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Freitag, 10. Januar 2020

Jahresrückblick 2019

Jetzt ist das 2019 auch schon wieder rum. Somit also Zeit, um traditionell auf das vergangene Kletterjahr Rückschau zu halten und die markantesten Eckpunkte nochmals Revue passieren zu lassen. Ganz kurz zusammengefasst liest sich das Fazit wie folgt: ruhmreiche Touren mit grosser Aura oder mit Ernst und Risiko behaftete Aktionen im Hochgebirge gab's fast keine. Dafür viel Kletterspass mit der Familie und Freunden, sei es auf MSL-Routen, beim Sportklettern am Fels, an Wettkämpfen oder dem dafür nötigen Indoor-Training. Als Dekoration fehlen ein paar lässige Tage in Schnee und Eis trotzdem nicht - wer's genau wissen möchte, möge weiterlesen.

Sportklettern

Rein quantitativ ist das 2019 mein bisher erfolgreichstes Sportkletterjahr überhaupt. Mir gelangen 178 Routen >=7a, nämlich: 2x 8b, 7x 8a/+, 23x 7c/+, 54x 7b/+ und 92x 7a/+. Das ist mehr als im sehr erfolgreichen 2018. Zugleich gelang mir endlich die Devi (8a) auf der Galerie, für welche ich lange Jahre nicht genug Saft hatte. Somit liegt der Schluss nahe, dass ich mich in der Form des Lebens befinde. Subjektiv macht es mir zwar nicht immer diesen Eindruck. Das liegt wohl einerseits an der Verschiebung der Perspektiven. Egal auf welchem Niveau man klettert, es gibt immer noch eine nächste Route, die gerade ein bisschen zu schwierig ist und genug Strom hat man auch nie ;-) Weitere Highlights des Sportkletterjahrs sind natürlich unsere Trips ins Tessin, die Vogesen, nach Chamonix, ins Engadin, nach Briançon, Kalymnos und ins Val Pennavaire. Nicht geschafft habe ich den Durchstieg einer 8c-Route, die ich im Frühjahr über längere Zeit projektiert hatte. Zwar konnte ich die Tour solide in zwei überlappenden Hälften klettern, aber ganz gereicht hat's doch nie. Somit wäre das Ziel fürs 2020 ja eigentlich gegeben - mal sehen!

Supercoole und extrasteile Sandsteinkletterei in den Vogesen - sehr empfehlenswert!

Wettkämpfe

Die Wettkämpfe haben sich im 2019 zu einem zentralen Aspekt meiner Tätigkeit im Klettern entwickelt. Einerseits selbst als Teilnehmer, andererseits als Coach für die Kinder - an insgesamt 19 Events war mindestens jemand vom Team Dettling dabei. So kam es tatsächlich vor, dass wir an einem strahlend schönen, outdoortauglichen Frühlings- oder Spätsommertag in einer Halle um Podestplätze kämpften. Aber es macht enormen Spass, die Leidenschaft mit der Familie zu teilen und auf den Punkt Vollgas geben zu müssen beim Klettern. Die Erfolge und wohin das alles führen wird, stehen nicht im Zentrum: alles kann, nichts muss. Trotzdem versuchen wir uns natürlich immer möglichst weit vorne in der Rangliste zu platzieren und das gelang im 2019 mit grossem Erfolg. Team Dettling sicherte sich total 23 Podestplätze (alle mind. 4 Stück!!!) und wir gingen nur selten von einem Wettkampf ohne Edelmetall heim. Mir persönlich lief's im 2019 fantastisch, ich konnte total 8x aufs Treppchen steigen und sogar 2 Wettkämpfe gewinnen. War's die Fitness, die Routine oder einfach Glück?!? Wir werden sehen: im 2020 sind wir nach aktuellem Stand wieder voll motiviert im Zirkus dabei und greifen an, wo es etwas zu holen gibt :-)

Ein farbenfrohes Wettkampfjahr 2019 ging zu Ende. Foto: Kletterzentrum Gaswerk

MSL

Trotz ausgiebigem Sport- und Wettkampfklettern ging ich auch noch auf MSL. Und dies im langjährigen Vergleich sogar sehr oft, nämlich total 30x. Exakt die Hälfte dieser MSL-Routen kletterte ich mit meinen Kindern, wobei da inzwischen bereits richtig anspruchsvolle Unternehmen möglich sind. Ein absolutes Jahres-Highlight ist denn auch die MSL-Woche mit meiner Tochter in Chamonix. Jeden Tag konnten wir eine prima MSL-Route vom Stapel lassen, u.a. die fantastischen Eau Rance (6b+) und Venus (6b+). Auch mit erwachsenen Partnern gelangen mir geniale Begehungen. Einzelne hervorzuheben bedeutet andere abzuwerten, dennoch erwähne ich hier Cacciatori di Pareti (7b), Nikita (7b), Pipistrello (7b+), Jimmy (6b+), Trumpfkönig (7a+), Fusion (7b), Braveheart (7a+), Venus (7a+) und Cirrus (7a) speziell. Die meisten dieser Touren sind auf dem Blog bereits wohldokumentiert, einige Beiträge sind aber noch nicht ganz fertig gestellt. Einen solchen wird's zur schlechtesten MSL aller Zeiten (=zumindest jener, die mir in meinem ganzen bisherigen Kletterleben am wenigsten Spass gemacht hat) bestimmt nie geben. Ihr dürft jetzt alle 3x raten, welche das wohl ist. Als Tipp gebe ich noch mit, dass es keine brüchige 3-SL-Tour mit elend langem Zustieg in einem unbekannten Gebiet ist, sondern... pssst, nicht weitersagen.

