Als wir im September 2017 die My Darling kletterten, waren wir vollauf begeistert. Von der Wand, der schönen sonnigen Lage und der genialen Kletterei. Schon im Aufstieg schweiften unsere Blicke immer wieder nach links in den noch unerschlossenen Wandbereich und Gedanken an eine Erstbegehung keimten auf. Beim Abseilen erhielten wir dann einen detaillierten Einblick. Tatsächlich, hier gab es über weite Strecken hervorragende, saubere Risse, welche zum Klettern nur so einladen. Gut, einige nicht ganz triviale Wandstellen dazwischen schienen auch vorhanden, aber das sollte uns nicht abhalten. Wo sonst in der Schweiz hätte man ein solch geniales Projekt mit kurzem Zustieg und toller Lage finden können?!? Ich glaube (fast) nirgends...
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In der cleanen Piazverschneidung von L6 (6a+). Die Route führt an der Rissspur oberhalb des Kletterers weiter. Der Ausstieg befindet sich am steilen Schiffsbug, welcher den Horizont markiert. Yay!!! |
So kam es, dass wir nach Hause fuhren, dort die Säcke packen und uns praktisch umgehend wieder auf den Weg nach Süden machten. Wenn die Paranoia über eine im letzten Moment weggeschnappte Erstbegehung einmal zuschlägt, dann gibt's kaum eine Unannehmlichkeit zu viel. Früh, ja für die Parete eigentlich komplett unvernünftig früh fuhren wir los. Beim Einbiegen auf die Bergstrasse nach Citto passierte es. Ein Wagen mit Tessiner Nummerschildern war Sekundenbruchteile schneller als wir, wir hatten nur noch Startnummer 2. Die beiden Typen sahen doch wie Kletterer und somit Konkurrenten aus?!? Wir malten uns bereits aus, wie wir die beiden im Zustieg distanzieren müssten - beim Gewicht unserer Säcke allerdings kein einfaches Unterfangen. Das Problem löste sich in Luft auf, als der Subaru eine andere Abzweigung wählte. Somit ging's beruhigt und ohne zu hetzen auf den Zustieg. Jedoch nur, bis sich auf diesem unzweifelhaft frische Fussspuren entdecken liessen. Ja gopelletti, würde uns jetzt tatsächlich noch jemand zuvorkommen?!? Schliesslich zeigte sich, dass es nur ein Wanderer war. So kamen wir (immer noch frühmorgens) an der Wand an und fanden den angepeilten Bereich tatsächlich genau so jungfräulich, wie wir ihn spätabends davor verlassen hatten. Aus objektiver Sicht mag man da wohl ironischerweise bemerken "welch eine Überraschung!".
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Super schönes Ambiente über den grünen Tessiner Kastanienwäldern in einem ruhigen Seitental. Hier L4 (7b). |
Sogleich, also nein eher nach längerer Zeit, nachdem wir alles nötige Material organisiert hatten, machten wir uns auf den Weg. Trotz der teils schwierigen Kletterei nahe meines persönlichen Limits erzielten wir einen ganz guten Fortschritt - die vielen Abschnitte, welche sich mobil absichern liessen, kamen uns dabei natürlich sehr entgegen. Somit gelang es uns, die Linie in zwei langen Bohrtagen komplett zu erschliessen. Beide Male reizten wir das Tageslicht dabei bis zum allerletzten aus. Beim ersten Mal hatten wir dummerweise ob all dem vielen anderen Material nicht an die Stirnlampen gedacht. Als es dunkel wurde, kam natürlich prompt etwas Beklemmung auf, denn schliesslich ist man ja doch immer etwas verloren, wenn das Tageslicht plötzlich schwindet. Erst recht, wenn man noch irgendwo oben in einer Wand hängt und den Rückweg durch dunkle Tessiner Wälder angehen muss. Der Ingenieur hat für eine solche Situation natürlich eine Notlösung parat. Sie bestand darin, das Smartphone auf den Helm zu tapen. Funktioniert (bei gewisser Gefahr für eine Nackenstarre) ganz leidlich, zumindest solange der Akku hält. Noch glücklicher kann sich schätzen, wer die richtigen Partner auf seiner Seite weiss. Nach dieser Geschichte bin ich nun stolzer Besitzer eine
Petzl Actik Core. Dies ist definitiv die beste und leuchtstärkste Stirnlampe, welche ich bisher besessen habe, mit einem Gewicht von nur 82g ist sie eigentlich nie zu schwer zum mitnehmen und das Konzept mit einem Akku, welcher auch durch drei handelsübliche AAA-Batterien ersetzt werden kann, überzeugt vollauf - herzlichen Dank an Bächli Bergsport! Schon erstaunlich, wie viel gelassener wir beim zweiten Mal das Eindunkeln über uns ergehen lassen konnten. Somit schützt die Stirnlampe eben nicht nur wegen dem Licht, sondern auch durch das Verringern der Hast vor dem Eindunkeln.
