch anmutende SE-Wand wurde 1960 unter der Führung von Sepp Inwyler eröffnet. In Bollerschuhen und von unten zeigte der damals Zwanzigjährige ein wahres Meisterstück, denn die Route ist praktisch durchgehend sehr steil und weist neben Riss-, Verschneidungs- und Kaminkletterei auch etliche Passagen über wasserzerfressene Wendenplatten und Tropflochwände auf, welche mit den damaligen Mitteln kaum abzusichern waren und viel Kühnheit erforderten. Klar, für die heutigen Massstäbe sind die Schwierigkeiten relativ moderat, die Ständplätze wurden mit Klebehaken saniert und auch zwischendurch steckt der eine oder andere Bolt. Gerade zusammen mit dem langen und durchaus alpinen Abstieg ist es immer noch eine grosse Tour!
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Wir stossen auf rund 2000m durch die Nebeldecke... |
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...und sind unterwegs am Tällistock. Die Inwyler/Bielmeier verläuft in Falllinie des markanten Zackens rechts der Bildmitte. |
Beginnen tut die Sache jedoch bequem mit einer Seilbahnfahrt. Die Tällibahn kann vorbildlich in Selbstbedienung betrieben werden, und so sind denn auch deren Betriebszeiten von 7.00-19.30 Uhr sehr klettererfreundlich. So ist denn auch die heimelige Tällihütte (1726m), welche sich gerade bei der Bergstation befindet, nicht zwingend als Quartier zu nutzen. Für den Zustieg verlässt man den blau-weiss-blau markierten Weg, der zum Klettersteig führt, schon nach 2-3 Kehren und ca. 30 zurückgelegten Höhenmetern. Für uns wurde die Aufgabe durch dichten Nebel erschwert, zum Glück hatten wir nach unserer Anfahrt über den Sustenpass da schon die Gewissheit, dass wir bald wieder durch die auf rund 2000m liegende Decke stossen würden. Ab dem Abzweig geht man steil und weglos rechts neben einer plattig-gneisigen Felsbastion hinauf, und zwar bis man auf ca. 1840m auf ein Querband aus Kalk trifft. Man steigt am Fuss des Querbands nach links, bis es einfach überwunden werden kann (Fixseil). Oberhalb hält man sich wieder nach rechts und steigt zum zweiten Band empor, welches an offensichtlicher Stelle recht einfach überwunden wird (Fixseil). Nach einer weiteren Grasquerung nach rechts hinauf, wartet schliesslich das dritte Band. Wenn man sich da nicht am Fixseil hochziehen könnte, so müsste man hier einen steilen Dreier über etwa 30m klettern, und würde nicht auf eine Seilsicherung verzichten wollen. Danach geht's nochmals etwas im Gras hoch bis zum Einstieg (ca. 2170m), der nur gerade durch eine Sanduhrschlinge gekennzeichnet ist. Um 9.15 Uhr waren wir nach 45 Minuten Zustieg bereit zum Loslegen. Die Abmachung war, dass Tobias den Teil bis zum Quergang führt, und ich die zweite Hälfte übernehme.
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Die Schlüsselstelle im Zustieg, ein etwa 25m hohes Felsband im dritten Grad. Jedoch optimal mit Fixseil eingerichtet. |
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Ambiente und Panorama am Einstieg mit Blick auf die Berner Hochalpen sind einfach perfekt. |
L1, 40m, 4c: Der Auftakt noch recht grasig und einfach, der Vorteil des Nachsteigers liegt hier darin, die schöne aber ungesicherte Platte links daneben klettern zu können. Weiter oben dann noch zwei Aufschwünge, so dass diese Länge ihren Grad durchaus verdient.
L2, 50m, 5c: Einfacher Auftakt, vorbei an altem NH-Stand, und dann einem Muniring. Nach diesem geht es in die Crux, eine Steilzone will durch eine kaminähnliche Verschneidung oder an den Henkeln links daneben gemeistert werden.
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Kurz vor der Crux in L2 (5c), sie befindet sich im Kamin gleich oberhalb von Tobias' Kopf. |
L3, 20m, 6a: Vor allem für die Zeit der Erstbegehung ein sehr kühner Quergang in steiler Wand nach links hinaus. Man klettert hier in prima Tropflochfels, eine der besten Längen der ganzen Tour!
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Der geniale Tropflochquergang in L3 (6a). |
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Quel Plaisir! |
L4, 45m, 6a+: Steile Seillänge, die Crux bildet die Dachzone etwa 10m oberhalb vom Stand. Sie klettert sich einfacher wie es den Anschein macht, bis auf einen etwas schlechteren Seitgriff sind es "alles Henkel". Der Rest dann einfacher dem Riss entlang, selbst der moosig-feuchte, düstere Kamin zum Schluss löst sich prima auf.
