Hitzewelle mit stabilem, gewitterfreiem Wetter schon seit einiger Zeit, leider hatte ich sie nicht wirklich für MSL-Touren nutzen können, welche nur bei diesen speziellen Lagen möglich sind - ja sogar mich sogar an einem Tag bei absolut saunahaften Bedingungen anlässlich der ZKM im Indoor-Klettern versucht. Das war für mich aber eine ziemlich frustrierende Erfahrung, gebadet im eigenen Schweiss fühlten sich alle Griffe wie mit Schmierseife bestrichen an, der Grip war bei unternull und es ging einfach rein gar nichts 🥵 Klarer kann man es nicht aufgezeigt erhalten, dass in einer solchen Periode an einer hoch gelegenen, schattigen Wand angegriffen werden soll. Und tatsächlich, mit etwas Geduld war die Gelegenheit da, um mit Local Angie an der steilen Titlis Nordwand zu versuchen. Das Ziel war, die erst kürzlich im 2020 von Tobias Wolf und Michel Meyer erschlossene Size Matters (9 SL, 7c) zu begehen, so weit wie möglich freizuklettern und zu punkten.
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So gefällt es mir die Hitzeperiode wesentlich besser als schweissgebadet und ohne Grip in der Halle. |
Unsere Tour startete um 7.15 Uhr beim üblichen Ausgangspunkt bei der Fürenalpbahn. Zügig liefen wir den uns bestens bekannten Weg hinauf zum Einstieg, welcher sich ca. 30m rechts der Rampe befindet, über welche man für viele andere Touren in die Wand quert. Ein rostfreier BH mit langer Schlinge markiert den Start, zur Zeit unserer Begehung war der Name auch mit einem Stein im belagigen Fels eingeritzt. Nach 1:25h hatten wir diesen Ort erreicht und bereiteten uns im Schatten bei angenehmen Temperaturen auf die Kletterei vor. Ein paar Minuten vor 9.00 Uhr ging es schliesslich los. Wir hatten uns für einen Blockvorstieg entschieden, wobei Angie die ersten 4 und ich meinerseits die folgenden 5 Längen übernehmen würde.
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Der zentrale Teil der Titlis Nordwand mit dem Verlauf von Size Matters (7c). |
L1, 50m, 7b+: Los geht's zwar recht steil, aber griffig und daher moderat schwierig im 6b-Bereich. Etwas bedenklich ist der Abstand von Bolt #2 zu #3, wo ein Grounder absolut drinliegt. Man kann dazwischen eine mobile Sicherung anzubringen versuchen (Cam 0.75, passt eher schlecht, besser evtl. einen mittleren Keil verwenden). Nach einem etwas brüchigen Intermezzo muss dann ein massiv überhängender Wulst attackiert werden. Da hätte es bestimmt auch Optionen mit etwas tieferer Schwierigkeit gegeben, aber die Route führt volle Kanne mittendurch. Die Hauptschwierigkeit ist ziemlich kurz und zwar gut abgesichert, da man aber schon relativ weit oben von gestuftem Gelände ins Steile klettert, ist aufmerksames Sichern geboten. Es muss heftig an kleinen Leisten bei akuter Trittarmut geriegelt werden. Leider ist der Fels ziemlich staubig. Noch dazu waren meine Finger (als Nachsteiger, nach längerem Sichern) nicht wirklich auf Betriebstemperatur und so habe ich hier ziemlich subito das Handtuch geworfen. Ein bisschen schade zwar, aber werten wir das positiv als die nötige Altersweisheit, welche unnötige Verletzungen vermeidet. Nach einem henkligen Exit aus der Crux folgt nochmals einfacheres und auch nicht überall supersolides Gelände zum Stand.
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Seitenblick zum Lochblick - wer sucht, der findet einen Kletterer der Seilschaft, die dort aktiv war. |
L2, 50m, 6b: Gleich aus dem Stand raus wartet die Crux in kompaktem Gelände. Wer sucht der findet die 6b-Lösung, zauberhaft geht's auf! Der Rest der Seillänge bietet leider nicht dieselben, erquickenden Erlebnisse. Erst eine Verschneidung mit etwas brüchigem Fels, dann wird das Gelände graduell einfacher und gestuft, ja sogar beinahe Gehgelände. Etwas Vorsicht ist angebracht, denn auf den Bändern liegen lose Steine und die Sicherungsperson unten steht exponiert in Schusslinie, hat aber keinen Sichtkontakt.
