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Samstag, 12. März 2022

Sparta Fight 2022

Im Sparta Bouldering & Bar haben wir bereits öfters an Wettkämpfen teilgenommen. Präzise 3x am Fight und 1x an einem Rheintal Cup. Subjektiv lagen diese Erinnerungen schon weit zurück, obwohl de fakto wegen der Pandemie doch nur der Fight im 2021 nicht stattfinden konnte, wir also vor 2 Jahren das letzte Mal am Start waren. Dieses Mal war das Setup so, dass die Kids bereits am Vormittag ihren Wettkampf bestritten, während es ab Alter 16 erst danach losgehen sollte. Larina reiste mit ihrem Team an, somit war die Anwesenheit für mich optional. Das bisherige Motto "aus der (Anwesenheits-)Not eine (Mitmach-)Tugend machen" zählte nun also effektiv nicht mehr. Und das warf durchaus Fragen auf: Wetter und Bedingungen für einen Outdoor-Tag waren durchaus gegeben, oder sollte ich mich doch dem Wettkampffieber hingeben?!? Schlussendlich schob ich den Entscheid auf das Argument, dass die Wiederholbarkeit des Fights mit nur 1x pro Jahr deutlich kleiner wäre als für eine Outdoor-Session. 

Eigentlich habe ich darauf gehofft, dass wie üblich nach dem Wettkampf noch einige Bilder der Teilnehmer auf den Social Media publiziert werden. Dieses Mal leider nicht, und da ich nicht auf einen Privat-Fotografen zählen kann, wird dieser Beitrag nur mit zwei Video-Screenshots bebildert. Hier Montaine vom Team Herkulis beim ersten, dynamischen Damen-Finalboulder.

In der Ausgabe 2022 galt es, 44 Probleme in einem Zeitfenster von 4 Stunden zu meistern. Ich konnte es mir perfekt einteilen, verschenkte kaum einen Versuch unnötig und erreichte fast maximale Effizienz beim Flashen. So konnte ich am Ende 38 Tops notieren, wovon mit 9x rot (7A+ bis 7B+) und 15x blau (6C bis 7A) manch eine knackige Aufgabe dabei war. Für einmal hatte ich das Gefühl, wirklich alle realistischerweise machbaren Boulder geklettert zu haben. Das ist eine Emotion, die ich nach einem solchen Wettkampf noch kaum je hatte. Meist bleibt aus Kraft-, Haut- oder Zeitnot etwas übrig, von dem man genau weiss, dass es auch hätte gehen können. Auf der Rangliste reichte das für Rang 7 in einem stark besetzten Feld unter 97 Teilnehmer:innen. Das ist besser als je zuvor am Fight und bestimmt eine meiner, wenn nicht die beste Performance ever an einem Wettkampf. Schade nur, dass es gerade knapp nicht gut genug war, um am Final teilnehmen zu können. Trainieren, Suppe essen und nächstes Jahr wieder kommen, kann das Motto da nur lauten.

Einmal gelernt, für immer gekonnt! Alexandra vom Team Herkulis holt sich absolut souverän das Top im zweiten Damen-Finalboulder und damit den Sieg in dieser Kategorie. Bravo und herzliche Gratulation!

Somit blieb mir beim Final nur der Platz an der Seitenlinie. Ob dessen 2 Probleme, ein sehr kräftiger Dachboulder und eine Run & Jump Koordinationsaufgabe meinem Gusto entsprochen hätten, ist zwar eher zweifelhaft. Aber versucht hätte ich es natürlich trotzdem gerne. Spannend war es aber auch zum Zuschauen, v.a. weil mehrere Herkulis-Damen im Zentrum des Geschehens dabei waren. Tatsächlich gab's 2 Podestplätze zu feiern - herzliche Gratulation den beiden und auch an alle weiteren Medaillengewinner. Spät abends ging's schliesslich müde aber sehr positiv gestimmt nach Hause. Mit im Gepäck die persönliche Erkenntnis, dass spätestens an diesem Tag aus dem "Muss" ein "Will" geworden ist, dieses aber doch absolut stimmig ist. Manch ein Leser wird wohl schon lange vor dem Autor vermutet haben, dass dieser mehr als nur nolens volens an Wettkämpfen teilnimmt - aber schlussendlich ist doch die Selbsterkenntnis der Schlüssel zu einem erfüllten Leben.

