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Mittwoch, 5. März 2025

Nasenlochplatte

Die Nasenlochplatte ist ein neues Sportklettergebiet am Gonzen, welches sich links vom bereits länger bestehenden Sektor Erzhus befindet. Wobei die eigentlich namensgebende Route im Grad 7b+ schon vor langer Zeit im Jahr 1989 eingerichtet wurde. Sie fristete aber ein einsames und verlassenes Dasein, bis Daniel Benz vor rund zwei Jahren mit dem Einrichten von weiteren Routen begann und das Original sanierte. Inzwischen ist die Erschliessungsphase beendet und es stehen 13 Routen mit Schwierigkeiten von 7a bis 8a+ zur Verfügung. Ein kleines Mosaiksteinchen in der Geschichte dieses Gebiets konnte ich beitragen, darum hier ein Beitrag darüber.

Übersicht vom Gonzenmassiv, die Nasenlochplatte rechts am Wandfuss lokalisiert.

Am Fuss dieser Wand stand ich schon mehrmals, daran geklettert bin ich aber nur ein einziges Mal am 19. Januar 2025. An einem milden Wintertag waren wir eigentlich zum MSL-Klettern angerückt, was jedoch schliesslich durch ein Paar fehlende Kletterfinken vereitelt wurde. Der Plan B bestand darin, dass Daniel mal schnell nach Hause geht (immerhin befindet sich dieses in Sichtweite) und diese holt, während ich am fixierten Seil bereits einmal den namensgebenden Gebietsklassiker Nasenlochplatte (7b+) ausbouldern würde. Diese steilplattige Route fordert mit trickreicher Kletterei an vielen Unter- und Seitgriffen, selbstverständlich kommt auch der Fussarbeit ganz wesentliche Bedeutung zu. Die Lösungsfindung dauerte ihre geraume Zeit, denn die Route ist 35m lang, die Sache ist sehr komplex und der Möglichkeiten unzählig viele.

Fantastischer Ausblick aufs Heidiland im Zustieg. An der Wand gibt's den ganzen Tag Sonne satt!

Ich war noch mit dem letzten Abschnitt beschäftigt, als Daniel bereits wieder die letzten Meter zur Wand hinaufstieg. Dabei hatte er daheim sogar noch eine Kaffeepause einlegen müssen, um den E-Bike-Akku mit der nötigen Energie für die zweite Auffahrt zu versorgen. Der Standard-Zustieg für ihn und somit auch für mich startete direkt ab Sargans mit dem Bike, man kann aber per PW bis zum P.731 am Eingang vom Staatswald fahren. Ab dort dann per Pedes oder alternativ zeit- und kräftesparend mit dem Bike bis P.1109. Von dort zum Cholplatz und auf dem Weg zur Gonzenleiter Richtung NE. Am bequemsten zur Wand geht's auf dem alten Erzweg (dessen Abzweigung nicht so offensichtlich ist), alternativ über 40hm in Falllinie im Freestyle Modus über Wald und Geröll zum Einstieg auf ca. 1260m. Ab dem Bikedepot sind es ca. 15-20 Minuten Gehzeit, vom P.731 je nach Fitness und Gehtempo eine mehr oder weniger knappe Stunde (530hm).

Los geht's!

Sodann hatte ich gleich meine Gelegenheit, meine Beta in einem Toprope-Go der Prüfung zu unterziehen. Diese fiel positiv aus - der Durchstieg gelang. Damit konnte ich es natürlich nicht gut sein lassen. Nachdem Daniel in seinem Projekt Shalom Alechem (8a) gebouldert hatte, galt es sich ans scharfe Seilende zu binden. Eigentlich musste ich ja nur nochmals exakt dasselbe Programm ausführen. Aber einfacher gesagt als getan! Und bei solch fusslastigen Routen ist halt der Vorstieg doch nochmals eine Runde fordernder. Zwar ist die Route gut abgesichert, manch eine schwierige Passage befindet sich aber doch zwischen den Haken. Im Vorstieg will/braucht man einfach ein bisschen mehr Kontrolle und Marge. Und der zusätzliche Anpressdruck an der Sohle kommt halt von mehr Zudrücken an den Griffen und mehr Spannung im Körper, was sich über die gesamte Kletterstrecke an zusätzlicher Ermüdung aufsummiert. Doch es ging gut auf - bis auf einen Klipp, der sich leider nicht wie gewünscht ausführen liess. Doch ich konnte den Schalter auf "vorwärts" umlegen und im Glauben daran weiter moven, das Seil irgendwie später vielleicht noch in den Karabiner zu kriegen. Das gelang, ebenso der Durchstieg und damit war die mutmasslich dritte Begehung der Nasenlochplatte (7b+) in den Büchern.