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Ausblick auf L2 (6b), die einen wirklich coolen Beginn hat und dann einfach wird. |
L3, 50m, 7a+: Eine sehr originelle Seillänge, einzigartig! Es stellt sich nämlich eine kompakte Plattenzone in den Weg. A priori ist es schwierig einzuschätzen, wie "machbar" sich dieser Abschnitt entpuppt. Mit etwas Kenntnis vom Titlisfels kann man zwar vermuten, dass die nötigen Leisten schon da sind. Aber es war dann doch noch ein wenig anders wie zuerst gedacht. Anyway, gleich zu Beginn heisst es erst einmal, die grauen Zellen einzuschalten. Die Erschliesser haben sich wohl beim Bohren der Sicherung auch gedacht, dass es gerade hinauf schon gehe - das war/ist ein Irrtum. Nach dieser Passage geht's vorerst recht kommod voran, wie erhofft hat es genügend positive Struktur. Was sich aber ändert: die Schüpplein werden plötzlich klein à la Beastmaker 8mm und man muss die Sequenz sorgfältig zu planen beginnen. Erwähnt sei, dass manche dieser Minischüpplein etwas fragil wirken. Ohne ihnen voll zu vertrauen geht es aber nicht, bei uns hat auch alles standgehalten. Die Crux ist ein Rockover auf einen hohen Tritt, der zwar gut gesichert, aber doch zwingend ist. Adäquate Hüftbeweglichkeit und präzises Schuhwerk mit etwas Downturn machen es sicher einfacher. Recht anhaltend, aber nicht mehr ganz so schwierig geht's zum Stand.
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Die kompakte Wandzone von L3 (7a+) bietet einen sehr langen Abschnitt... |
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...mit echt cooler Crimperei! |
L4, 35m, 7b+: Bis zu dieser Seillänge spielte sich die Route (mit Ausnahme vom kurzen Wulst in L1) auf der gutmütigen Seite der Vertikale ab. Mit Blick nach oben wird klar "das ändert nun". Na gut, erst führt noch ein kurzes Schnafel-Intermezzo zur steilen Wand, welche an ihrem Eintritt dann auch gleich mit der Crux aufwartet. Es handelt sich um einen kniffligen, eher technischen Boulder in leicht überhängender Wand. Mir ist der ziemlich leicht gefallen, schwierigkeitsmässig gefühlt nicht "on par" mit der Passage in L1. Ob das generell gilt, an individuellen Vorlieben oder der Körpergrösse liegt?!? Schwer zu sagen, ich konnte problemlos passieren und die folgenden Henkel erreichen. An diesen geht's im Turnfest-Style bei Anforderungen von maximal im 7a Richtung Stand, wobei die letzten Meter nochmals etwas Entschlossenheit erfordern.
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Einstieg in den steilen Wandteil mit der Boulder-Crux von L4 (7b+). Auch der erste Teil von L5 (7a+) verläuft in dieser Wand, welche hier den Horizont bildet, mehr oder weniger direkt oberhalb der Position des Fotografen. |
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Prima Moves findet man auch im oberen Teil von L4 (7b+). |
L5, 50m, 7a+: In der steilen Wand geht's weiter, mein Apriori-Eindruck von "da haben sich aber auch eher die steilste als die gängiste Variante gewählt" verflüchtigt sich beim Klettern subito. Liegt auch daran, dass das Gestein hier ortstypisch mit formidablen, positiven Henkeln in rauem Fels auftrumpft. Die Passage ist sehr freundlich gesichert, trotzdem gilt es den Weg von Haken zu Haken zu planen. Aufgehen tut wohl jede erdenkliche Sequenz, die Frage ist bloss, wie wählerisch man zu sein hat, um in der Vorgabe von 7a+ zu bleiben. Vermutlich nicht einmal allzu sehr, ist mein Fazit in Retrospekt. Mir jedenfalls gelang es mühelos, auch wenn man vielleicht mal 2-3 Griffe leicht riegeln muss, kommt dann sicher der nächste Henkel, wo man sich wieder Übersicht und Luft verschaffen kann. Man steigt dann in eine seichte Verschneidung aus, das Gelände legt sich zurück und die Schwierigkeiten lassen nach. Man wähnt die Sache schon als gegessen, wie das Gestein zum Ende hin (für den Titlis absolut untypisch) nordwandmässig glatt und mit weissen Flechten übersät wird. Gut planen, ausspreizen, den Füssen vertrauen und kühlen Kopf bewahren heisst es da. Was auch daran liegt, dass sich diese Passage über dem Haken abspielt. Es ist mehr mental als schwierig... aber mit dem nach unten ziehenden Seilgewicht und der Sicherungsperson ausser Sicht- und Hörweite fühlt man sich da unweigerlich etwas auf sich alleine gestellt.