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Auf dem Rückweg durch die dunkeln Tessiner Wälder. Wenn da nur nicht noch ein paar Geister hausen! |
Somit war die Route komplett erschlossen und es wartete "nur noch" das Freikletter-Business. Am zweiten Bohrtag hatten wir uns bereits die Mühe genommen, die schwierigsten Stellen genau zu begutachten. Glasklar war, dass es sich um eine für unsere Fähigkeiten harte Nuss handeln würde. Während Adi den Eindruck hatte, hier nur mit grossem Projektieraufwand zum Erfolg zu kommen, war ich etwas optimistischer. Mit etwas Glück würde ich L1 gleich packen und die schwierigste Einzelstelle gleich zu Beginn von L2 liess immerhin mehrere Versuche ohne allzu grossen Zeitaufwand zu. Vorausgesetzt, dass nach dieser Stelle noch etwas Reserven in Bezug auf Kraft, Haut und Zeit vorhanden wären, schien mir ein Durchstieg realistisch - die oberen Längen sind zwar auch nicht gerade trivial, aber mit dem Wissen wie es geht für mich doch im machbaren Bereich. Weil die Gelegenheit gerade günstig war, trat ich dann bereits zwei Tage später mit Kathrin die Reise an die Parete Val d'Iragna an. Ganz optimal war dies nicht, der zweite Bohrtag hatte meine ganzen Kräfte und einen wesentlichen Teil der Fingerhaut gefordert, zudem war ein sonnig-warmer Herbsttag angesagt, was die Farbe der Fingerkuppen umso schneller in Richtung rosarot treiben würde. Trotzdem, es nicht zu versuchen wäre töricht gewesen und tatsächlich konnte ich das Projekt abschliessen. Bis wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten, war erneut die Dunkelheit hereingebrochen. Natürlich waren wir nicht ganz so früh aufgebrochen, dann hatte die Kletterei und die nötigen Pausen dazwischen Zeit gefressen und was vom Tageslicht noch übrig geblieben war, wurde in letzte Putz- und Einrichtungsarbeiten investiert. Während ich 2 Tage zuvor beim Bohren mit dem Gefühl des "grössten Dursts aller Zeiten" abgestiegen war, schien mir dieser nur gleich nochmals gesteigert. Dummerweise mussten wir bei der ersten Gelegenheit wegen verkehrstechnischer Umstände (und eigener Unterlassung) für frische Getränke bis ins Urnerland fahren, so wurden wie bei zweiter Gelegenheit bereits in Biasca fündig - prost!
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Eine weitere Impression aus der Route, dieses Mal das Finish der tollen L5 (6c). |
L1, 45m, 7b+: Der Auftakt in diese Seillänge ist moderat schwierig und da man Cams legen kann, braucht's ziemliche Sperberaugen, um vom Einstieg den ersten BH zu lokalisieren. Wobei, darüber wo man durchklettert, gibt's eigentlich keine Fragezeichen. Dann steilt sich die Wand bereits auf, an einigen Seitgriffschuppen gilt's da schon ernst. Zwei Bolts, dann ein "crucial placement" für einen 0.3er-Camalot. Etwa 1-1.5m rechts-unten-aussen lässt sich auch noch ein Rock 4 (oder BD Stopper 7) gut legen - ich habe das nur beim allerersten Mal gemacht, d.h. es geht auch ohne, ist aber bereits etwas kühn. An ein paar Henkeln kommt man zu einem letzten Rastpunkt, bevor es mit der gebolteten Crux ernst gilt. Erst gilt's an Seitgriffen den Druck auf die Reibungstritte zu bringen, wo diese auslaufen folgen ein paar klitzekleine Leisten (so à la Beastmaker 6mm), welche direkt in eine heikle Mantle-Sequenz an Slopern überleiten - supercool! Zuletzt dann noch auf dem Band einige Meter nach links.
