Das Tout à Bloc ist ein internationaler Boulder-Wettkampf, der in den Sommerferien in L'Argentière-la-Bessée im Haut Val Durance abgehalten wird. Schon bei früherer Gelegenheit hatten wir an diesem Anlass die Leistungen von vielversprechenden Nachwuchshoffnungen und internationalen Topcracks bestaunt. Beim Wettkampfgeschehen haben wir uns ja in der Zwischenzeit von Zuschauern zu regelmässigen Teilnehmern gemausert. Als sich dann herausstellte, dass wir genau zum richtigen Zeitpunkt vor Ort wären, so war es natürlich fast Pflicht, die Fähigkeiten auch einmal gegen internationale Konkurrenz zur Prüfung zu stellen.
Leider aber war die populäre Senioren-Kategorie bereits ausgebucht und auf eine U10 wurde aufgrund von Corona verzichtet, so dass schliesslich nur Larina Aufnahme im Teilnehmerfeld der U12 finden konnte - da war der Rest der Familie schon etwas neidisch. Das Anmeldeprozedere war an sich ganz einfach (via Website). Wenn man über keine französische Lizenz verfügt, so müssen vor Ort bei der Registration noch zusätzliche 6 Euro für eine Tageslizenz bezahlt werden, was aber absolut kein Issue ist. Ein Problem gibt es jedoch: es gilt ein medizinisches Attest vorzulegen, welches die Fähigkeit zur Teilnahme am Wettkampf bescheinigt. Ohne dieses läuft gar nichts. Das war schlussendlich das grösste Hindernis, Beziehungen und gutem Willem sei Dank kriegten wir doch noch kurzfristig einen Stempel und eine Unterschrift auf das (hier zu beziehende) Dokument - vielen herzlichen Dank für den Support!!!
Dann war also der Tag gekommen, an welchem der Wettkampf stattfinden würde. Bereits um 7.30 Uhr war Check-In. Es war das früheste Aufstehen der ganzen Ferien und der einzige Tag, an welchem wir einen Wecker stellten... für einen Wettkampf am Plastik, das sind noch Alpinisten ;-) Mit viel Vorfreude, aber auch gehöriger Nervosität ging die Protagonistin an den Start - kein Wunder, wenn man meint, dass man es nun mit der ganzen Welt aufnehmen müsse, so von wegen internationaler Wettkampf und so! Vor Ort waren dann aber rasch ein paar machbare Boulder identifiziert und mit den ersten Flashes auf der Scorecard kletterte es sich umso leichter - Girl on Fire!!! Die Probleme waren perfekt geschraubt, wirklich total genial. Und obwohl nachher auch noch die U14 ihren Wettkampf auf diesem Set absolvierte, musste kein einziger davon als grossenabhängig taxiert werden, das muss man erst einmal hinkriegen. Am Ende der 3:30 Stunden Wettkampfzeit hatte Larina 24 von 32 Bouldern erfolgreich bezwungen, der letzte und schwierigste davon quasi zeitgleich mit dem Schlussgong. Das ergab schliesslich Rang 5, ein ganz grosses Bravo dafür! Um ganz nach vorne zu kommen, hätte es noch 2 Tops mehr gebraucht... we will work on it!
Nach diesem emotionalen Vormittag konnte es weitergehen mit dem Ferienprogramm. An den nächsten Fels war es nur ein Katzensprung und nach so viel Zuschauen ist man ja dann meistens bis in die Haarspitzen motiviert um selber anzugreifen. Das traf in diesem Fall voll und ganz zu, ich konnte im Rif d'Oriol mein noch offenes Projekt, die Tuerie d'Oriol (8a) haarscharf am Limit ziehen, nachdem ich bei letzter Gelegenheit 2x heartbreaking am very last hard move gescheitert war :-) Am Abend gab's dann noch die Rangverkündigung inklusive einem Dyno Contest, wo dann auch Jerome noch ein wenig Wettkampfluft schnuppern konnte (einen substanziellen Teil der Boulder schnappte er sich im Überschwang nach viel geduldigem Zuschauen nach dem Ende der Wettkampfzeit auch noch ein). Als U10er bei einem Dyno Contest in einem Feld, welches alle Jugendkategorien bis U18 umfasste, war es allerdings eher schwierig, in die Nähe der vorderen Ränge zu kommen... Aber vor dem ganzen Publikum so richtig abzudrücken hatte ihm trotzdem grosse Freude gemacht. Einige Tage später waren dann auch noch die internationalen Top-Cracks an der Reihe. In einer grandiosen Show und vor einem Publikum wie wenn's Corona nie gegeben hätte (ich glaube, es hat einfach niemand gezählt, wie viele da waren... ;-)) wurden die Sieger gekürt - ich kann es nur allen Kletterbegeistern empfehlen, auch einmal einen solchen Event zu besuchen!
Ceüse 2020
Am nächsten Tag dann wollten wir dem Wettkampf noch ein wenig mehr Tiefe und Kontrast geben. Wie könnte man das besser tun als mit dem traditionellen Trip ins beste Sportklettergebiet der Welt, die Falaise de Ceüse. Und da trafen wir effektiv den genau richtigen Tag! Nicht nur, weil wir schon letztes Jahr genau am 5. August oben waren, sondern weil wir an einem Tag anwesend waren, wo mit Alex Megos' Begehung der Bibliographie (9c) Klettergeschichte geschrieben wurde - und wir damit noch viel mehr als am Tout à Bloc die Gelegenheit hatten zu schauen, wenn es richtig abgeht. Aber ganz abgesehen davon war es wie bisher jedes Mal ein absolut magischer Tag dort oben. Die Gegend begeistert mich jedes Mal wieder aufs Neue und die gekletterten Routen waren auch dieses Jahr ein voller Erfolg. Diese umfassen die L'anus en decomposition (7a), eine Route die man ja schon nur wegen dem Namen klettern muss (sorry, wer nicht französisch kann, hat hier einfach Pech gehabt). Besser als mit diesem Routennamen kann man die Kletterei in Ceüse nicht zusammenfassen... "weit" über dem letzten Haken, an ein paar sloprigen Löchern mit den Füssen auf prekärer Reibung und der einzigen Option, auf das möglicherweise etwas bessere/positivere Loch unter dem nächsten Bolt zu ziehen oder sonst einen Segler hinzulegen wird man das wohl auch ganz ohne Sprachkenntnisse entziffern können, oder sonst zumindest am eigenen Leib erleben, was da genau dekompositioniert ;-) Daneben gelangen mir neben zwei, drei einfacheren Routen noch die Pourquoi pas? (7a+), total geniale, abwechslungsreiche Kletterei, Ceüse in a Nutshell!. Sowie die ebenfalls sehr schöne Le coeur des hommes (7a+), wo sich auch Mme. Tout à Bloc einen Durchstieg holen konnte, bravo!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.