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Kurz vor der Dachzone und Crux von L4 (6a+). |
L5, 20m, 5c+: Steile Kletterei dem Hauptriss entlang. Von unten gesehen könnte man hier den Bammel bekommen, doch die Sache ist irre griffig und die Wand daneben tiptop strukturiert, so dass man hier erstaunlich einfach vorwärts marschieren kann. Wer möchte, kann die nächste Länge gleich anhängen.
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Sälber legge isch Trumpf! Ideal-Placement zum Schluss von L5 (5c+) |
L6, 30m, 6a: Erneut eine total geniale Länge in steiler Wand, die aber mit Henkeln nur so gespickt ist, so dass die Schwierigkeiten überschaubar bleiben. Nach den ersten 10m verlässt man den Hauptriss und zieht nach links hinaus auf den deutlichen Pfeilerkopf, wo ein sehr bequemer Standplatz wartet.
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Rise setzt Fuss in L6 (6a), yours truly spielt den Besenwagen. |
L7, 25m, 5c+: Zuerst schöne und steile Wandkletterei, immer noch gut, jedoch qualitativ nicht mehr ganz so perfekt wie die vier Längen davor. Zum Schluss dann noch einige einfachere Meter ins Amphitheater unter den grossen Überhängen.
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Arbeitsteilung am bequemen Standplatz nach L7 (5c+) |
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Der K2 (8611m), im Berner Oberland auch als Finsteraarhorn bekannt. |
L8, 25m, 6a: Wir wechseln die Führung, und der Ausgang aus dem überdachten Amphitheater bildet der berühmte Quergang nach rechts. Von diesem war ich dann fast ein bisschen enttäuscht. Soo luftig ist die Sache nun denn auch wieder nicht, das Band auf welchem man quert ist meist 30-40cm breit, so dass man fast rüberspazieren kann. Erst am Ende der Querung, wo es dann wieder raufgeht, warten 2-3 etwas schwierigere Züge in Wandkletterei. Klar, zu Zeiten der Erstbegehung war das sicher eine sehr kühne Sache und eine prima Leistung, insbesondere da man mit den damaligen Mitteln kaum sichern konnte! Heute steckt aber fast alle 2m ein BH, so dass hier auch schwache Nachsteiger kein Nervenflattern bekommen werden.
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Im berühmten, fast etwas banalen Quergang von L8 (6a). |
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Look mummy, I can do it without hands! |
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Rise in der Crux von L8 (6a), ein bisschen in die Tiefe pfeift's hier schon! |
L9, 30m, 6a+: Die ersten 10m vom Stand weg bieten wendenmässige Wandkletterei an super Tropflochfels, erneut für die damalige Zeit eine sehr kühne Leistung! Danach kurz etwas einfacher zur abschliessenden, etwas plattigen Wandzone. Entgegen der Angabe im Filidor-Topo kommt die Crux meines Erachtens erst hier. Ich bin die einfachere, rechte Variante geklettert, sie verlangt technisches Geschiebe an Seitgriffen und sauberes Antreten, der Fels ist etwas staubig.
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In bester Wendenmanier startet die Schlüssellänge Nr. 9 (6a+). |
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Um es nochmals zu verdeutlichen: Top-Fels haben wir hier! |
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Das letzte Stück mit den schwersten Moves ist ziemlich abschüssig und etwas glatt. |
L10, 25m, 5c+: Hammer-Seillänge, die bis auf eine SU-Schlinge und einen NH clean ist. Hier muss man ziemlich zwingend 2-3 Cams/Keile legen, wohingegen dies im Rest der Route eigentlich nur punktuell zur Ergänzung nötig ist. Der kühne, gelbe, einschüchternd steile Riss klettert sich aber echt super, der Fels ist einfach total strukturiert und die Griffe und Tritte zahlreich.
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Die selbst abzusichernde, steile Verschneidung von L10 (5c+), eine total geniale Länge! |
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Die zaubert dem alpinen Geniesser ein Lächeln auf die Lippen! |
L11, 35m, 5c+: Das Filidor-Topo ist hier unpräzise, vom Stand weg quert man zuerst 10-15m horizontal auf einem Band nach links. Dann an einer Rippe (NH) aufwärts, bevor man schliesslich supertolle, griffige Wasserrillen in Vollendung in die Hand kriegt. Für den angegebenen Grad eine sehr gutmütige Seillänge (eher 5ab).