Mittwoch, 9. März 2022

Pilier de Rame - Le bel âge (5c)

Vor lauter Wintertouren und winterlichen Kletterausflügen ist meine Serie zu den letztjährigen Sommerferien ins Stocken geraten. Naja, besser spät als nie soll es hier mit einer kurzen Beschreibung zu einem gemütlichen Ausflug weitergehen. Während ich mit Larina bereits am Anreisetag in der mit dem Velo zugänglichen Gorge de la Biaysse geklettert war, sollte es mit Jerome ein gleichartiges Abenteuer geben. Den Pilier de Rame erreicht man nämlich von demselben Ausgangspunkt, mit ebenso nur wenigen Minuten Anmarsch. Seine Routen sind ähnlich lang, aber dank SE-Exposition deutlich sonniger, zudem sind sie auch weniger steil und einfacher. Für einen Skispringer braucht es aber keine Überhänge und hohe Schwierigkeitsgrade, daher wählten wir mit der 'Bel Âge' die einfachste Option ganz am linken Rand.

Der Pilier de Rame mit der von uns gekletterten Linie der 'le bel âge' (5 SL, 5c).

Wir befanden uns gerade in einer instabilen Wetterphase, aber für ein paar Stunden am Vormittag sollte es sicher sonnig und trocken bleiben. So schwangen wir uns auf die Räder und fuhren in 15 Minuten gemütlich zur Kapelle von Rama, wo wir unsere Untersätze diebstahlsicher in den Büschen versteckten. Die Wand ist von da bestens sichtbar und der erste Teil des Zustiegs folgt dem breiten Wanderpfad, der hinauf nach Pallon führt. Ungefähr auf Höhe vom Wandfuss zweigt bei einem Steinmann der gut ausgetretene Climbers Trail ab, der einen in Kürze zum Pfeiler bringt. Der Einstieg in die von uns gewählte Route befindet sich etwas links oberhalb vom tiefsten Punkt der Wand, siehe Foto. Für den Zustieg ab Velodepot hatten wir ca. 15 Minuten gebraucht, in der Gegend von 9.45 Uhr waren wir zum Klettern bereit.

L1, 5b: Vorerst sieht's etwas schrofig-botanisch und auch eher einfach aus. Die gute Absicherung lädt einen aber dazu ein, sich konsequent im kompakten Fels zu bewegen, was dann durchaus Genuss bietet und einige interessante Moves bereithält.

L2, 5c: Hier wird es schon richtig interessant, die Route führt in eine ziemlich steile Verschneidung. Diese und auch der Ausstieg sind mit zahlreichen Henkeln gespickt. Ohne etwas Kraft und 3d-Klettervermögen mit geschicktem Fusseinsatz wird man aber nicht ungeschoren durchkommen. Der Stand befindet sich kurz vor dem Ausstieg in die Bäume, er besteht aus 1 BH und einer fixen Schlinge.

Der Ausstieg aus L2 (5c) braucht durchaus etwas Power!

L3, 5b+: Man verlässt das Wäldchen über eine kompakte, plattige Wand, unmittelbar links von einer Verschneidung. Ohne Nutzung der wenigen Strukturen ist die Platte nicht zu klettern, diese liegen aber ziemlich weit auseinander. Generell für eine 5b+ nicht so einfach und bei kleiner Körpergrösse unter Umständen gleich nochmals schwieriger. Aber wie bisher stets, sehr gut abgesichert. Zuletzt kurze Rechtsquerung zum Stand.

In L3 (5b+) wartet eine ziemlich knifflige Platte, das könnte auch die schwierigste Stelle der Route sein.

L4, 4c: Sehr schöne Seillänge, die diagonal nach rechts hinaufführt. Der Fels ist hier vom Wasser ziseliert und weist scharfe Kanten auf, die hervorragende Griffe bieten. Man erklettert einige kleine Pfeilerlein, findet aber auch immer wieder gut Plateaus, wo man sich bequem hinstellen kann.

Toller, rauer und vom Wasser modellierter Fels in L4 (4c).

L5, 5c: Von ähnlichem Charakter wie die Seillänge davor, wobei sich hier noch ein kompaktes, nicht üppig griffiges Wändchen in den Weg stellt. Irgendwie löst sich dieses aber doch sehr gut auf und es erschien uns deutlich einfacher wie die Seillängen 2 und 3.

Ähnlicher Charakter in L5 (5c), hier die Crux mit dem Steilwanderl.