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Blick vom Einstieg auf L1 (7b+), die hier sichtbare erste Hälfte ist noch nicht allzu schwierig (<=6c). |
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In der Schlusswand darf man dann seine "Crimp Strength" und seine Technik zum Einsatz bringen. Immer noch L1 (7b+). |
L2, 25m, 7c+/8a: Nachdem man einfach 3m hinaufgestiegen ist, gilt's sogleich ernst. Die folgende Wandstufe ist leider nur mit ein paar Miniatur-Crimpern und schlechten Tritten ausgestattet. Aber es geht, für mich fühlt sich das an der Grenze des Menschenmöglichen an. Logo, ist es natürlich nicht, aber dass man an solchen Strukturen noch durchkommt ist schon erstaunlich. Die Bewertungsfrage bleibt somit ein Stück offen. Einfacher wie 7c kann das eigentlich kaum sein, nachdem wir es konnten, auch kaum schwierger wie 8a. Ich bin jedenfalls auf die Einschätzung von Spezialisten für diese Art der Kletterei gespannt. Nun denn, nach dem Einstiegsboulder hat man die Länge noch nicht im Sack. Die geniale Passage an der charakteristischen Quarzader erlaubt nochmals etwas Durchschnaufen vor dem kräftigen Finale. Der Fels bietet hier zwei herausstehende, vertikale und ziemlich glatte Kanten, an welchen man sich knifflig in die Höhe arbeiten muss. Wer zuhause einen freistehenden Kühlschrank hat, der könnte jedenfalls schon einmal an einem ähnlichen Objekt eine Übungsanlage finden (Sitzstart, please!). Zum Schluss gibt's in dieser Länge dann noch eine athletische Linksquerung an Slopern und ein paar Leisten - jedenfalls nach meinem Empfinden eine affengeile Länge mit total abgefahrenen Moves. Gneiskletterei par Excellence, so wie für die umliegenden Klettergärten (z.B. Claro) typisch.
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L2 (7c+/8a) ist ein absoluter Knaller und bietet Gneiskletterei par Excellence. |
L3, 30m, 6c+: Relativ gemütlich geht's los, für einmal an richtig guten Griffen und bequemen Tritten. Über den zweiten Haken ist's mal kurz etwas kniffliger, die Crux folgt an der finalen Wandstufe auf das bewachsene Zentralband hinauf. Hier stand ich bei der Erstbegehung kurz etwas ratlos herum und stellte mir die Frage, wie man dieses Stück wohl am wenigsten unangenehm erledigen könnte. Überall hingen von oben herab üppig Erika-Stauden und ein Durchkommen erschien fraglich. Nachdem die Passage nun jedoch gesäubert und geputzt ist, geht's ganz kommod. Die Wandstufe bietet dann allerdings doch noch einen powerigen Einzelzug, gar nicht so trivial. Dann rüber zum Baum, rauf aufs Band und nach links zum Stand.
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L3 (6c+) ist mit dem Ausstieg aufs Zentralband nicht besonders fotogen, hat aber an ihrem Ende noch einen giftig-schönen Einzelzug. In der Route haben wir keine Fliegenpilze gefunden, auf dem Zustieg aber dafür unzählige. |
L4, 30m, 7b: Als Wiederholer steht man möglicherweise vor dieser Seillänge und fragt sich, warum zur Hölle die Querung an die Kante. Die Antwort: weil die Kletterei viel besser ist. Bei der Erstebegehung standen wir nämlich vor der Entscheidung, die Verschneidung gleich ob dem Stand anzupacken, oder eben kühn die Kante zu versuchen. Nachdem die Verschneidung selbst noch etwas feucht war (was wohl häufig der Fall ist) und man wegen etwas Flechten und Moos erheblich hätte putzen müssen, wollte ich die Kante probieren. Vorsichtig (schliesslich steckte ja noch kein BH) tastete ich um die Ecke und ja, da schienen Griffe zu sein. Also wurde heikel aus der offenen Tür der erste BH gesetzt und tatsächlich, der Move um die Kante war gar nicht so schwierig und nachher folgte beste Wandkletterei an coolen Leisten. Weiter oben dann eine zweite Entscheidung: henklig übers Dach, an den Riss im Winkel oder rechts in der Wand bleiben. Hier fiel die Entscheidung auf letzteres, weil mir die Schuppen im Dachwinkel etwas gar zu hohl tönten - ich fühle mich einfach sofort unwohl, wenn ich an einer grossen Struktur ziehen muss, welche nicht zu 100.00% standhält. Die Wand rechts geht denn auch tatsächlich bis auf einen einzigen Move gut. Doch diese knifflige Bewegung macht die Länge zur 7b. Die Lösung aufzudecken wäre übrigens fast ein Verrat... Hat man sich die henklige Verschneidung dann geschnappt, warten noch ein paar Genuss-Moves hinauf zum Stand an einer soliden Eiche, wobei hier mit dem Camalot 3 (oder grösser) für Absicherung gesorgt sein will.