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Auf diesem Foto sieht man das Filetstück von L5 (7a+) mit der überhängenden Henkelei nicht. Gezeigt wird hingegen der etwas einfachere Ausstieg durch eine seichte Verschneidung. Auch das hier für die Location unübliche, nordwandelig glatte Gestein mit den weissen Flecken kann man nachvollziehen. Die etwas heimtückische Abschlusspassage bleibt dann jedoch wieder verborgen. |
L6, 50m, 6c: Der Ausblick verrät, dass die Wand steil (vertikal bis leicht überhängend) daherkommt. Von unten sieht's kompakt und unnahbar aus, aber der Titlis-Kenner weiss um die Henkel, welche sich hier typischerweise präsentieren. Und genau so ist es dann. Zuerst über ein paar Meter gestuftes Gelände geht's ans Eingemachte, wobei hier 3 BH mit kurzem Abstand und auch die schwierigste Passage folgen. Aber dann... werden die Sicherungsabstände weit! De fakto sind es am Ende 8 BH auf die 50m, wobei die ersten drei ja eben nahe stecken. Somit sind die Sicherungsabstände im oberen Teil jeweils ca. 8-10m. Ja, es ist alles gutgriffig und wohl so im Bereich von 6a+/6b. Aber eben doch auch etwas spooky. Man stelle sich eine anhaltende 6b-Hallenroute vor, wo man gerade mal 1 Zwischensicherung einhängen darf (klar ok, ist wegen der dortigen Bodensturz-Gefahr auch nicht wirklich vergleichbar, einfach so rein von den Distanzen her, denke in der Halle kriegt man eher auch schon Muffensausen, wenn man einmal 2 Haken auslassen müsste, hier wären es dann aber eher etwa 5). Kommt noch hinzu, dass man sich den Weg zwischen den in schön gerader Linie steckenden Haken etwas mäandrierend suchen muss, sie oft recht ehrlich angeklettert sein wollen. Und vor allem auch, dass der Fels nicht Premium ist. Griffe zum Ausreissen und Tritte zum Wegbrechen gibt's da sicher manche - natürlich aber auch genügend solides Material, welches standhält. Man verstehe mich nicht falsch, mit der nötigen Erfahrung, einem kühlen Kopf und wissend was man tut ist es nicht so eine Sache, echt gefährlich wohl auch nicht... irgendwie leicht unentspannt aber doch.
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Gutgriffige Kletterei bei weiten Hakenabständen im oberen Teil von L5 (6c). |
L7, 25m, 6c+: Ja, jetzt habe ich im Paragrafen zu L6 so viel getippt, dass mir hier fast nichts mehr übrig bleibt. Denn diese Seillänge unterscheidet sich von der vorangehenden kaum. Bald nach dem Stand folgt die schwierigste und etwas steilere Passage, hier ist auch der Fels schöner/solider und die Absicherung vernünftig. Die oberen zwei Drittel sind dann eben vom in L5 geschilderten Style.
L8, 50m, 7a: Und es folgt gleich nochmals ein Abschnitt, welcher den beiden vorangegangenen sehr stark ähnelt. Auch hier beginnt es in der Tendenz etwas steiler und kompakter, während im oberen Teil erneut wieder Nervenkitzel im "ja nicht stürzen"-Gelände folgt. Die Crux ist etwas unübersichtlich, für einen Moment stand ich da etwas wie der Esel am Berg (bzw. hing an guten Griffen, bevor es wirklich losgeht). Denn irgendwie schien es plötzlich keine tauglichen Strukturen mehr zu haben, viele Alternativen waren denkbar (links, mittig, rechts), aber keine präsentierte sich als optimale Wahl. Sprich, die Intuition streikte für einen Moment und "7a, w.t.f." dominierte die Gedankenwelt. Das hilft aber bekanntlich nicht weiter, mit etwas Geduld fand ich den Schlüssel, alles löste sich prima auf und so war es eben auch nicht schwieriger als 7a. Danach zum Stand hin dann wieder das bekannte runoutige, eher alpin anmutende Gelände.