Fantastische Kletterei, es sind viele Unter- und Seitgriffe zu bedienen.

Später betätigte ich mich noch rechts in der Schuppenklinge (7a). Eine glatte Stelle mit nur ein paar kleinen und scharfen Kratzern forderte meinen ganzen Geist und viel vom Können. Aber es ging, der Rest der Route präsentiert sich ein bisschen gängiger. Erst vor Kurzem frisch eingebohrt worden war das zu diesem Zeitpunkt noch namenlose Projekt rechts davon. Während dem Ausräumen konnte ich dieses nicht nur begutachten, sondern auch gleich noch eine Putzaktion durchführen. Daniels erster Versuch führte dann nicht gleich zum Rotpunkterfolg, trotzdem erteilte er mir die Freigabe, bei meinem Go auf Durchstieg angreifen zu dürfen und mir so potenziell die formelle Erstbegehung abholen zu können. Die knifflig-heikle Crux - auch hier an scharfen Kratzern, minimalen Fusstritten und mit einem Abschlussdyno in einen Henkel - ging mir gerade auf. Nun hiess es nur noch, sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen zu lassen. Der Rest der Route ist (für das Gebiet) vergleichsweise gutgriffig, hält aber trotzdem noch ein paar Herausforderungen bereit. Aber es gelang und so war das in der Einleitung erwähnte Mosaiksteinchen in der Geschichte des Gebiets eben beigebracht. Als Name passte Clean Service hervorragend - ein sauberer Service von Daniel, mir diese Route bis auf den letzten Feinschliff beim Putzen so zur Verfügung zu stellen. Die Schwierigkeit dürfte sich auch so im Rahmen einer 7a bewegen.

Griffgrösse in der Crux von Clean Service (7a): klein, scharf, full crimp!

Das war es für diesen grandiosen Wintertag. Wobei man sagen muss, dass diese an der Nasenlochplatte wirklich vergleichsweise sehr lange dauern. Aufgrund der freien Lage scheint die Sonne von deren Aufgang bis zur Verabschiedung am Grat vom Hüenerchopf wirklich den ganzen Tag, ohne Einschränkung durch Bäume oder andere Schattenspender. Hinzu kommt die Höhenlage auf 1260m in einer zusätzlich sowieso nebelarmen Gegend, so dass das feuchte Grau relativ selten ein Thema ist. Bei Schneelage bis ins Tal eignet sich das Gebiet natürlich nicht. Das ist aber selten der Fall, die sonnige und föhnexponierte Gonzenflanke ist normalerweise rasch aper. Im Winter 2024/2025 waren es (bisher) total nur ca. 2 Wochen, in welchen zu viel Schnee für bequeme Kletterei an der Nasenlochplatte lag. Wenn man nicht gerade wie Daniel am Fuss des Berges wohnt, so kann man mit der sehr guten Webcam vom Pizol zudem bestens prüfen, wie die Verhältnisse sind.

Daniel in der Toproute Stilles Geschrei (8a+). Die Kletterei wie in einer Rätikon-Toptour!

Facts

Gonzen / Sektor Nasenlochplatte / 13 Routen von 7a bis 8a+

Der Sektor bietet schöne senkrechte Wand- und Steilplattenkletterei in gutem, oft rauem, teils aber auch strukturarmem Fels. Es sind eine gute Klettertechnik, einwandfreie Fussarbeit, Fingerkraft und Körperspannung nötig. Oder mit anderen Worten: die Routen bieten dieselbe Art von Kletterei, wie man sie auch in den Rätikon-Toptouren findet, es ist ein ideales Trainingsgebiet dafür. Die Absicherung mit rostfreien Bohrhaken ist gut, die Abstände sind mit dem Zollstock betrachtet absolut in der Klettergartennorm. Die schwierigsten Stellen liegen aber oft zwischen den Haken, welche einem bei dieser Art der Kletterei oft weiter voneinander entfernt vorkommen, als sie es tatsächlich sind. Hier geht's zum Topo von Daniel (welches auf der Grundlage des SAC-Führers von Thomas Wälti gezeichnet wurde). Vielen herzlichen Dank für deine Arbeit am Fels und am Computer, sowie natürlich für den geschenkten First Ascent.