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Blick von unten auf die tolle Wandkletterei in L4 (7b), wo Adi kurz vor dem entscheidenden Schlussmove ist. |
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Der Ausstieg in L4 (7b) zum Stand dann an dieser griffigen Schuppe, mit einem Camalot 3 (oder grösser) selber abzusichern. |
L5, 35m, 6c: Der Blick hinauf offenbart eine kühne Risslinie, wow! Die ersten Meter gehen dabei einfacher wie gedacht, hier lässt sich vor allem kleines Gear legen. Eine kurz plattige Querung an einen parallelen Riss erfordert dann mehr, bevor man entlang der griffigen Schuppe (mittleres Gear) unter das Dächli gelangt. Wie ein gestrandeter Walfisch habe ich das erste Mal den Mantle auf den Absatz links geklettert - noch ohne den BH zu setzen. Als ich dann oben war, schien mir ein BH fürs sichere Weiterklettern und insbesondere für den Nachsteiger doch zwingend. Nun die Preisfrage, setze ich ihn so hoch, dass er erst nach dem Walfisch-Mantle zu klippen ist oder doch tiefer?!? Im Nachgang habe ich diese Anekdote hier und da erzählt und interessant ist vor allem, wie unterschiedlich die Ansichten sind. Von "wenn du es selber ohne BH geklettert hast, dann darf man nicht vorher klippen können" bis zu "fang jetzt nicht auch noch wie viele andere an, die Leute zu verarschen" war da die ganze Bandbreite dabei. Ähm ja, man kann den Haken jetzt übrigens schon vor dem Mantle klippen und beim zweiten Mal habe ich auch eine bessere Methode wie den Walfisch herausgefunden. Danach geht's hinauf an die Flosse, bevor eine weitere, charakteristische Passage folgt, nämliche die Traverse am "Fingerboard". Warum es so heisst, klärt sich dann vor Ort. Für ganz zuletzt ist's praktisch, wenn man noch einen 0.4er-Cam (ich behalte mir jeweils den auf) am Gurt hat, der 0.5er würde bei jenem Placement auch passen.
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Der Blick vom Standplatz hinauf auf die coolen, cleanen Risse von L5 (6c) - naja, so gut auch wieder nicht sichtbar... |
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Die Schlusspassage jener Seillänge am "Fingerboard" (L5, 6c). |
L6, 25m, 6a+: Nun wartet die coole Piaz-Verschneidung - irgendwie mein Anti-Style, aber trotzdem standen wir bei der Erstbegehung hier und es gab kein zurück. Den Bohrer konnte man allerdings getrost zurücklassen, denn dass hier perfekt mit Klemmgeräten abgesichert werden kann, war ja mehr als offensichtlich. Zu meinem Glück war die Kletterei nicht allzu schwierig. Wer nur ein Set Cams dabei hat, der sollte sich die auf dem Topo angegebene Sequenz (0.75; 2; 3; 1) zu Herzen nehmen, im Prinzip könnte man auf diesem Abschnitt jedoch auch die Lagerhaltung von einem ganzen Bergsportgeschäft versorgen. Das Finish dann steil und athletisch an Henkeln - es ist übrigens cooler, wenn man's direkt klettert, der Umweg rechts herum ist nicht einfacher und vor allem einfach auch mühsamer. Wie viele diesen Tipp beim ersten Mal beherzigen werden?!? Wahrscheinlich niemand, ich hab's auch erst herausgefunden, nachdem ich es im Toprope einmal ausprobiert habe.
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Der Blick von oben auf das einfachere zweite Drittel der tollen Piazlänge L6 (6a+). |
L7, 30m, 7a: Diese Seillänge kann durchaus etwas Bammel verursachen. Der Riss schwingt sich überhängend in den Himmel und Bolts stecken keine. Ist jedoch auch nicht nötig, das man hier wiederum seine ganze Habe an Cams versenken kann (und darf). Auf den ersten Metern gibt's einige unglaubliche Henkelschuppen und einen fetten Untergriff, so dass es schliesslich gar nicht so schwierig ist. Erst am Ende wartet dann ein zwingender Faustklemmer und ein paar tricky Moves, um den Riss zu verlassen. Das erste Mal kam mir dies sehr schwierig vor, vermutlich ist's jedoch eher eindrücklich als hart. Beim Durchstieg ging's dann leicht vor der Hand - hier konnte ich endlich auch das erste Mal meine Splitter Gloves einsetzen. Es gibt im Wesentlichen zwei Produkte, nämlich die deutlich dickeren, weniger Gefühl vermittelnden von Ocun und die deutlich filigraneren von Outdoor Research, welche ich von
Bächli Bergsport erhalten hatte (herzlichen Dank!). Irgendwie ist die Sache durchaus etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings auch deutlich weniger schmerzhaft und die Reibung ist mit Garantie deutlich besser. Naja, nach diesem Werbespot fokussieren wir vielleicht nochmals auf die Route, welche im letzten Abschnitt nochmals athletische Wandkletterei mit einer fordernden Linksquerung und eine abschüssige Ausstiegsplatte bietet. Dann schwingt man sich über die Kante, geht wenige Meter aufwärts und hat es GESCHAFFT!!!