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Bequeme Terrasse zum Sichern des Vorsteigers in L11 (5c+). |
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Am Ende von L11 (5c+) warten dann traumhafte, griffige Wasserrillen. |
L12, 20m, 6a: Nun wird es doch noch alpin! Ob dem Stand etwas "gschüderigs" Gelände, d.h. unsicherer Fels und schlechte Absicherung. Man klettert bis unter das markante Dach hoch, wo man endlich einen Verhau aus zwei schlechten NH und einer Knotenschlinge einhängen kann. Danach kühn und recht schwierig für den Grad links ums überhängende Eck rum und in den glatten Kamin (dort dann NH) hinein. Dies ist eindeutig die Vorstiegscrux der Route! Hier muss man eine 6a schon sauber draufhaben, die Stelle befindet sich 1-2m über der letzten, schlechten und einzigen Sicherung. Für mich etwas unverständlich, warum man hier nicht auch einen BH gesetzt hat, denn praktisch in der ganzen Route hat es pro Länge jeweils ein paar Exemplare und an wenigen Stellen waren sie so nötig wie hier.
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Um diese Ecke herum und ins Chämi rein musst du geh'n! Die Vorstiegscrux der Route, mässig gesichert, in L12 (6a). |
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So sieht's aus, wenn man einmal im Kamin drin ist. Wobei, dann ist das Problem eigentlich gelöst. |
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Und so sieht es von oben aus. |
L13, 40m, 2a: Einfaches Verbindungsstück hinauf zum Abschlusskamin. Erst ziemlich schuttig, wenn sich andere Seilschaften in der Wand befinden ist hier grösste Vorsicht angezeigt! Danach noch etwas leichtes Klettergelände, ein Dreier wie im Topo angegeben ist das jedoch bei Weitem nicht.
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Als sie dieses tolle Schrofengelände erblickt haben, waren sie nicht mehr zu halten! Doppel-Vorstieg in L13 (2a). |
L14, 40m, 5b: Wieder mal eine Seillänge, vor der man leicht den Bammel kriegen könnte! Der tief eingeschnittene Kamin lässt Böses schwanen. Dank irre strukturiertem Fels an den Seitenwänden geht es dann aber doch super, genussvoll und absolut ohne Gerampfe. Auch wenn einige NH und 4 BH stecken, ist die Sache doch etwas kühn - und ein Sturz liegt definitiv nicht drin, das Pingpong an den Seitenwänden würde bestimmt übel enden! Aber tja, ist ja nur 5b - was wahrscheinlich sogar stimmt, aber die Seillänge ist so ungewöhnlich, dass sie auf der Schwierigkeitsskala schwer einzuordnen ist. Auf jeden Fall: aussen bleiben, cool bleiben!
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Das Abschlusschämi (L14, 5b) ist dann wieder Chefsache ;-) |
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Wirklich eine geniale Sache, die Folgen eines Sturzes in den Schlitz hinunter lassen sich vielleicht erahnen... |
Um 14.45 Uhr sind wie schliesslich alle am Top angelangt. Das waren jetzt echt tolle 5.5 Stunden an bester Kletterei! Weil das Wetter nach wie vor einwandfrei aussieht, wollen wir noch den äusserst selten besuchten Gipfel des Tällistock versuchen. Vom Ausstieg auf rund 2500m sind es zwar nur etwa 80 Höhenmeter und 130m Horizontaldistanz. Trotzdem ist die Sache nicht zu unterschätzen, denn es sind doch noch einige Aufschwünge zu erklettern, die Schwierigkeiten entpuppen sich gemäss unserem Experten als T6, III. Einige der Kletterstellen sind ziemlich luftig, anregend und exponiert über der Südwand. Das Seil haben wir sowieso gleich unten gelassen, hier für zuverlässige Sicherungen zu sorgen wäre aber oft auch nicht einfach und zeitraubend. Gesagt sei auch noch, dass das Gelände ziemlich unübersichtlich ist, und der beste Weg alles andere als offensichtlich ist. Trotzdem, wir schaffen es hinauf zum zerfallenen Steinmann beim Kulminationspunkt, und machen uns nach ein paar Fotos und einem Handshake wieder an den Abstieg. Der ist nun natürlich noch schwieriger, weil die Dreierstellen auch wieder seilfrei abgeklettert sein wollen. Eine Stunde nach Aufbruch sind wir retour beim Ausstieg der Inwyler, laden unser Material auf und gehen Richtung Tal.