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Zumindest optisch alpin anmutende Kletterei im oberen Teil von L8 (7a). |
L9, 30m, 7c: Mir schien es, als ob die Erschliesser hier ihrer Route noch einen Schlusspunkt setzen wollten, der sie als taffe MSL-Sportkletterei definiert und nicht bloss einfach eine 7b-Route für jede:n ist. Vom Stand leicht rechts hoch, ein paar Meter neben der nun gewählten Linie hätte sich m.E. schönes, griffiges Gelände gefunden, welches kaum den 9. UIAA-Grad fordert. Aber item, die Route führt leicht nach links und verläuft in (oder zumindest hart an) einem dunklen Wasserstreifen, der sicher nicht immer trocken oder dann etwas staubig-belagig ist. Ein kurzer Bewegungsboulder zum Einstieg führt zu einem Dächli (erste Crux), wo man erst an etwas dubiosen, verkeilten Steinen zerrt und dann an staubigen Schlitzen mantelt. Es folgt eine etwas einfachere Sequenz (ca. 7b) mit leistenlastiger Rési-Wandkletterei, das sind echt coole Moves. Vor der finalen Crux lässt es sich dann recht gut Schütteln und überlegen, was man tun will. Laut Topo gibt es da nämlich 2 Varianten, die direkte (8a) und eine Rechtsschleife (7c). Letztere ist der Weg des geringsten Widerstands und gerade im Onsight sicherlich die logische Wahl. Eine schliesslich doch erstaunlich knifflige, bewegungsintensive Querung führt zu einem Extrabolt und guten Griffen, die einem wieder nach links auf den Direktweg zurückleiten. Ein Tipp an alle, die bis dahin noch keinen Tolggen im Reinheft haben: nicht die Sache auf den letzten Moves noch hergeben... Es ist steil und unübersichtlich, man muss noch 1-2x durchziehen - nicht wirklich schwierig, wenn man weiss was tun, bzw. wo die Griffe sind die anhängen. Mit leerem Tank hat das aber quasi auf dem letzten Meter leider noch Abwurfpotenzial.
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Angie am Schüttler nach der "leistenlastigen Rési-Wandkletterei" im Mittelteil von L9 (7c). Am Seilverlauf erkennt man gut den folgenden (vor Ort absolut logischen) Auskneifer in den Goldstreifen. In voller Auflösung ist auch der nicht geklippte BH der 8a-Variante erkennbar. Er liegt zwar fast im Seilverlauf und von unten denkt man sich zuerst durchaus "den klippe ich dann, auch wenn ich die 7c-Variante mache". Aber das entpuppt sich als komplett unrealistisch... |
Zur 8a-Direktvariante kann ich nicht allzu viel sagen: wie geschrieben leitet einen das Gelände nach rechts, sprich in direkter Linie hat's keine offensichtlichen, tauglichen Griffe und der Klipp des BH der 8a-Variante scheint so etwas zwischen 'proper hard' und 'desperate'. Irgendwie dünkte es mich, dass man nach dem Klipp (für welchen man etwas höher steigen muss als man in der 7c-Variante klettert) wohl doch so schnell und gut wie möglich nach rechts in den Bereich der 7c-Lösung halten würde, um die dort einfach deutlich zahlreicheren und besseren Strukturen zu erreichen, womit sich die 8a aus dem Klipp des schwierig erreichbaren BH ergeben würde. Aber das ist nicht verifiziert und möglicherweise ein Trugschluss - take it for what it's worth. Oder mit anderen Worten: wenn ich die 8a hätte punkten können, so würde mein Text vielleicht ganz anders ausfallen.
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Super fotogen und viel Luft unter dem Bürzel - Angie in L9 (7c). |
Ein paar Minuten nach 16.00 Uhr und somit nach guten 7:00h der Kletterei waren wir am Top. Die Seillängen 2-8 gelangen mir alle gut onsight bzw. flash und am Stand vor der Crux hatte ich mich schon gefragt, ob ich die Chance auf den stilreinen Gesamtdurchstieg mit meinem Verzicht auf vollen Angriff in L1 wegen den noch kalten Fingern zu leichtfertigt verschenkt hatte. Wie gut man mit der logisch gefolgerten Emotion "es ist besser, wenn du die 7c nicht schaffst" klettert, kann man sich ja vorstellen... 🙈 Nein, ich mache nur Spass - natürlich habe ich mein Bestes gegeben und solch doofe Gedanken komplett ausgeblendet. So ganz ohne Kletterspuren war sie mir aber leider zu schwierig für einen Onsight 🤷🏼♂️. Mit noch etwas Tuning der Sequenz schien mir ein RP zwar absolut realistisch. Aber eben doch auch nicht zu 100% gewiss, zudem hätte ich ja dann auch in der 7b+ von L1 noch Nachbessern müssen (was mir ehrlich gesagt da und erst recht jetzt im Nachhinein mehr Bedenken macht/e). Zusammen mit der Tatsache, dass auch die Sonne bald die Wand bestreichen würde, einer durchaus fühlbaren Müdigkeit und vor allem der persönlichen Einstellung, dass man beim Wiederholen von MSL pro Seillänge genau 1 Shot hat und es entweder gleich geht oder dann halt nicht, wurden allfällig aufkeimende Ambitionen auf "mehr" wieder verworfen.