Auch ein Blog, der noch fehlt... und gleich Anlass für das nächste Ratespiel. Wer erkennt's?

Bohren

Nicht nur zum MSL-Klettern fand ich im 2019 Zeit, sondern auch zum Erschliessen. Auch wenn das auf dem Blog wenig zur Geltung kam, so war es ein sehr erfolgreiches Jahr in dieser Hinsicht. Ich konnte 2 Mehrseillängenrouten einrichten, nämlich die Semi-Trad-Linie Maverik (9 SL, 7a) und die alpine Sportkletterei Dur à Cuire (8 SL, 7b+). Bei beiden fehlen aber noch ein paar Details, darum gibt's noch keine Blogs und Topos. Vielleicht hätte ich den Aufwand auf mich nehmen können, um nochmals alleine hinzugehen und alles wie gewünscht in Ordnung zu bringen. Aber ich bin ja kein Unternehmen, das seine Produkte auf den Markt bringen muss. Somit klettere ich die Routen lieber nächstes Jahr nochmals, bevor sie dann publiziert werden. Auch immer noch in Arbeit ist die Lanciamira, das Bigwall-Projekt mit meiner Tochter. Sie ist inzwischen 11 SL lang im Bereich 6ab mit einer SL 6c. Wir haben extrem viel Freude an diesem Unternehmen, Fortsetzung folgt. Im Klettergarten habe ich auch noch ein paar Eier gelegt, welche noch nicht alle ausgebrütet werden konnten. Zu jenen, wo das Kücken bereits geschlüpft ist, gehören Hibernator (7b+) und Stairway to the Stars (7c+) im Waldsektor der Galerie (da wäre eigentlich wieder einmal ein Topo-Update fällig...) sowie die Pachiderma (7b) in Claro. Vermutlich auch noch nie näher erwähnt habe ich den 1976 Crack (M5) und die Lotterie (M6), zwei Drytool-Routen ganz links auf dem Urnerboden. 

Unterwegs in der Lanciamira, Edition 2019.

Eisklettern, Nordwände & Bergsteigen

Tja, in dieser Rubrik ist nicht allzu viel los. Zum Eisklettern waren die Verhältnisse generell eher bescheiden, insbesondere in der näheren Umgebung. Somit gab es für mich nur einen Mixed-Tag im Urnerboden (mit den beiden bereits erwähnten Neutouren) sowie einen einzigen, längeren Eisfall, nämlich den Allmenalpfall (WI4) in Kandersteg. Immerhin war dieser ein richtiges Highlight! In Sachen Nordwände/Bergsteigen qualifiziert einzig die eindrückliche Durchsteigung der Tödi Westwand direkt aus dem Tal kommend.

Yours truly unterwegs im Allmenalpfall (WI4) in Kandersteg, definitiv eines der Schweizer Eiskletter-Highlights.

Skitouren

Skitouren habe ich im 2019 genau 27 Stück gemacht. Von Januar bis Mitte Februar gab's bei uns daheim im Zürcher Oberland aussergewöhnlich viel und guten Schnee (dafür sogar ausgeprägte Lawinengefahr). Dies erlaubte mir, alle bisher gemachten, lohnenden Touren im Oberland zu wiederholen und auch neue Hügel, Routen und Kombinationen auszuprobieren. Zumindest momentan sieht's gar nicht danach aus, als ob sich das heuer wiederholen würde. Ein paar Mal machte ich auch noch längere und alpinere Skitouren. Herausragend waren der oben bereits erwähnte Tödi und die mit dem Gleitschirm kombinierte Tour auf Rorspitzli & Rothorn.

Kick it in der Tödi Westwand, ein Hybrid zwischen Bergsteigen und Skitouren.
Wer jetzt noch Lust hat, weitere Jahresrückblicke zu lesen, findet hier alle bisher existierenden Ausgaben. Mir verbleibt zum Schluss der Dank an alle meine Tourenpartner im 2019 und insbesondere an meine Familie, die so oft mit dabei war und mich manchmal auch alleine hat ziehen lassen. Auf ein tolles Berg- und Kletterjahr 2020!

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