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Unterwegs am Gipfelgrat zum Tällistock. |
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Fantastische Impressionen am Gipfel. |
Dazu folgt man dem ENE-Grat, meist etwas unterhalb der Abbruchkante auf der Nordseite. Schwache Wegspuren und ein paar Steinmänner erleichtern die Orientierung. Das Ziel ist die Einsattelung bei P.2415, welche gemäss Topo 450m vom Ausstieg weg sein soll. Diese Angabe ist jedoch falsch, es sind auf der Karte schon 600m Horizontaldistanz, mit den paar Schleifen die man läuft und etwas auf und ab muss man mit gut 20 Minuten Gehzeit rechnen - es ist weiter als man denkt. Bei P.2415 hat man sich schliesslich zu entscheiden, wie man weiter absteigt. In Literatur und Web wird eigentlich ausschliesslich der Weg durch die Naht beschrieben. Dieser führt über eine Art Rampe mit exponiertem Kraxelgelände und ein paar Abseilern durch die SE-Wand hinunter. Der stetige Wechsel zwischen gehen, kraxeln und abseilen ist ja durchaus etwas mühsam, und soll gemäss den von mir konsultierten Quellen zwischen 2.5-3.0h (vom Ausstieg zur Tällihütte) dauern. Alternativ gibt es jedoch auch einen Abstieg nach Westen durchs Tälli. Weder Web noch Literatur geben dazu viel her, nach meiner Recherche und Kalkulation sollte dieser Weg aber möglich und schneller sein. Also wollen wir es versuchen!
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Der Gipfelaufbau am Tällistock, hier ist klar ersichtlich, dass der nicht so trivial zu haben ist! |
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Eine der schwereren und heiklen Stellen auf dem Band beim Abstieg durchs Tälli. |
Geröllholpernd und weglos, aber vorerst einfach geht es das Kar des Tälli hinunter. Auf 2200m beginnt das Gelände steiler abzufallen, und auf 2100m stellt sich endgültig die Frage, wo man hier den Durchschlupf findet. Das Terrain bricht nämlich ab, sieht wild aus und ist von oben auch kaum vernünftig einzusehen. Nach Karte ist der beste Weg eine ca. 400m lange Traverse nach links (SSW), welche auf ca. 2080m beginnt und leicht abfällt. Das entpuppt sich als der richtige Move, das Gelände ist zwar exponiert und als T6 einzustufen, aber trotzdem vernünftig gangbar. Plötzlich treffen wir auch auf einen Wildwechsel, der uns die Begehung erleichtert. Ansonsten gibt es auf diesem Abstieg jedoch keine Spuren und Markierungen, man muss den Weg wirklich selber finden und sich orientieren können. Gute Sicht zu haben ist absolute Pflicht, sonst wählt man besser die Naht! Ungefähr bei P.1997 treffen wir auf den bequemen Wanderweg, welcher zum Sätteli hochführt. Mit leicht schweren Beinen meistern wir diese 120hm Aufstieg, danach geht's dann nur noch runter zur Tällihütte und Bergstation der Seilbahn. Ohne zu eilen treffen wir nach 1:40 Stunden (ab Ausstieg Inwyler) dort ein, der Nord- bzw. Westabstieg hat sich zeitlich ganz bestimmt ausbezahlt. Ohne Wartezeit bringt uns die Seilbahn ins Tal, wir tuckern retour über den Sustenpass und verabschieden uns nach diesem tollen Klettertag schon bald darauf bei mir daheim.
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Ein Blick auf die Wendenstöcke darf natürlich nicht fehlen. Heute wäre da aber nix zu holen gewesen, alles nass! |
Facts
Tällistock - Inwyler/Bielmeier 6a+ (6a obl.) - 14 SL, 450m - Inwyler/Bielmeier 1960 - ****;xxx
Material: 2x (evtl. 1x bei Nordabstieg) 50m-Seil, 12 Express, Camalots 0.3-2, evtl. Keile
Toller Alpinkletterklassiker durch die steile, dolomitisch anmutende SE-Wand am Tällistock. Die wirklich kühne Leistung der Erstbegeher soll hier gewürdigt sein! Auch nach heutigen Massstäben ist die Kletterei durch Risse und Verschneidungen, über Tropflochplatten, Wasserrillen und henklige Dächer wirklich sehr lohnend. Der Fels ist meist vorzüglich und bestens strukturiert. Die Absicherung liegt für meinen Geschmack im grünen Bereich. Die Stände sind mit Muniringen saniert, meist steckt auch unterwegs der eine oder andere BH an strategisch günstiger Stelle, und etliche NH sind auch noch vorhanden. Punktuell will noch die eine oder andere mobile Sicherung gelegt sein, allzu viel Eigeninitiative ist jedoch nicht gefragt, insbesondere nicht an den Schlüsselstellen.