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Die Splitter Gloves erleichtern die Faustklemmer in L7 (7a). Da es nur wenige sind, muss man nicht zwingend welche mitführen. |
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Kathrin attackiert im "Juggy Crack" am Beginn von L7 (7a). Foto: H. Tobler |
Für den ersten Abseiler ist es deutlich günstiger, den Ausstiegsstand der My Darling zu nutzen. Von dort geht's 1 Seillänge runter, danach kann man 2 Strecken am Stück machen. Es sei erwähnt, die Verhänger-Gefahr ist nicht null - bei uns hat's bisher aber immer ohne geklappt. Andernfalls käme man halt nochmals in Genuss der tollen Risslänge (d.h. L5). Nun geht's vom Baum gerade runter aufs Band. Dort quert man am Fixseil hinüber zur Abseilmöglichkeit am Zwischenstand der My Darling. Es folgen noch zwei Strecken, bis man wieder Boden unter den Füssen hat. Anders als der Autor werden es die meisten wohl schaffen, den Abstieg bei Tageslicht zurückzulegen. Weil wir das erste Mal im Schein der Handy-Taschenlampen kurz etwas Mühe hatten, den horizontalen Pfad zurück zu den zerfallenen Ställen aufzugreifen, haben wir dort nun ein paar schöne Steinmänner gebaut. Ich hoffe, sie sind noch dort - und wenn nicht, so ist's bei Tageslicht eh kein Problem. Den Tipp mit der Tankstelle in Biasca für die ganz durstigen habe ich ja bereits erwähnt. Für jene, welche hingegen noch überschüssigen Strom im Bizeps haben, gibt's 50m über dem Parkplatz in Citto auch noch einen Klettergarten mit ca. 17 Routen von 5b-7c, Namen und Schwierigkeitsgrade sind am Fels angeschrieben. Viel Spass am Moven im Tessiner Gneis!!!
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Happy Alpinist reaching the top after the First Free Ascent! Foto: H. Tobler |
Facts
Parete Val d'Iragna - Baci dal Nord 7c+/8a (6c obl.) - 7 SL, 220m - Dettling/Waibel 2017 - ****;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, 1 Set Cams BD C4 0.3-3, evtl. Keile und 0.4-1 doppelt
Vorwiegend steile, athletische und kaum plattige Kletterei in sehr gutem Gneis, der auch zur Zeit der Erstbegehung nur an ganz wenigen Stellen brösmelig oder flechtig war. Die Kletterei zieht sich entlang einer logischen Linie an Rissen, verbunden mit anspruchsvoller Wandkletterei dazwischen. Letztere markieren die Schlüsselstellen, welche mit abgefahrenen Bouldermoves gemeistert sein wollen. Die etwas leichteren Splitter Cracks sind alle sauber, kaum bewachsen und hervorragend mobil abzusichern. So stecken denn in diesen Risspassagen auch keine Bohrhaken. Die nicht mobil absicherbaren Wandstellen sind mit A4-Inox-BH gut ausgerüstet. Inklusive der absolut zwingend einzusetzenden mobilen Sicherungen erreicht man einen Standard von xxxx bzw. gut+. Wer sich an die Placements im Topo hält, seinen Klemmgeräten vertraut und die Risse nicht übersichert, kommt wie der Autor mit 1 Set Cams von 0.3-3 durch. Wer möchte, kann problemlos auch ein zweites Set verbauen, Keile sind ebenfalls hier und da einsetzbar. Die Parete Val d'Iragna ist exakt nach Süden ausgerichtet und trocknet schnell - hier sollte man auch nach intensiven Tessiner Regenfällen bald wieder attackieren können. Während es im Sommer ausser bei bewölktem Himmel oder nach Ausbruch der nächsten Eiszeit sicherlich zu warm ist, kommen die Vorzüge der Wand vor allem in der kälteren Jahreshälfte zum Tragen. Selbst in der Zeit um Weihnachten hat die Route von ca. 8.45 Uhr bis 13.30 Uhr Sonne, einen Monat früher oder später bleibt die Sonne dann bereits bis um ca. 15.00 Uhr. Das
PDF-Topo zur Route kann man
hier runterladen.