Um wenige Minuten nach 11.00 Uhr und somit nach nur rund 1:15h Kletterei hatten wir den letzten Stand erreicht, das war also quasi eine Blitz-Begehung gewesen. Von dort ist es noch ein wenig leichte Kraxelei hinauf zu einem bequemen Grasplateau, wo man gemütlich rasten kann. Nach einiger Zeit machten wir uns an den Abstieg, wofür es verschiedene Optionen gibt. Eines ist aber sicher, die gekletterte Route ist zum Abseilen weder eingerichtet noch geeignet. Wer am Seil in die Tiefe gleiten möchte, der müsste dies über eine der Nachbarrouten zentral am Pfeiler machen, was aber sicher umständlicher wie ein Fussabstieg ist. Für diesen gibt's mehrere Optionen:

  1. Direktabstieg (von unten gesehen) links der Wand im schrofigen Gelände durch eine Art Rinne und Rampe. Mir ist unklar, wie gut das Gelände wirklich begehbar ist. Wenn aber keine wesentlichen Schwierigkeiten warten, bzw. man sich in diesem Terrain zügig bewegt, ist es aber der schnellste Weg retour. 
  2. Aufsteigen zur Strasse (D38), dieser ein kurzes Stück nach links bis zum Belvedere folgen. Von hier folgten wir der Pfadfindervariante, d.h. weglos südseitig den Hang hinab auf eine Ebene, von wo man in kurzem Anstieg durchs Gehölz den guten Pfad erreicht, der in total ca. 20 Minuten zurück zur Kapelle von Rama führt.
  3. Es ist auch möglich, die Pfadfindervariante zu vermeiden, d.h. vom Belvedere der Strasse zu den Häusern von Pallon zu gehen, wo man auf den Anfang des guten Pfades trifft. So marschiert man aber ca. 1km weiter und ist gegenüber Variante 2 wohl 10-15 Minuten langsamer.
Der Felskopf des Pilier de Rame, man kann gut den steilen Direktabstieg (#1) links erkennen.
Blick auf den Abstiegsweg, die Pipeline und die Wand der Gorge de la Biaysse, die ich mit Larina geklettert hatte.

Mit dem Velo waren wir nachher rasch zurück beim Camping, nahmen ein Zmittag und ein Bad im See, bevor es dann noch eine nachmittägliche Session am steilen Fels im Gebiet Le Pouit gab. Dieser nach WSW ausgerichtete Fels eignet sich normalerweise nicht für Sommernachmittag. Aber nachdem sich bald schon wieder mächtige Quellwolken am Himmel türmten, wurde es ausnahmsweise nicht zu heiss. Bei einem Wechsel von stechendem Sonnenschein und kurzen Platzregen zogen wir uns die Finger lang. Noch sehr gut erinnern kann ich mich an die Emotion, wie ich mich im Onsight durch eine steile 7b kämpfte, prompt aber kurz vor Ende wieder Regentropfen auf den weniger steilen Ausstieg zu fallen begannen. Da gab es nur noch ein Rezept, möglichst alles auf eine Karte setzen und mit voller Kraft voraus zum Umlenker - immer wieder eine tolle Emotion, wenn solche "Flucht nach vorne"-Begehungen am Ende aufgehen.

Aussicht auf La-Roche-de-Rame mit seinem See, der Camping unmittelbar daneben nicht sichtbar.

Facts

Pilier de Rame - Le bel âge 5c (5b obl) - 5 SL, 100m - J.M. Cambon 2012 - **;xxxxx
Material: mind. 1x30m-Seil, 10 Express

Kurze, talnahe MSL-Route mit minimalem Zustieg an sonniger Lage. Sie lässt sich bestimmt auch in den kälteren Jahreszeiten begehen, während es im Sommer ausser bei bewölktem Himmel oder dem abendlichen Schatten tendenziell zu heiss ist. Auf bzw. unmittelbar neben der Route wuchert durchaus das Grünzeug, der Fels ist aber gut, solide und im oberen Teil sogar echt schön und rau. Die Absicherung mit vielen BH ist sehr freundlich ausgefallen und erlaubt auch weniger versierten Personen einen Vorstieg. Zu erwähnen ist, dass die Standplätze nicht verbunden sind, hier ist beim Einrichten noch etwas Eigeninitiative gefragt und ein Rückzug wäre nicht ohne Materialverlust möglich. Nähere Infos findet man auf C2C oder in Oisans Nouveau, Oisans Sauvage Livre Est von Erschliesser J.M. Cambon.

Blick ins Val Durance nach Süden - bald schon die gewohnte Heimat für die Sommerferien.

Mittwoch, 2. März 2022

Neues Arbeitsgerät!

Darüber, dass meine bisherigen Tourenski ihr 'End of Lifetime' wohl bald erreichen würden, hatte ich schon bei unserer Tour zum Langrain geschrieben. Wenig später war es dann endgültig soweit. Schlussendlich war nicht einmal die Beschädigung verantwortlich, die ich mir damals im Seeztal eingefahren hatte. Sondern es löste sich der Belag an anderer Stelle komplett und die Kante riss aus dem Kern aus, Prädikat unreparierbar. Somit mussten also die lieb gewonnen Geräte nach über 10 Jahren Dienst und Hunderten von Touren nach dem Schlussbouquet zum Foostöckli definitiv in die Ecke gestellt werden, schade! 