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Im Exit aus L9 (7c) warten noch 1-2 athletische Moves mit Abwurfpotenzial 😲 |
Somit seilten wir ab. Im Vergleich zur jüngsten Erfahrung in Land ohne Herren war das in der Size Matters bloss ein Kinderspiel (eine in der LoH agierende Seilschaft brauchte tatsächlich ein Mehrfaches an Zeit für das Abseilen wie wir). L9 ist deutlich überhängend und erfordert etwas Pendelschwung, das passt aber gut. Ebenso sollte man in L5 ein, zwei BH einhängen (da die Länge oben seitlich quert und unten überhängend ist). Die restlichen Stände sind gut erreichbar, im unteren Teil ist sogar eher die Seilpflege und Umsicht wegen ausgelöster Steine das dominierende Thema. Während in der Wand durchaus angenehme Temperaturen geherrscht hatten (kurze Hose, T-Shirt, manchmal das Jäckli zum Sichern, sogar beim Klettern blieb es mal an), konnten wir uns zurück beim Einstieg sogar genussvoll und ohne gleich versengt zu werden in die Sonne setzen. Nach einer gütlichen Pause machten wir uns an den zügigen Abstieg - das war es wohl mit der Titlis-Saison 2023, but we'll see.
Facts
Titlis Nordwand - Size Matters 7c (bzw. 8a, ca. 6c obl.) - 9 SL, 390m - Wolf/Mayer 2020 - ***;xxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, evtl. Cam 0.3-0.75 oder Keile für L1
Zur Zeit noch wenig bekannte und begangene Route durch einen zuvor noch unerschlossenen Wandbereich zwischen der Piccola Spada und dem Lochblick. Wir waren sehr gespannt auf dieses Unternehmen, welches sich auf laut den Einstufungen auf dem Papier in einer ähnlichen Kragenweite wie die Land ohne Herren abspielen könnte. Diese Erwartung wurde nicht ganz erfüllt: die Route ist deutlich weniger steil als die beliebten Unternehmungen à la Süpervitamin und Land ohne Herren im linken Wandteil. Überhängend-athletische, eindrücklich steile Henkel-Ausdauerkletterei findet man nur in Teilen von L4 und L5 sowie in L9. Auf weiten Strecken ist die Kletterei in der Size Matters sogar erstaunlich einfach, die schwierigen Stellen sind meist kurze Bouldersequenzen. Auch wenn sich die Route lohnt und mir einen tollen Klettertag beschert hat, wird sie sich kaum als die erste Adresse etablieren, auf welche man an dieser Wand aspiriert. Die Absicherung mit rostfreien BH ist an den schwierigen Stellen (ab ca. 6c) prima und im xxxx-Bereich einzuordnen. Im einfacheren Gelände sind die Abstände aber dann schon deutlich grösser und man könnte eindrückliche Flüge hinlegen, wenn man zur Unzeit einen Fehler macht oder ein Griff/Tritt ausbricht (dass einem an den dortigen Henkeln die Kraft ausgeht, ist hingegen eher unwahrscheinlich). Weil die Wand da meist steil ist, wären solche weiten Stürze aber hoffentlich folgenlos. Item, dort würde ich die Absicherung noch maximal auf Stufe xxx einschätzen. Hinzu kommt, dass das Gestein dort dann auch nicht immer bombig, zumindest aber noch sehr unabgeklettert ist. Für umsichtige, alpin erfahrene Kletterer passt das schon, aber [...]. Laut dem Topo der Erschliesser (siehe unten) werden keine mobilen Sicherungen empfohlen. Dem kann ich beipflichten, denn gute Placements gibt es (v.a. dort wo es nötig schiene) kaum. Wir hatten ein paar Cams am Gurt, ausser in der im Text erwähnten Stelle in L1 haben wir jedoch nix gelegt.
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