Grundsätzlich ist es ja nicht so, dass ich mir neue Ski nicht oder nicht öfter leisten könnte. Aber es gab viele Gründe, beim Bewährten zu bleiben. Einerseits 'grüne' Gedanken in Richtung Ressourcenverbrauch und Nachhaltigkeit, andererseits bin ich auch lieber mit gebrauchtem Material unterwegs, wo nicht jeder neue Kratzer deutlich sichtbar ist. Vor allem aber gab es inzwischen auch nicht mehr die Möglichkeit, ein ähnliches Skimodell zu beschaffen. Die Technik hatte sich in eine Richtung weiterentwickelt, als dass heute wieder mit Geräten gefahren wird, die Fassdauben ähneln. Diese hatten sich ja bereits vor Jahrzehnten als komplett untaugliches Material erwiesen, wie ich gegenüber moderner ausgerüsteten Kameraden jeweils spöttelte. Wo die Wahrheit ist, bleibe dahingestellt, die Ingenieure werden sich wohl doch auch von echtem Fortschritt leiten lassen und nicht nur vom Marketing-Aspekt, eine neue Technologie besser verkaufen zu können?!?

Schöne Linien... gehen aber doch auch mit dem neuen Modell.

Doch es gab halt jetzt eben keine Alternative mehr und zuerst stellte sich schon einmal die Frage nach der Skibreite. Eigentlich noch nie hatte ich mit meinen bisherigen 78mm unter der Bindung beim Touren wirklich etwas vermisst und war damit mehr als nur gut zu Schlag gekommen. Sowieso, Tourenski sind für mich in erster Linie ein Gerät für winterliche Ausflüge ins Gebirge, eine Hilfe um abgelegene Orte und einsame Gipfel zu erreichen. In erster Linie gilt es also, bequem und effizient aufsteigen zu können, Fahrspass ist in diesem Sinne nachrangig, wobei es natürlich nicht so ist, dass mir dieser bis anhin gefehlt hatte. Somit entschloss ich mich also, nur gerade noch tolerierbare 2mm an Breite zuzulegen. Was mir prompt Sprüche eintrug wie "das ist wie wenn du heutzutage noch MS-DOS als Betriebssystem nutzen würdest".

Da war der Schnee nicht so toll, dafür die Stimmung beim Sonnenuntergang umso besser.

Um die moderne Skigeometrie mit Rocker-Schaufel und minimalem Vorspann kam ich aber natürlich nicht herum. Als ich die Geräte das erste Mal in der Hand hielt und sie mit einem Riemen zusammen band, befürchtete ich ja erst sogar, ein defektes Modell erhalten zu haben. Und auf dem ersten Ausflug kam dann auch die Verblüffung, wie wenig direkten Kontakt zur Skispitze man bei diesen Rocker-Modellen im Vergleich zu früher hat und wie stark unterschiedlich sich die Schwungeinleitung auf dem Innenski anfühlt. Das war schon eine ziemliche Umstellung... aber ich denke nach inzwischen 8 Touren mit den neuen Ski habe ich das neue Gefühl und eine angepasste Technik zur Skiführung bereits erlernt, es fühlt sich nicht mehr so fremd an wie zu Beginn.  

Einsamkeit gesucht und gefunden - eine wunderschöne Tour abseits der Massen mit Kathrin und Jerome.

Auf dem Blog habe ich noch keine dieser 8 Touren ausführlich dokumentiert. Liegt auch daran, dass es sich um keine exklusiven Gipfelziele handelt. Gut, die waren im oft stürmischen Februar 2022 auch über weite Strecken schwierig zu erreichen. Was ich aber auch sehr stark festgestellt habe, ist dass ich Touren zu den überlaufenen Modegipfeln überhaupt nicht (mehr) mag. Aufsteigen über einen Acker, mit Dutzenden von Leuten rundherum, das sagt mir wirklich gar nicht zu. Über die vom Rummel noch verschonten Ecken schreibt man ja dann logischerweise lieber nicht und geniesst lieber im Stillen. Zuletzt gab's sogar oft hervorragend luftig-fluffigen Powder auf einer kompakten Unterlage in Gebieten, wo es rundherum schon vorwiegend grün war - welch ein Genuss!

Perfekte Voralpenbedingungen, da waren mehrere Runden Pflicht!